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Lösen Algen unser Eiweißproblem?

Lesezeit: 4 Minuten

Algen sind eiweißreich und enthalten wertvolle Aminosäuren. Aber eignen sie sich deshalb auch für den Schweinetrog? Melanie Jahn und Prof. Heiner Westendarp, Hochschule Osnabrück, geben Antworten.


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Die Situation an den Futtermittelmärkten hat sich in den letzten Jahren zugespitzt. Vor allem die Versorgung mit Sojaschrot wird in Europa zusehends problematischer.


Ein Auslöser ist die rasant steigende Nachfrage Chinas. Das Land wird in diesem Jahr drei Mal so viel Sojaschrot importieren wie vor zehn Jahren. Und das Einfuhrverbot von gentechnisch verändertem Soja in die EU verschärft die Situation weiter. Die Folge sind steigende Preise bei Eiweißfuttermitteln. Sojaschrot kostete zeitweise 50 € pro dt.


Es verwundert nicht, dass die Suche nach Alternativen auf Hochtouren läuft. Aber welche Eiweißträger bietet der Futtermittelmarkt? Heimische Leguminosen wie Erbsen oder Bohnen sind derzeit keine Alternative, da sie dem Sojaschrot qualitativ unterlegen sind. Hier müssen die Züchter erst noch Entwicklungsarbeit leisten. Zudem ist der Anbau von heimischen Leguminosen ackerbaulich oft uninteressant, sodass nur eingeschränkte Mengen am Markt vorhanden sind (siehe top agrar 3/2013, Seite S 4).


Alge als Alternative?

Mittlerweile experimentieren einige Firmen verstärkt mit Algen. Denn sie zeichnen sich durch einen hohen Rohproteingehalt von 45 bis 55 % aus. Den Vergleich mit der Sojapflanze braucht die Alge also nicht zu scheuen. Zudem setzt sich das Rohprotein aus vielen verschiedenen Aminosäuren zusammen. Darunter sind auch die für die Ernährung der Schweine lebensnotwendigen Aminosäuren wie z. B. Lysin, Threonin, Tryptophan und Methionin.


Algen sind zudem eine wertvolle Quelle für Mineralstoffe (Makro- und Spurenelemente), Vitamine, ungesättigte Fettsäuren und Rohfaser. Damit eignen sich die Pflanzen für die Schweinefütterung besser als Würmer oder Larven. Diese sind zwar ebenfalls eiweißreich, jedoch gibt es Probleme beim Fettgehalt. Mehlwürmer zum Beispiel weisen Fettgehalte von 20 % bezogen auf 88 % TS auf.


Neben Natrium, Magnesium, Eisen und Selen enthalten Algen viel Jod und Kalzium. Das Jod ist zudem wesentlich besser verfügbar als in anderen Futtermitteln. Es reichert sich daher leichter im Fleisch an.


In Bezug auf die Vitamine stellen Algen eine gute Quelle dar. Bei Vitaminen ist neben der Menge vor allem das Verhältnis der Vitamine zueinander entscheidend. Auch hier können Algen punkten. Der Vitamin B- und C-Gehalt ist sogar höher als in Obst und Gemüse. Außerdem weist das eher selten vorkommende Vitamin B 12 eine gute Bioverfügbarkeit auf.


Der Fettgehalt ist sehr gering und beträgt nur 1 bis 3 % in der Trockenmasse. Essentielle Fettsäuren sind hingegen in hoher Konzentration vorhanden, z. B. Olein-, Linolen-, Linol- oder Arachidonsäure. Durch technologische Prozesse kann die Linolsäure sogar so umgebaut werden, dass der Fettansatz im Fleisch und der Milchfettgehalt sinken.


Charakteristisch für die Alge ist ihr hoher Rohfasergehalt von 32 bis 50 % in der Trockenmasse. Die unlöslichen Rohfaserbestandteile sorgen dabei für eine langsamere Passagerate im Verdauungstrakt. Der Anteil der löslichen Faserstoffe an der Gesamtrohfaser ist hoch, er liegt zum Beispiel bei Grün- und Rotalgen zwischen 50 und 80 %.


Fütterungsversuche fehlen.

Neben den positiven Merkmalen sind auch die Nachteile zu nennen. Vor allem die stark schwankende Qualität der Algenprodukte bereitet Probleme. Algen aus chinesischer Herstellung sind häufiger mit toxischen Stoffen belastet, weil sie unter freiem Himmel produziert werden. In diesem Zusammenhang sind vor allem Quecksilber, Blei, Arsen oder Benzpyren zu nennen. Beim Einsatz in der Fütterung müssen deswegen futtermittelrechtlich erlaubte Höchstmengen beachtet werden.


Neben den Schwierigkeiten hinsichtlich der Qualität fehlen derzeit auch wissenschaftlich abgesicherte Aussagen darüber, inwieweit sich Algen in der Schweinefütterung einsetzen lassen. Das Problem ist, dass bislang kaum Fütterungsversuche durchgeführt wurden.


Dabei bietet der Einsatz von Algen Potenzial, wie ein Fütterungsversuch der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Iden, Sachsen-Anhalt, zeigt. Dieser brachte folgendes Ergebnis: Bei gleichen Startbedingungen erreichten die Ferkel der Algengruppe (0,2 % Algenpulver in der Mischung) 40 g höhere Tageszunahmen und höhere Endgewichte. In einer zweiten Versuchsreihe waren die Ergebnisse sogar signifikant. Die dreiphasige Fütterung setzte sich aus Prestarter (15 MJ ME, 1,5 % Lysin), Starter (14 MJ ME, 1,5 % Lysin) und Ferkelaufzuchtfutter (13,4 MJ ME, 1,1 % Lysin) zusammen.


Die Fütterungsexperten in Iden kamen außerdem zu dem Ergebnis, dass durch den Einsatz von Algen zwar ein höherer Erlös möglich ist, gleichzeitig aber auch die Futterkosten steigen. Steigt der Algenanteil im Futter deutlich an, ist die Wirtschaftlichkeit unter Umständen nicht mehr gegeben.


Bevor also abschließende Aussagen zum Einsatz von Algen in der Schweinefütterung getroffen werden können, müssen in jedem Fall weitere Füt-terungsversuche erfolgen. Das betrifft sowohl die Sauen- als auch die Ferkel- und Mastschweinefütterung.

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