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Mehr Milch und trotzdem stabile Preise?

Lesezeit: 6 Minuten

Auch in diesem Jahr wird weltweit wieder mehr Milch gemolken. Dennoch bleiben die Erzeugerpreise stabil, meint das US-Landwirtschaftsministerium.


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Über rote oder schwarze Zahlen in deutschen Kuhställen entscheidet längst auch der weltweite Milchmarkt, denn heimische Erzeugerpreise hängen inzwischen von der Pulverproduktion in Neuseeland und der Käsenach­frage in Osteuropa ab. Wie sich die weltweiten Milchmärkte in 2012 voraussichtlich entwickeln, haben die Experten des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) in einer aktuellen Prognose untersucht.


Langsameres Wachstum:

Danach könnte sich das Wachstum der weltweiten Milcherzeugung in diesem Jahr leicht abschwächen. Für die Gruppe der weltweit wichtigsten Erzeugerländer (80 % der Gesamterzeugung) erwartet das USDA eine Milchmenge von insgesamt 485,1 Mio. t, das wären 1,8 % mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2011 lag das Plus gegenüber dem Vorjahr noch bei 2,4 %. In den Jahren davor betrug das Wachstum stets weniger als 2 %. Hauptursache für das große Milchplus 2011 war die Aufstockung der Milchviehherden in vielen Ländern um zusammengerechnet 1,4 % auf knapp 131 Mio. Kühe, nachdem sich die Milcherzeugerpreise und damit die Erlöschancen 2011 spürbar verbessert haben.


Dieser Trend könnte 2012 anhalten, die Experten erwarten nochmals 2 Mio. Kühe mehr, deren Milch die Märkte aber offenbar problemlos aufnehmen sollen. Das anhaltende Bevölkerungswachstum und steigende Einkommen v.a. in China und Indien dürften die Nachfrage nach Milchprodukten auch in den kommenden 12 Monaten ankurbeln. Für die einzelnen Regionen zeichnen sich laut der Studie folgende Entwicklungen ab:


Europa: Nach einem Plus von 1,7 % bzw. 2,4 Mio. t auf 138 Mio. t im Vorjahr soll die Milchproduktion in der Europäischen Union 2012 nur noch um knapp 1 % zulegen. Erstmals soll zwar die durchschnittliche Leistung pro Kuh auf über 6 000 kg Milch pro Jahr steigen. Bei den Investitionen werden sich die Milchviehhalter aber vermutlich zurückhalten: Höhere Kosten, ein stagnierender Binnenverbrauch und die Euro-Schuldenkrise dürften die Expansionspläne vieler Milchviehhalter dämpfen.


USA: Auch in den Vereinigten Staaten sollen sich die Rahmenbedingungen für Milcherzeuger im laufenden Jahr verschlechtern. Steigenden Futterkosten ste­hen sinkende Erlöse gegenüber. Von umgerechnet 34 €-Cent/Liter könnten die Er­zeugerpreise auf 31 Cent fallen.


Obwohl die US-Milchkuhherde sogar leicht auf nur noch 9,2 Mio. Tiere schrumpfen könnte, soll die US-Milch-erzeugung 2012 erstmals die 90 Mio.- Tonnen-Marke überschreiten.


In Russland wird die Milcherzeugung aller Voraussicht nach stagnieren und wie 2011 und 2010 knapp unter 32 Mio. t liegen. Offenbar halten selbst russische Beobachter größere Steigerungen in den kommenden Jahren für wenig wahrscheinlich. 2014 soll die russische Milchmenge sogar 1 % kleiner ausfallen als 2011. Hintergrund ist offenbar, dass immer noch knapp die Hälfte der russischen Kühe in so genannten Hauswirtschaften gehalten wird, nennenswerte Leistungssteigerungen sind in diesen Beständen nicht zu erzielen bzw. nicht erfassbar.


Neuseeland: Die Milchproduktion am anderen Ende der Welt soll 2012 nicht an die Wachstumsraten der letzten Jahre herankommen, erwarten die Washingtoner Marktexperten. Kein Wunder, hatten die Milchfarmer in Neuseeland die Erzeugung 2010 und 2011 doch um 9 bzw. 4 % auf zuletzt 18,7 Mio. t gesteigert. Für dieses Jahr wird zwar ein weiteres Plus von 2 % auf dann mehr als 19 Mio. t erwartet. Vor allem schärfere Umweltauf­lagen und eine Preisdelle bei den Erlösen im vergangenen Herbst dürften nachhaltig auf die Investitionsbereitschaft der Farmer drücken.


Indien und China bescheinigt das ­USDA für 2012 Wachstumsraten bei der Milcherzeugung von jeweils knapp 5 %. Mit 55 (Indien) bzw. gut 32 Mio. t könnten in beiden Ländern neue Höchststände erreicht werden. Allerdings sind Statistiken aus diesen Ländern und damit die Prognosen immer noch mit einer gewissen Vorsicht zu bewerten.


Für Argentinien erwarten die Experten 2012 erneut große Zuwächse: Schon im Vorjahr überraschte das „Land der Gauchos“ mit einem Plus bei der Milch­erzeugung um 13 % auf rund 12 Mio. t. Für das laufende Jahr werden jetzt noch einmal 4 % mehr und damit 12,5 Mio. t Milch erwartet. Hintergrund ist offenbar, dass viele frühere Rindermäster auf Milchkühe umgestiegen sind und aktuell viel Gras auf den Weiden steht.


Stabile Preise?

Trotz der weiteren Zuwächse gehen die Marktanalysten davon aus, dass sich die Weltmarktpreise für Milchprodukte nach den Preiseinbrüchen der vergangenen Monate im Laufe des Jahres stabilisieren könnten. Folgende Punkte sprechen dafür:


  • Besonders für Asien erwarten die Beobachter einen weiter wachsenden Importbedarf.
  • Wegen der weltweit geschrumpften Lagerbestände könnten die Preise bei Angebotsengpässen kurzfristig sogar nach oben ausschlagen.


Für die wichtigsten Milcherzeugnisse rechnet das USDA mit folgenden Trends:


Käse: Die EU dürfte auch 2012 Weltmeister in der Käseproduktion bleiben. Bei einem erwarteten kleinen Plus könnten EU-Käser rund 7,1 Mio. t erzeugen. Zwar wird der Großteil des Käses im Binnenmarkt verzehrt, gut 630 000 t sollen in den Export gehen. Mit einem Plus von etwa 3 % soll die Steigerung allerdings nicht mehr so üppig ausfallen wie noch 2010, damals wurden Zuwächse von fast 20 % erzielt! Hintergrund dürfte sein, dass die russische Nachfrage offenbar nicht mehr so kräftig zulegen soll wie in früheren Jahren.


Auch für Ozeanien (Neuseeland und Australien) erwarten die Experten ein deutliches Käse-Plus von 5 %. Allerdings fällt die gesamte Käseproduktion in „Down Under“ mit rund 610 000 t immer noch kleiner aus als die EU-Exporte! Trotzdem spielen diese Mengen oft „Zünglein an der Waage“ und sind daher nicht zu unterschätzen.


Das gilt auch für Butter, allerdings soll die Produktion in Neuseeland 2012 genauso stagnieren wie in der EU. Vielen steckt offenbar noch die scharfe Korrektur bei den Weltmarktpreisen Ende 2011 in den Knochen, nachdem zuvor mangels Angebot Rekordnotierungen erzielt worden waren. Für die kommenden Monate gehen die USDA-Experten nun von stabilen Preistendenzen für Butter aus, da kurzfristig die Milchmengen saisonbedingt schrumpfen könnten und mittelfristig mehr Milch in die Pulverproduktion abfließen könnte.


Denn vor allem der Bedarf an Vollmilchpulver soll 2012 in den wichtigsten Importländern weiter zulegen. Das gilt besonders für China, wo einheimische Ware nach dem Melaminskandal weiterhin keine Chance hat. Der Importbedarf des Landes soll daher 2012 um weitere 7 % auf nunmehr 375 000 t steigen.


Auf der Erzeugerseite werden die größten Pulverzuwächse wieder einmal in Neuseeland erwartet (plus 11 % gegenüber 2011 auf 1,1 Mio. t.), die fast vollständig exportiert werden dürften. Für die EU rechnen die Washingtoner Analysten mit stabilen Exporten von rund 415 000 t, da das leicht steigende Milchangebot vermehrt in andere Verwertungen abfließen soll.


Nicht ganz so optimistisch schätzt das USDA die Entwicklung beim Magermilchpulver ein: Sowohl für die EU als auch für die USA werden rückläufige Exporte erwartet, und zwar um minus 7 bis 8 %! Zwar begründen die Marktbeobachter den Rückgang mit fehlender Ware in den Exportlägern, gleichzeitig trauen sie Neuseeland einen deutlichen Ausbau der Pulverausfuhren um 10 % auf dann 450 000 t zu. Immerhin: Weltweit gesehen soll der Pulverhandel auch 2012 weiter boomen und stabil bei knapp 1,6 Mio. t liegen. Christian Brüggemann

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