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N-Düngung im Herbst: Bald völlig verboten?

Lesezeit: 7 Minuten

Wird die N-Düngung im Herbst künftig stark eingeschränkt oder sogar ganz verboten? ­Nordrhein-Westfalen ist bereits mit einem verschärften Erlass vorgeprescht. Was für eine ­Herbstdüngung spricht, erklärt Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Die optimale Entwicklung der Feldfrüchte nach der Aussaat im Herbst ist die Grundlage für den Ertrag. Neben der Saatzeit und Bodenbearbeitung ist eine Herbstdüngung oft eine wichtige Steuerungsgröße. Vor allem zu Raps, Zwischenfrüchten, vor Rüben oder Mais und zu Getreide nach Getreide kann eine gezielte Herbstdüngung den Ertrag deutlich verbessern.


Ob eine Düngung notwendig ist, hängt neben den ackerbaulichen Bedingungen jedoch sehr stark von der Witterung ab. Die beiden letzten Jahre waren diesbezüglich sehr gegensätzlich:


  • Im kalten, nassen Herbst 2010 war die Herbstdüngung die letzte Möglichkeit, einige Rapsbestände vor dem Umbruch zu bewahren.
  • Im milden Herbst 2011 führte eine überzogene Herbstdüngung dazu, dass Bestände eher ausgewintert sind.


Scharfer Erlass:

Die Praxis braucht daher Entscheidungshilfen, um besser zu erkennen, ob eine Düngung im Herbst nötig ist. Das Thema bekommt darüber hinaus Brisanz, da derzeit eine politische Diskussion über die Notwendigkeit der N-Düngung im Herbst entstanden ist. So besagt ein aktueller Erlass des Landwirtschaftsministeriums in Nordrhein-Westfalen (siehe top agrar 8/2012, Seite 39), dass eine Düngung im Herbst bei folgenden Voraussetzungen nicht zulässig ist:


  • zu Winterweizen nach Mais, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse und Leguminosen,
  • Getreide nach Silomais,
  • Zwischenfrüchte nach Mais und Zuckerrüben.


Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass man Nitratverlagerungen ins Grundwasser befürchtet.


Was sagt die Dünge-VO?

Die derzeit gültige Fassung der Düngeverordnung regelt die Düngung im Herbst in zwei Bereichen:


1. „Auf Ackerland dürfen nach der Ernte der letzten Hauptfrucht vor dem Winter Gülle, Jauche und sonstige flüssige organische sowie organisch-mineralische Düngemittel mit wesentlichen Gehalten an verfügbarem Stickstoff oder Geflügelkot nur


• zu im gleichen Jahr angebauten Folgekulturen einschließlich Zwischenfrüchten bis in Höhe des aktuellen Düngebedarfes an Stickstoff der Kultur oder


• als Ausgleichsdüngung zu auf dem Feld verbliebenem Getreidestroh,


jedoch insgesamt nicht mehr als 40 kg Ammonium-N oder 80 kg Gesamt-N/ha aufgebracht werden.


2. Die Düngung – sowohl mit organischen als auch mineralischen Düngern – muss sich grundsätzlich am Bedarf orientieren.“


Die derzeit häufige Meinung, dass grundsätzlich im Herbst bis zur Obergrenze von 80 kg/ha Gesamt-N gedüngt werden darf, wird durch den Erlass in NRW korrigiert bzw. präzisiert. Darüber hinaus gibt es jedoch Stimmen, die eine weitere Einschränkung der Herbstdüngung fordern.


Diese Situation fordert daher vor allem von der Beratung verlässliche Daten, wann eine Herbstdüngung sinnvoll und notwendig ist.


Das beeinflusst den N-Bedarf:

Die Fruchtartenwahl, die Fruchtfolge, die Bodenbearbeitung sowie der Saattermin und das Belassen des Strohs der Vorfrucht haben – neben dem Standort sowie der Bodenbeschaffenheit – einen großen Einfluss auf den Düngebedarf im Herbst. Von den Kulturarten nehmen Raps und Zwischenfrüchte die größten Nährstoffmengen im Herbst auf. Unter günstigen Bedingungen können sie mehr als 100 kg N/ha binden. Bei Getreide liegt dagegen die Nährstoffaufnahme bei maximal 40 bis 50 kg N/ha. Die verschiedenen Getreidearten unterscheiden sich im Düngebedarf. Den höchsten Anspruch hat Gerste, gefolgt von Weizen, Triticale und Roggen.


Neben den Früchten beeinflusst die Fruchtfolge den Düngebedarf im Herbst. Vor allem Getreide benötigt in der Regel nach Blattvorfrüchten wie Raps, Rüben, Kartoffeln, Leguminosen und Mais nur selten im Herbst Dünger. Denn durch die Nährstoffrücklieferung aus den Ernteresten und wegen der guten Bodenstruktur liefern die Böden ausreichend Nährstoffe nach. Aufgrund ihrer guten Wurzelbildung können die Pflanzen die Nährstoffe optimal aufnehmen.


Anders ist die Situation bei Getreide nach Getreide. Dies gilt vor allem für Gerste und Stoppelweizen. Durch die schlechtere Bodenstruktur nach Getreide und das Belassen des Strohs auf dem Feld sind die Bedingungen bei Stoppelgetreide ungünstiger. Stroh ist aufgrund seines weiten C : N-Verhältnisses eine große N-Senke. Deshalb beeinflusst das Strohmanagement ebenfalls den N-Düngebedarf im Herbst. Einige Betriebe führen daher eine Strohausgleichs-Düngung durch. Die Effekte sind jedoch schwer zu bewerten.


Der Düngebedarf nimmt ab, wenn es gelingt, das Stroh optimal einzuarbeiten. Beim Mähdrusch sollte die Stoppel möglichst tief geschnitten werden. Das Stroh muss zudem fein gehäckselt und gut verteilt werden. Eine Alternative ist, das Stroh abzufahren. Dies ist vor allem für pfluglose Bestellung von Winterungen wie Raps oder Stoppelweizen vorteilhaft. Dann ist es nicht notwendig, das Stroh intensiv einzumischen. Vor allem in Fruchtfolgen mit hohem Mais-Anteil ist jedoch darauf zu achten, die Humusbilanz durch Zufuhr von organischen Düngern, wie z. B. Kompost, und den Anbau von Zwischenfrüchten wieder auszugleichen.


Wichtig bei pfluglos!

Auch hängt es sehr stark von der Bodenbearbeitung ab, ob eine Herbstdüngung erforderlich ist. Es ist wissenschaftlich belegt, dass beim Übergang zu einer pfluglosen Bestellung der Düngebedarf steigt. Langfristig reichert sich der Stickstoffpool im Boden an. Das führt wieder zu einem Angleichen des Düngebedarfs.


Besonders der kalte, feuchte Herbst 2010 hat deutlich gemacht, dass in pfluglosen Systemen zudem die Jugendentwicklung langsamer verläuft. Dies führt dazu, dass besonders in der Jugendentwicklung der Pflanzen im Herbst ein höherer Düngebedarf entsteht. Versuche in Stoppelweizen belegen, dass hierbei neben der Stickstoff- auch eine Phosphatdüngung Vorteile bringt.


Kein N zu Frühsaaten!

Der Saattermin spielt beim Düngebedarf im Herbst ebenfalls eine große Rolle. Sowohl bei Raps als auch bei Getreide nimmt er im Herbst bei frühen Saaten und schnellen Feldaufgängen ab. Sofern die Bestände aus eigener Kraft das gewünschte Entwicklungsziel erreicht haben, ist es kaum nötig, eine zusätzliche Düngung zu geben. Im Gegenteil: Es hat sich in diesem Frühjahr gezeigt, dass überwachsende Bestände durch eine Herbstdüngung stärkere Frostschädigungen zeigten.


Phytosanitär gibt es jedoch viele Gründe, den Saattermin eher nach hinten zu schieben. Bei Getreide sind dies u. a. die Gefahren der Virusinfektion durch Blattläuse und die stärkere Gefährdung durch Pilzkrankheiten, u. a. durch Schwarzbeinigkeit, Halmbruch, Mehltau oder Blattseptoria. Bei Raps werden in Frühsaaten Pilzkrankheiten wie Phoma und Verticillium gefördert. Auch Kohlhernieinfektionen nehmen bei Frühsaaten zu. In allen Kulturen steigt bei früher Saat der Unkraut- und Ungrasdruck ebenfalls deutlich an. Im Rahmen von Resistenzsystemen wird daher vermehrt eine spätere Aussaat empfohlen. Die Notwendigkeit der Düngung steigt damit jedoch an.


Standort und Bodenzustand:

Diese haben einen großen Einfluss auf den Düngebedarf. Den höchsten Bedarf haben die leichteren Sand- und lehmigen Sandböden sowie die kalten Tonböden. Allerdings spielen auch die Krumentiefe und der N-Gehalt der Böden eine Rolle. Besonders auf Standorten mit langjährig intensiver organischer Düngung kann der Einfluss der Bodenart überdeckt werden. Auch die Höhenlage und der Klimaraum kommen als Einflussgröße hinzu. Besonders im Hügelland und in kontinentalen Gebieten ist die Vegetation im Herbst begrenzt. Dort hat die Förderung der Jugendentwicklung eine größere Bedeutung.


Klimaveränderung:

Das Wetter beeinflusst den Düngebedarf in verschiedener Hinsicht. Die immer stärker werdenden Witterungsextreme erschweren es jedoch, ihre Wirkung bzw. ihr Eintreten einzuschätzen. Das zeigen die beiden letzten Jahre deutlich:


  • Der Herbst 2010 war geprägt durch andauernde Nässe und ein frühes Vegetationsende.
  • 2011 war der Herbst zu trocken, aber extrem mild. Wachstum fand noch bis in den Januar hinein statt. Dann schlug jedoch der Frost zu.


Grundsätzlich spielt neben der Temperatur auch das Wasserangebot für Wachstum und Nährstoffverfügbarkeit eine große Rolle. Besonders Trockenheit begrenzt die Löslichkeit der Nährstoffe und verlangsamt die Wachstumsprozesse.


Entscheidungshilfen fehlen!

Die N-Düngung im Herbst ist in vielen Kulturen sinnvoll – jedoch nicht in allen Fällen. Zur Abwägung für die Praxis fehlt es jedoch an Entscheidungshilfen. Zwar werden diese, wie z. B. die Sollwert-Düngeemfehlung oder der N-Tester, auch im Frühjahr nur verhalten eingesetzt, im Herbst fehlen bislang Anhaltspunkte völlig. Hier besteht daher Handlunsgbedarf.


Ein stichprobenartiges Erfassen der Nitratgehalte zur Saat der Winterungen könnte ein Ansatz sein. Darüber hinaus könnte auch die Nitratanalyse hilfreich sein, um den Düngebedarf bei Getreide zu ermitteln. Auch der Einsatz von N-Sensoren wäre in Zukunft denkbar. Weitere Untersuchungen sind hier jedoch erforderlich.

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