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Neue MFA-Schätzformel – wer gewinnt, wer verliert?

Lesezeit: 4 Minuten

Wie verändern sich die Muskelfleischanteile durch die neue Schätzformel? Eine erste Analyse von Christa Niemann, Deutscher Bauernverband.


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Die mehr als zehn Jahre alten Schätzformeln für den Muskel-fleischanteil bei der Klassifizierung von Schlachtschweinen unterschätzen den Fleischanteil zum Teil erheblich. Deshalb hat das Max-Rubner-Institut in Kulmbach die Formeln nach einem aufwendigen Klassifizierungs- und Zerlegeversuch überarbeitet und an die heute gängigen Genetiken angepasst.


Doch wie wirkt sich die geplante Formeländerung, die vermutlich Mitte nächsten Jahres in Kraft tritt, in der Praxis aus? Welche Herkünfte werden von der Formeländerung proiftieren? Und welche Schweine schneiden künftig schlechter ab? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat der Deutsche Bauernverband (DBV) die Schlachtdaten von 92 300 Schweinen aus dem bundesweiten Vermarktungswege-Vergleich des DBV probeweise in die neue FOM-Formel eingesetzt.


Speckmaß bekommt mehr Bedeutung


Alle 92 300 Schweine wurden nach FOM abgerechnet und stammen aus dem nordwestdeutschen Raum. Für eine separate Auswertung süddeutscher Genetik reichte leider die Datendichte nicht aus. Das durchschnittliche Schlachtgewicht der Tiere betrug 94,5 kg. Wobei viele Schlachtschweine in den Gewichtsklassen 94 und 95 kg zu finden waren.


Um den Effekt der neuen Formel beurteilen zu können, wurde der Muskelfleischanteil aller Tiere sowohl nach alter als auch nach neuer Formel berechnet. Für jedes Tier wurden dazu die Speck- und Fleischmaße zugrunde gelegt.


Übersicht 1 stellt die alte und die neue Formel gegenüber. Bei der derzeit noch gültigen Formel wird das Speckmaß mit dem Faktor - 0,828 multipliziert, das Fleischmaß hingegen nur mit dem Faktor + 0,183. Jeder zusätzliche Millimeter Speck wirkt sich also 4,5-mal stärker auf den Muskelfleischanteil aus als jeder zusätzliche Millimeter Fleisch.


Mit der neuen Formel wird das Speckmaß noch wichtiger werden. In der Praxis bedeutet dies, dass sich bei gleichem Fleischmaß 1 mm mehr Speck in einem um 0,88 %-Punkte geringeren Muskelfleischanteil widerspiegelt. Nach der bisherigen Formel waren es nur 0,828 %-Punkte weniger.


Im Gegenzug sinkt der Einfluss des Fleischmaßes. Bei gleichem Speckmaß ergibt 1 mm mehr Fleisch einen um 0,155 %-Punkte höheren Muskelfleisch-anteil. Nach der bisherigen Formel waren dies noch 0,183 %-Punkte.


In der Praxis wirkt sich das folgendermaßen aus: Bei einem Schwein mit 16 mm Speck- und 62,8 mm Fleischmaß errechnet sich nach der alten Schätzformel ein Muskelfleischanteil von 56,9 %. Wird für das gleiche Tiere die neue Formel angewendet, ergibt sich hingegen ein um 0,5 %-Punkte höherer Muskelfleischanteil von 57,4 %.


Hochprozenter profitieren stärker


Es bestehen jedoch Unterschiede zwischen fleischreichen und weniger fleischigen Genetiken, wie Übersicht 2 verdeutlicht. Fleischreiche Tiere profitieren von der neuen Schätzformel überproportional stark. Fleischarme Tiere erzielen mit der neuen Formel hingegen einen weniger starken MFA-Zuwachs. Bis 60 % Muskelfleischanteil erhöht sich der Zuwachs kontinuierlich mit jedem MFA-Prozentpunkt. Bei den sehr stark bemuskelten Tieren flacht die Kurve dann allerdings wieder ab.


Für Schweinemäster wird es daher künftig darauf ankommen, Tiere mit einer möglichst geringen Speckauflage zu mästen. Dazu muss die Fütterung angepasst werden. Wichtig ist, die Futtermenge zum Mastende so stark zu begrenzen, dass die Tiere nicht unnötig verfetten.


Übergewichte schneiden schlechter ab


Auch das Schlachtgewicht hat einen großen Einfluss auf die Höhe des Muskelfleischanteils. Hohe Schlachtgewichte wirken sich nach der neuen Formel sehr nachteilig auf den Muskelfleischanteil aus, da das Speckmaß einen größeren Einfluss bekommt als bisher.


Wie groß dieser Effekt ist, verdeutlicht Übersicht 3. Im Schnitt aller 92 300 ausgewerteten Schweine steigt der Muskelfleischanteil durch den Einsatz der neuen Schätzformel um 0,47 % an. In den vier Gewichtsklassen von 70 bis 80 kg, von 80 bis 90 kg, von 90 bis 100 kg über 100 kg Schlachtgewicht gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. Überdurchschnittlich hoch fällt der MFA-Gewinn durch die neue Formel nur unterhalb von 90 kg SG aus. Sind die Schweine schwerer, ist der MFA-Gewinn eher mager. Besonders deutlich wird dies über 100 kg SG.


In welchem Korridor sich künftig das optimale Verkaufsgewicht bewegt, hängt davon ab, mit welchen Masken-Änderungen die Vermarkter auf die neue MFA-Schätzformel reagieren. Sehr wahrscheinlich wird es künftig noch unattraktiver, sehr schwere Schweine abzuliefern.


Wir fassen zusammen


Das Max-Rubner-Institut in Kulmbach hat die MFA-Schätzformel nach einem umfangreichen Klassifizierungs- und Zerlegeversuch an die heute verbreitete Genetik angepasst. Die neue Formel wird jedoch voraussichtlich frühestens Mitte nächsten Jahres in Kraft treten.


Der Deutsche Bauernverband hat vorab an einer Stichprobe von 92 300 Schweinen untersucht, wie sich die neue Formel auf das Klassifizierungsergebnis auswirkt. Im Schnitt wird sich der MFA-Anteil danach um 0,47 %-Punkte erhöhen. Wobei die fleischreichen Genetiken überdurchschnittlich profitieren.


Gleichzeitig werden überschwere Schweine noch stärker abgestraft als bisher. Denn in der neuen Formel schlägt jeder zusätzliche Millimeter Speck noch stärker zu Buche als dies bei der alten Formel der Fall war. Ziel muss es deshalb für die Mäster sein, Tiere mit geringer Speckauflage zu mästen und Übergewichte unbedingt zu vermeiden.

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