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Planen Sie die Tränkeanlage groß genug!

Lesezeit: 9 Minuten

Der Planung des Tränkewassersystems wird in der Praxis oft zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. top agrar hat für Sie zusammengestellt, worauf Sie achten sollten, wenn Sie neu bauen oder Ihren Stall erweitern wollen.


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Starke Druckschwankungen im Leitungssystem, zu geringe Rohrdurchmesser, zu wenig Tränken und falsche Durchflussraten: Diese und andere typische Fehler bei der Wasserversorgung sind in der Praxis immer wieder zu beobachten. In den letzten Jahren wurde zwar viel über das Thema Wasserhygiene diskutiert. Die bautechnischen Anforderungen an das Tränkesystem wurden zumeist aber sehr stiefmütterlich behandelt.


Besonders groß sind die Probleme in Betrieben, die in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen sind, Pumpen- und Druckspeichergröße sowie Rohrleitungsdurchmesser jedoch nicht an den gestiegenen Wasserbedarf angepasst haben. Nachfolgend hat top agrar deshalb die wichtig­sten Tipps für Sie zusammengestellt, die Sie bei der Planung des Tränkesystems bei Neu- oder Umbauten beachten sollten.


Wasserbedarf kalkulieren


Pumpenleistung und Rohrdurchmesser müssen so ausgelegt sein, dass genügend Wasser verfügbar ist zum Tränken und für sonstige Zwecke wie Stallreinigung, Flüssigfütterung, Befüllung der Pflanzenschutzspritze etc. Die Empfehlungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zum Tränkewasserbedarf sind in Übersicht 1 zusammengefasst. Die Auslegung eines Systems richtet sich nach der täglichen Spitzenlast, die je nach Stallbereich, Tränke- und Fütterungssystem sehr unterschiedlich ausfällt!


Beispielhaft wurden an der Uni Bonn im Jahr 2006 im Rahmen einer Doktor-arbeit die Spitzenlasten verschiedener Haltungsabschnitte rechnerisch ermittelt (siehe Übersicht 2). Dabei wurden die Anzahl der Tränken pro Abteil bzw. pro Stall, die Durchflussraten (siehe Übersicht 1) und die gleichzeitige Betätigungsrate der Tränken miteinander multipliziert. Für die gleichzeitigen Betätigungsraten, die sich je nach Haltungsabschnitt, Fütterungs- und Tränkesystem gravierend unterscheiden, liegen jedoch nur Schätzwerte vor.


Die zusätzlich für sonstige Zwecke benötigten Wassermengen werden in der Praxis häufig unterschätzt. So benötigt z. B. der Hochdruckreiniger stündlich bis zu 2 500 l Wasser. Bleibt der Wasserbedarf für die sonstigen Zwecke unberücksichtigt, sind die Schweine zeitweise unterversorgt, insbesondere bei großer Hitze. Deshalb ist es unerlässlich, die Spitzenlast für jeden Betrieb individuell zu berechnen! In einem nächsten Schritt wird das gesamte Wasserversorgungssystem auf die Spitzenlast ausgelegt.


Pumpengröße individuell berechnen


Bei Eigenwasser sind Förderpumpe und Druckspeicher erforderlich. Standard ist eine Tauchpumpe. Wichtig ist eine ausreichende Fördertiefe, damit auch im Sommer bei sinkendem Grundwasserspiegel ausreichend Wasser verfügbar ist. Der Druckspeicher steuert die Pumpe, gleicht gewisse Druckschwankungen im System und kleinere Engpässe bei der Wasserversorgung aus. Er wird hinter der Pumpe in einem Vorraum installiert. Druckspeicher- und Pumpengröße müssen aufeinander abgestimmt sein und richten sich nach der Spitzenlast.


Wenn Sie Stadtwasser verwenden, ist gemäß der Europäischen Norm EN 1717 hinter dem Einspeisepunkt eine Systemtrennung notwendig, um Verunreinigungen im Trinkwasser zu verhindern. Ein Vorratsbehälter mit freiem Auslauf erfüllt diesen Zweck.


Im Eigenwasser können Sand, Schwebstoffe, Eisen und Mangan enthalten sein. Sie können Verschmutzungen, Biofilm, Ablagerungen und verstopfte Tränken verursachen. Außerdem beeinträchtigen sie die Schmackhaftigkeit des Wassers. Die unerwünschten Stoffe lassen sich gut aus dem Wasser herausfiltern. Handelsübliche Filter arbeiten über lange Zeit störungsfrei und sind preiswert.


Auf jeden Fall sollten Sie nicht nur das Tränkewasser, sondern das gesamte Eigenwasser filtern. Denn auch der Hochdruckreiniger und andere Geräte arbeiten mit gefiltertem Wasser länger störungsfrei. Daher wird der Filter noch vor dem Druckspeicher eingebaut. Seine Größe muss auf die Spitzenlast der Wasserversorgung abgestimmt werden. Empfehlenswert ist eine automatischen Rückspülung der herausgefilterten Stoffe.


Wichtig ist auch der Wasserdruck im Leitungssystem. Er sollte nicht mehr als 3 bar betragen. Ein Druckminderer ist immer sinnvoll. Er vermeidet Druckspitzen, die sich auch an den hintersten Tränken bemerkbar machen. Denn Druckspitzen führen zu überhöhten Durchflussraten, wodurch Saug- und Aufzuchtferkel die Tränken meiden. Außerdem verschwenden die Tiere Wasser. Der Druckminderer wird bei Eigenwasser direkt hinter dem Druckspeicher eingebaut, bei Stadtwasser direkt hinter der Systemtrennung.


Stichleitungen als Ring führen


Verteilen Sie das Wasser auf die verschiedenen Stallungen direkt hinter dem Druckminderer. Dabei sollte jeder größere Stall eine separate Hauptleitung bekommen. So vermeiden Sie Druckverluste durch zu lange Leitungen. Und bei Reparaturen ist nur die Wasserversorgung des betroffenen Stalls blockiert. Empfehlenswert ist eine zweite Hauptleitung: Die erste Leitung führt Tränkewasser, die zweite Wasser für sonstige Zwecke. So halten Sie den Druck auch dann stabil, wenn Sie Wasser für andere Zwecke entnehmen.


Die Wasserversorgung in den Abteilen erfolgt fast immer durch Stichleitungen, bei denen Standwasser ein hygienisches Problem ist. Es lässt sich vermeiden, indem Sie die Stichleitungen als Ring verlegen. Ans Ende jeder Ringleitung gehört ein Ablasshahn, damit Sie die Leitung vor dem Einstallen komplett entleeren können. Er ist zudem notwendig, um nach einer Grundreinigung das Spülwasser ablassen zu können. Sinnvoll ist es zudem, die Tränken in die Ringleitung zu integrieren. Dafür eignen sich so genannte Umlauftränken. Um das Absetzen von Medikamenten in den Abteilleitungen zu verhindern, dürfen diese nicht durchhängen.


Aus Haltbarkeits- und Hygienegründen sind sowohl Leitungen aus Edelstahl als auch aus Kunststoff – Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyethylen (PE) – geeignet. Je glatter das Material, desto weniger Ansatzpunkte für Ablagerungen gibt es. Diesbezüglich eignet sich Edelstahl am besten, gefolgt von PVC. Die früher gängigen verzinkten Leitungen sind relativ rau und korrodieren beim Zusatz von Säuren oder Laugen. Daher sind sie ungeeignet.


Spitzenbedarf bedingt den Rohrdurchmesser


In der Praxis sind die Rohrdurchmesser der Leitungen vielfach falsch berechnet. Die Hauptwasserleitungen sind häufig zu klein und die Abteilwasserleitungen zu groß dimensioniert. Unterm Strich kommt am Tier zu wenig Wasser an. Passend zur Spitzenlast müssen die Rohrdurchmesser der verschiedenen Stallbereiche für jeden Betrieb individuell berechnet werden. Die Durchmesser müssen einerseits groß genug sein, um die notwendige Spitzenlast zu ermöglichen. Andererseits dürfen sie nicht zu groß sein. Denn dann kommt es zu Standwasser – vor allem nachts, wenn die Tiere kaum trinken.


Auf Basis der Spitzenlasten für verschiedene Stallbereiche (siehe Übersicht 2 auf Seite S 29) lässt sich anhand einer Formel der erforderliche Durchmesser der Abteil- bzw. Hauptleitungen berechnen. Die Formel finden Sie auf unserer Homepage im „Leserservice Schweinehaltung“. Beachten Sie, dass die notwendigen Wassermengen für sonstige Zwecke hierbei noch nicht einbezogen sind.


Damit alle Schweine genug Tränkewasser bekommen, ist auch die Anzahl der Tränken wichtig. Für jeweils zwölf Tiere ist eine separate Tränke erforderlich. Zudem müssen die Tränken je nach Haltungsabschnitt bestimmte Durchflussmengen aufweisen (siehe Übersicht 1 auf Seite S 29). Es empfiehlt sich, die Durchflussmengen regelmäßig mit einer Uhr und einem Litermaß zu kontrollieren. Bei zu hohen Durchflussraten wird wie bei zu hohem Druck Wasser verschwendet, und die jungen Schweine meiden die Tränken. Sind die Durchflussraten zu niedrig, bekommen die Tiere zu wenig Wasser. Zum Nachjustieren sollte sich der Durchfluss der Tränken einfach von außen anpassen lassen.


Wirkstoffe wie zudosieren?


Damit Aufzuchtferkel und Mastschweine in jedem Wachstumsabschnitt bequem Wasser aufnehmen können, montiert man mehrere Tränken in verschiedener Höhe. Ideal sind – auch aus hygienischen Gründen – Umlauftränken mit Tränkezapfen in verschiedener Höhe.


Um den Wasserverbrauch der Tiere zu kontrollieren, sind in größeren Aufzucht- und Mastställen, die im Rein-Raus gefahren werden, Wasseruhren vor jedem Abteil hilfreich. Damit lassen sich zum Beispiel Erkrankungen früher erkennen. Wichtig ist, dass die Wasseruhren auch kleine Verbräuche sicher erfassen. Elektronische Lösungen mit Alarm vereinfachen die Kontrolle der Verbräuche.


Wirkstoffe, die Sie dem Tränkewasser zusetzen können, sind zum Beispiel Säuren zur pH-Wert-Absenkung, Medikamente, Substanzen zur Grundreinigung bzw. zur Dauerentkeimung und wasserlösliche Vitamine. Das Zudosieren der Wirkstoffe ist entweder über ein Wirkstoff-Dosiersystem oder einen Anmischbehälter und eine Umwälzpumpe möglich. Beide Systeme funktionieren. Welches System für Ihren Stall passt, ist betriebsindividuell zu entscheiden. Bei Dosiersystemen ist wichtig, dass sie genau arbeiten. Für die Medikation ist außerdem zu beachten, dass das Wirkstoffwasser über die gesamte Dauer der Behandlung in Bewegung bleibt. Denn sonst können sich schwer lösliche Medikamente in der Leitung absetzen. Es ist sinnvoll, diese Punkte genau abzuklären, bevor Sie sich für ein System und einen Hersteller entscheiden.


Wirkstoffe können Sie entweder zentral im Vorraum oder dezentral vor den Abteilen zudosieren. Die zentrale Lösung kann infrage kommen, wenn Sie einen größeren Aufzucht- oder Maststall im Rein-Raus betreiben. Es ist eine separate Wirkstoffleitung erforderlich, von der vor jedem Abteil ein Abzweig zur Frischwasser führenden Abteilleitung abgeht. Wirkstoff- und Frischwasserleitung werden jeweils mit einem Absperrventil versehen, so dass Sie das Abteil entweder mit Frisch- oder mit Wirkstoffwasser versorgen können. Die Wirkstoffleitung ist eine Ringleitung. Nur so können Sie das Wirkstoffwasser in Bewegung halten. Denken Sie am Leitungsende an den Ablasshahn. Jede Ringleitung sollte zudem mit einem Rückschlagventil versehen sein, um zu verhindern, dass Wasser aus der Ringleitung zurückfließt.


Bei einer dezentralen Zudosierung erfolgt die Zugabe der Wirkstoffe vor den Abteilen. Vor jedem Abteil ist daher ein Anschluss einzuplanen. Der Vorteil der dezentralen Zudosierung ist, dass Sie in einem Stall gleichzeitig verschiedene Wirkstoffe einsetzen können. Somit sind Sie gegenüber der zentralen Zudosierung wesentlich flexibler. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass für alle im Stall arbeitenden Personen klar erkennbar ist, welche Abteile gerade welche Wirkstoffe erhalten.


Fazit


Bei Planung und Bau von Tränkewassersystemen treten viele Fehler auf. Entscheidend ist, dass Pumpen- und Druckspeichergröße sowie Rohrdurchmesser auf der täglich erforderlichen Wasser-Spitzenlast basieren, die betriebsindividuell zu ermitteln ist. Dabei ist auch der sonstige Wasserbedarf für beispielsweise die Flüssigfütterung zu berücksichtigen. Die Stichleitungen sollten möglichst als Ringe geführt werden. So lassen sie sich gründlich spülen. Christine Kolle

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