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Prestarter: Zukaufen oder selbst mischen?

Lesezeit: 6 Minuten

Für den Einsatz von Prestartern im Abferkelstall gibt es unterschiedliche Konzepte. Dr. Hermann Lindermayer, LfL Grub, stellt vier Strategien vor – darunter auch eine „Hofschiene“.


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Die Versorgung großer Würfe ist für laktierende Sauen eine echte Herausforderung, der viele Tiere nicht gewachsen sind. Kritisch wird es für die Sauen vor allem bei zwölf und mehr Ferkeln pro Wurf. Häufig reicht die Muttermilchproduktion nicht mehr aus. Ein zweites Problem ist das starke Absäugen der Sauen. Jetzt gilt es, sofort zu handeln!


Die Versorgungslücke lässt sich nur schließen, wenn den Saugferkeln in der ersten Lebenswoche täglich frische Ersatzmilch zur Verfügung steht. Mit dem Beginn der zweiten Lebenswoche sollte ein Prestarter auf dem Speiseplan stehen. Die Sau wird dadurch entlastet, die Ferkel gewöhnen sich frühzeitig an die Aufnahme fester Nahrung, und zugleich wird ihr Enzymsystem trainiert. Ein zu starker Wachstumsknick nach dem Absetzen wird dadurch vermieden.


Die In­dustrie bietet Prestarter in den unterschiedlichsten Varianten an. Dabei kommt eine Vielzahl von Rohstoffkomponenten zum Einsatz. Neben aufgeschlossenem Getreide und Milchprodukten finden sich Teigwaren, Süßstoffe, Probiotika oder Waffelmehle auf der Zutatenliste.


Für die Eiweißversorgung sind tierische Proteinträger mit hoher biolo-gischer Wertigkeit wie zum Beispiel Fischmehl, Eipulver oder Blutprodukte das Mittel der Wahl.


Trotz der großen Komponentenvielfalt verfolgen alle Hersteller das gemeinsame Ziel, einen Prestarter zu „bauen“, der schmackhaft und hoch verdaulich ist. Die Futtermittelfirmen sparen auch nicht an der Nährstoffkonzentration, sie bauen gerne Sicherheitszuschläge ein, die Ferkel sollen schließlich zügig wachsen. Das alles schlägt sich im Preis nieder. Industriell hergestellte Prestarter kosten zwischen 90 und 170 € pro dt.


Hofprestarter deutlich günstiger:

Die Alternative zu diesen recht teuren „High-End-Produkten“ sind hofeigene Prestarter – entweder komplett mit Rohstoffen aus dem eigenen Betrieb hergestellt oder in der Kombination Ergänzer plus hofeigenes Getreide.


Selbst hergestellte Prestarter haben in der Regel eine niedrigere Nährstoffkonzentration, und die Komponentenviel-falt ist begrenzter als bei den Industrieprodukten. Ein gewisser Leistungsabfall ist bei den Ferkeln deshalb nicht ganz auszuschließen. Der niedrigere Nährstoffgehalt hat aber auch sein Gutes. Er kann bei Durchfallproblemen im Stall von großem Vorteil sein. Denn meist bringt es überhaupt nichts, wenn man kranke Ferkel futtertechnisch zu sehr „treibt“.


Hofeigene Prestarter verursachen Mehrarbeit. Zum einen muss die Komponentenqualität im Betrieb kontinuierlich überprüft werden. Zum anderen wird Arbeitszeit für das Anmischen des Prestarters benötigt.


Bei geringer Nährstoffkonzentration und stark eingeschränkter Komponentenvielfalt beginnt das Preisniveau bei gut 35 € je dt und endet bei ca. 60 €. Kein Wunder, dass mancher Sauenhalter überlegt, seinen Prestarter selbst anzumischen. Zu finden sind die hofeigenen Prestarter bislang vor allem in Süddeutschland. Doch welche Leistungen lassen sich mit diesen Eigenkompositionen tatsächlich erreichen? Liegen die Unterschiede noch im Rahmen oder sind sie im Vergleich zur ­Industrieware so groß, dass sich der Einsatz der Hof-Prestarter nicht mehr rechnet? Und wie steht es um die Verdaulichkeit?


Verdaulichkeit top:

Verdauungsversuche in der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub (LfL) haben gezeigt, dass hofeigene Prestarter nicht schlechter abschneiden als industriell hergestellte Ware. Die Ergebnisse bewegten sich auf einem erfreulich hohen Niveau.


So lag die Verdaulichkeit des Rohproteins beim hofeigenen Prestarter bei 86 %, die industriell hergestellten Produkte erreichten Werte von knapp 90 %. Auch bei der Verdaulichkeit der organischen Substanz, des Rohfetts und der Rohfaser lagen die Ergebnisse dicht zusammen.


Neben dem Verdauungsversuch wurden in der LfL Grub vier Fütterungskonzepte mit zugekauftem bzw. hofeigenem Prestarter verglichen (siehe Übersicht 1, Seite S 15). Der Versuch umfasste sieben Durchgänge mit jeweils 42 Ferkeln pro Gruppe, das Absetzen der Ferkel erfolgte nach 28 Säugetagen.


  • Die Kontrollgruppe erhielt die Standardvariante – zugekaufter Prestarter plus hofeigenes Ferkelaufzuchtfutter. Die Prestartervorlage startete am zweiten Lebenstag, in der Woche vor dem Absetzen wurden beide Futter miteinander verschnitten. Der Vorteil dieser Fütterungsstrategie liegt darin, dass den ­Ferkeln ein in Bezug auf die Nährstoffausstattung hochwertiger, mit ausgewählten Rohstoffen aufbereiteter Zukauf-Prestarter angeboten werden kann. Nachteilig sind die hohen Futterkosten, die der Einsatz des gut ausgestatteten Prestarters (15,5 MJ ME, 16 g Lysin) verursachte.
  • In Versuchsgruppe 1 (VG) kam ein dreistufiges Konzept auf den Prüfstand, hier wurde ausschließlich mit hofeigenen Mischungen gearbeitet. Am zweiten Lebenstag startete die Anfütterung, eine Woche vor dem Absetzen wurde der ­hofeigene Prestarter (15 % Ergänzer) mit einem selbst hergestellten Absetzfutter verschnitten. Zu Beginn der fünften ­Lebenswoche ist langsam auf das Ferkelaufzuchtfutter I umgestellt worden. Vorteil der „Hofschiene“: Von Anfang an erhalten die Tiere hofeigenes Getreide, das ihnen die Umstellung auf die Folgefutter erleichtern soll. Die Nährstoffausstattung entspricht den Ansprüchen der Ferkel. Als nachteilig bei der Hofschiene ist der erhöhte Arbeitsaufwand durch das Anmischen der verschiedenen Ferkelfutter zu nennen.
  • Das Premium-Fütterungskonzept in Versuchsgruppe 2 bestand aus zugekauften, hoch ausgestatteten Prestarter- und Absetzfuttern sowie hofeigenem Ferkelaufzuchtfutter. Der Prestarter wurde ab dem achten Lebenstag bis eine Woche nach dem Absetzen angeboten. Prestarter und Absetzfutter wurden eine Woche lang verschnitten. Vorteil dieser Lösung: Zwischen Prestarter und Ferkelaufzuchtfutter kommt ein hochkonzentriertes Absetzfutter mit 15 MJ ME und 14 g Lysin zum Einsatz, das den Ferkeln die Futterumstellung erleichtern soll. Die Ferkel sollen zügig weiter wachsen. Nachteile: Die Futterkosten sind extrem hoch, und die sehr gut ausgestatteten Futter überfordern die Ferkel unter Umständen.
  • In Versuchsgruppe 3 wurden abrupte Futterwechsel mit Zukauf-Prestarter und Absetzfutter sowie hofeigenem Ferkel­aufzuchtfutter getestet. Die Prestarter-Vorlage begann am fünften Lebenstag, alle Futter waren in puncto Nährstoffausstattung optimal aufeinander abgestimmt. Vorteil dieser Variante: Wenig Arbeit, da das lästige Verschneiden wegfällt. Nachteil: Kostenexplosion, vor allem, wenn das Absetzfutter zu lange angeboten wird.


Hofschiene funktioniert.

Die Ergebnisse der vier Fütterungskonzepte sind in Übersicht 2 zu sehen. Mit allen Strate­gien konnten während der Säugephase fast gleiche Tageszuwächse je Wurf bzw. fast identische Absetzgewichte erreicht werden. Die Hofschiene in Versuchsgruppe 1 war nur einen Tick schlechter.


Deutliche Leistungsunterschiede gab es in der Ferkelaufzucht. Die Ferkel der Kontrollgruppe und in Versuchsgruppe 3 (abrupte Futterwechsel) schnitten in puncto tägliche Zunahmen und Futterverzehr am schlechtesten ab. In beiden Fällen hatten die Ferkel Schwierigkeiten mit dem Futterwechsel, sie stellten das Fressen vorübergehend ein.


Deutlich besser ging die hofeigene Fütterungsstrategie in Versuchsgruppe 1 auf. Bei 771 g täglicher Futteraufnahme erzielten die Ferkel 517 g tägliche Zunahmen. Getoppt wurde das Ergeb-nis nur von den Ferkeln der Versuchsgruppe 2 (Premium-Futter). Erwartungsgemäß erreichten die Tiere mit den am besten ausgestatteten Futtermischungen die höchsten Leistungen. Die täglichen Zunahmen lagen bei 530 g, der Futterverzehr bei 767 g pro Tag.


Die extrem gute Futterausstattung hatte allerdings ihren Preis. Die Futterkosten kletterten auf 0,43 € je kg Zuwachs. Sie lagen damit rund 60 % höher als bei der „Hofschiene“. Auffällig war auch die höhere Phosphorausscheidung. Die sehr gute Futterausstattung konnten die Ferkel nicht komplett verwerten. j

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