Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Erster Schnitt 2024 Rapspreis

Aus dem Heft

Prima Klima dankKombi-Lüftung

Lesezeit: 9 Minuten

Ernst und Thomas Setz haben ihren neuen Ferkel­aufzucht- und Maststall mit einem kombinierten Lüftungssystem und einem Wärme­tauscher ausgestattet. Die Tiere danken es mit hohen Zunahmen.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Jeder, der unseren neuen Stall betritt, ist begeistert, wie gut die Luft selbst in der Endmast in den Abteilen ist“, schwärmt Ernst Setz (56) aus Hainsbach im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen. Zusammen mit seinem Sohn Thomas (28) baute der bisherige Babyferkelproduzent im letzten Jahr einen Ferkelaufzucht- und Maststall mit 600 Aufzucht- und 1 224 Mastplätzen. Das Besondere: Ein neues Lüftungssystem, das die Türlüftung mit Deckenventilen und einem Wärmetauscher kombiniert.


Zu Anfang der Planungsphase stand zunächst die Frage, wie und vor allem wo sich der Betrieb erweitern soll. Da auf der bestehenden Hofstelle keine Erweiterungsmöglichkeit bestand und das Dorf zudem in einem Kessel liegt, kam für die Familie nur der Neubau eines Stalles im Außenbereich in Frage, rund einen Kilometer vom Stammbetrieb entfernt.


Gegen den Ausbau der Babyferkelproduktion und für den Einstieg in Ferkelaufzucht und Mast sprachen sowohl finanzielle als auch arbeitswirtschaftliche Aspekte. „Wir wollten nicht zwei Sauenherden an unterschiedlichen Standorten betreuen müssen. Und eine komplette Aussiedlung von mindestens 300 Sauen wäre ein zu großes finanzielles Risiko gewesen“, erklärt Thomas Setz.


Doch was macht den Stall der Familie Setz so besonders? „Die Abteile werden über Deckenventile mit Frischluft versorgt. Zusätzlich kann jedes Abteil bei Bedarf über die Türlüftung gezielt mit Luft versorgt werden, die im Wärmetauscher unter dem Dach vorgewärmt wurde“, erklärt Ludwig Goldbrunner das ungewöhnliche System. Goldbrunner ist Stallbauexperte am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Landshut. Er betreut den Betrieb und hat diesen vor und während der Bauphase intensiv beraten.


Vier Deckenventilepro Abteil


Und so funktioniert die Lüftung: Über die Traufe strömt Frischluft in den mit isolierten Trapezblechen eingedeckten Dachraum. Von dort gelangt sie über Deckenventile in die Abteile. Über jedem Kontrollgang sind vier Deckenventile angebracht. Wobei die beiden Sauenhalter darauf geachtet haben, dass sich die 1,15 m x 0,3 m großen Lüftungsklappen nicht ausgerechnet dort befinden, wo man zur täglichen Tierkontrolle stehenbleibt. Das heißt, sie befinden sich nicht im Bereich der Tröge bzw. der Buchtentrennwände. „Denn Zugluft am Kopf ist unangenehm, so dass man sich in den jeweiligen Bereichen nicht länger als nötig aufhält“, gibt Thomas Setz zu bedenken.


Außerdem haben die beiden die Ventile 40 cm in den Raum hineinragen lassen, damit die Frischluft wirklich gezielt in den Kontrollgang fällt. Nur dann kann sie langsam und ohne Zugluftgefahr über die Buchtentrennwände in den Tierbereich schwappen.


Über einen mechanischen Seilzug, der von Hand bedient wird, lassen sich die Lüftungsklappen sowohl in Stufen als auch komplett verschließen. Ernst und Thomas Setz schließen sie immer dann, wenn kalte Außentemperaturen vorherrschen und die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht besonders stark sind. Denn sonst kann es zu Krankheitsausbrüchen bei frisch eingestallten Ferkeln oder jüngeren Mastläufern kommen. Sind die Klappen geschlossen, erhalten die Tiere Frischluft über den Zentralgang. Dazu wird ein Schieber an der Abteiltür von Hand geöffnet. Es wäre zwar auch möglich gewesen, die Deckenventile über den Klimacomputer automatisch zu steuern. Vater und Sohn haben sich aber bewusst dagegen entschieden. „Wenn wir morgens und abends unseren Kontrollgang machen, können wir ein mögliches Öffnen oder Schließen der Schieber und Lüftungsklappen nebenbei durchführen“, argumentiert Ernst Setz. „Diese Arbeit fällt pro Abteil sowieso lediglich ein paarmal pro Durchgang an“, fährt Thomas Setz fort.


Wärmetauscher im Dachraum


Die Luft aus dem Zentralgang kann bei Bedarf zuvor über einen Luft-Luft-Folienwärmetauscher, der im Dachraum installiert ist, um durchschnittlich 5 bis 6 °C angewärmt werden. Im Winter, wenn die Temperaturdifferenz zwischen Abluft und Frischluft sehr groß ist, ist sogar eine Zulufterwärmung um 10 bis 12 °C möglich. Der Tauscher entzieht der Abluft einen Teil ihrer Wärme und führt sie der Zuluft zu. „Durch das Schließen und Öffnen der Schieber in der Tür können so einzelne Abteile ganz gezielt mit vorgewärmter Luft versorgt werden“, schwärmt Berater Ludwig Goldbrunner von den Vorteilen des Systems.


Dank Wärmetauscher muss nur noch wenig zugeheizt werden. „Nach dem Waschen ist das Abteil durch die vorgewärmte Luft aus dem Gang in gut zwei Tagen trocken und warm, nur im Winter brauchen wir zusätzlich noch etwas Gas zum Aufheizen“, erläutert Ernst Setz einen weiteren Vorteil des Wärmetauschers.


Auch die frisch eingestallten Ferkel erhalten generell Warmluft über den Zentralgang. Zusätzlich wurden in den Buchten wandseitig mit Warmwasser betriebene Fußbodenheizungen installiert. Das Wasser wird über eine Solarthermie-Anlage beheizt, bei wenig Sonne und im Winter zusätzlich mit Gas.


Flaschenzug öffnet die ­Liegeflächen-Abdeckung


Über den beheizten Liegeflächen haben die beiden Landwirte eine Abdeckung mit flexiblen Vorhängen aus 3 mm dickem Kunststoff angebracht. So ist es im Liegebereich kuschelig warm, während im restlichen Abteil Temperaturen von 23 bis 24 °C vorherrschen.


Damit die beiden die Ferkel dennoch kontrollieren können, heben sie die Abdeckungen während des Kontrollgangs mit einem elektrischen Flaschenzug an. Gegen Ende der Aufzucht, wenn die Tiere mehr Eigenwärme produzieren, bleiben die Abdeckungen dann ganz oben. Parallel dazu werden die Deckenventile geöffnet, um die Ferkel mit mehr Frischluft zu versorgen.


Auch zu Mastbeginn haben Vater und Sohn Setz im letzten Winter zunächst nur die Türlüftung eingesetzt und später dann die Deckenventile geöffnet. „Erst als die Schweine die Temperatur selbst halten konnten, wurde der Schieber in der Tür zugemacht“, berichtet Thomas Setz von seinen Erfahrungen im ersten Winter.


„Wir sind begeistert von unserem kombinierten Lüftungssystem! Über die Türlüftung können wir bei kleinen Tieren und im Winter einen guten Luftaustausch im Abteil gewährleisten und die Schadgase absaugen, ohne dass die Schweine frieren müssen. Und die Deckenventile sorgen für ausreichend Frischluft, wenn die Tiere größer werden oder es sehr warm ist. Und wir sparen die Ausgaben für mehrere tausend Liter Gas pro Jahr“, lobt Thomas Setz die Vorteile des kombinierten Lüftungssystems.


Geringe Verluste bei hohen Zunahmen


Auch einen weiteren Nebeneffekt der angewärmten Luft im Zentralgang wollen beide nicht mehr missen. Denn selbst bei -20 °C im letzten Winter lag die Temperatur im Zentralgang noch bei +10 °C. „So konnte ich mich selbst im Winter im Zentralgang ohne Jacke länger aufhalten“, sagt Thomas Setz.


Unter dem Strich hat das Lüftungssystem 38 € pro Mastplatz gekostet. Wovon 10 € pro Platz auf den Wärmetauscher entfallen. „Das Geld haben wir jedoch gern in die Hand genommen, denn unsere Schweine sind gesund und zeigen gute Leistungen“, bilanziert Junior Thomas Setz. Tägliche Zunahmen von 510 g in der Ferkelaufzucht und von 830 g in der Mast bei 0,4 % bzw. 0,3 % Verlusten belegen dies deutlich.


Insgesamt investierte Familie Setz netto 500 € pro Mastplatz. Hinzu kamen Kosten für die Erschließung, den Bau der Güllegrube, des Getreidelagers und des Ganzkornsilos. Das Land Bayern unterstützte die Investition im Rahmen des AFP mit 25 % Zuschuss.


Außenwände aus Ortbeton


„Klar haben wir etwas teurer gebaut, aber dieser Stall ist unser Arbeitsplatz und soll dies auch die nächsten dreißig Jahre noch sein“, sind sich Vater und Sohn einig. Dementsprechend war den beiden eine massive Bauweise wichtig. Die Außenwand des Stalles besteht aus 24 cm dickem Ortbeton sowie einer 10 cm starken Isolierung, die außen mit Trapezblechen verkleidet wurde. Damit wird ein Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von 0,32 bis 0,35 erreicht.


Die Abteiltrennwände bestehen aus Kunststoffpaneelen, die ineinander gesteckt werden. Die Wände im Zentralgang hingegen wurden aus 17,5 cm dicken Ortbeton gegossen. „Dadurch wurde die Dachkonstruktion stabiler und gleichzeitig auch günstiger“, begründet Ernst Setz.


Beim Fütterungssystem entschieden sich die beiden Schweinehalter für eine „Spotmix“-Fütterung mit Sensorkurztrog. „Damit können wir jeden Trog individuell nach einer Futterkurve ansteuern“, erläutert Thomas Setz. Als Futtergrundlage dient den Eigenmischern der selbst erzeugte Feuchtmais sowie das eigene Getreide.


„Durch die Flüssigfütterung fließt auch die Gülle besser ab als dies bei einer Trockenfütterung der Fall wäre“, ist sich Ernst Setz zudem sicher. Der Kombi-Betrieb entschied sich für das Wechselstauverfahren mit Stöpsel. Die Güllekanäle sind 1 m tief und 2,5 m breit. Über zwei Leitungen mit 25er-KG-Rohren wird die Gülle in die 1 100 m3 große Güllegrube befördert.


Tiere möglichst ­wenig mischen


Der neue Stall wurde von Anfang an nur mit eigenen Ferkeln beschickt. Rund 200 Ferkel werden jeweils in die vier 50er-Buchten eines Aufzuchtabteiles eingestallt. Mit 30 kg werden die Mastläufer in ein Mastabteil mit ebenfalls vier Buchten umgetrieben. Dabei ist es Ernst und Thomas Setz wichtig, dass die Tiere, die sich bereits kennen, zusammen bleiben.


Mit etwa 60 kg Lebendgewicht werden pro Bucht die 16 kleinsten Mastschweine heraussortiert. Diese gelangen in ein weiteres Mastabteil. In diesem wurde zuvor jede Bucht mit einem Absperrgitter unterteilt, so dass nun acht statt vier Buchten zur Verfügung stehen. „So bleiben auch hier wieder die Tiere, die sich bereits kennen, zusammen“, erläutert Ernst Setz den Sinn der Absperrgitter.


Mit den jeweils 16 größten Mastschweinen aus den vier Buchten der nächsten Gruppe wird dann dieses Abteil zum gleichen Zeitpunkt komplett gefüllt. Das macht zwar dem Betrieb etwas mehr Arbeit, aber durch die ausbleibenden Rangkämpfe wachsen die Tiere nach dem Umstallen besser und einheitlicher weiter. „Außerdem müssen wir beim Verkauf weniger sortieren“, schildert Thomas Setz einen weiteren Vorteil. Sein Ziel ist es, ein Abteil binnen drei Wochen leer zu räumen, also nach jeweils zwei Verkaufsterminen.


Fazit


Ernst und Thomas Setz haben ihren neuen Ferkelaufzucht- und Maststall mit einem kombinierten Lüftungssystem und Wärmetauscher ausgestattet. Die vom Wärmetauscher angewärmte Luft strömt über den Zentralgang und eine Türlüftung gezielt in die Abteile. Produzieren die Schweine jedoch genug Eigenwärme und soll zudem die Frischluftrate erhöht werden, können pro Abteil zusätzlich vier Deckenventile geöffnet werden. Auf diese Weise lässt sich die Frischluftzufuhr individuell an die Bedürfnisse der Tiere anpassen.


Regina Kremling

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.