In den letzten beiden Jahren trat verbreitet Blattbefall auf. Im Westen mit mäßigem Befall, der bis zur Milchreife auf Einzelflächen um 40 % Befallsstärke erreichte. Extremer Befall trat 2013 in Regionen mit lang andauernder kühler Witterung und hohen Niederschlägen auf. Betroffen waren vor allem Gebiete in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und vereinzelt auch in Süddeutschland.
Ausgehend von nicht immer sichtbaren Schneeschimmel-Nestern entwickelten sich verstärkt Pilzsporen in der ersten Infektionsphase gegen Ende April bei feuchter, sehr kalter Witterung. Extrem günstige Infektionsmöglichkeiten herrschten dann vom 22. Mai bis zum 5. Juni: sehr kühle Temperaturen (mehrere Tage mit unter 10 °C) und über 100 mm Niederschlag. Erste deutliche Symptome waren bereits am 5. Juni zu erkennen.
Unter diesen Witterungsbedingungen bestanden auch günstigste Infektionsbedingungen für Septoria tritici, sodass die Praxis den Befall oft verwechselte. Erschwerend kommt hinzu, dass Sorten wie Akteur und Asano, die beide hoch anfällig für Septoria sind, anscheinend auch sehr empfindlich auf Microdochium reagieren. Aufgrund der unterschiedlichen Inkubationszeit (S. tritici = 300 °C-Tage, Microdochium = 150 °C-Tag) konnte aber Septoria die frühen Symptome nicht verursacht haben. Befallsbeobachtungen an weniger Septoria-anfälligen Sorten, wie z. B. Meister und Schamane, unterstützen diese Annahme. Diese zeigten aber auch früh – um den 5. Juni – bereits erheblichen Befall, der nicht nur auf Septoria zurückzuführen war. Ab Mitte Juni war dann in Akteur und Asano schon extremer Befall zu erkennen. Gegen Ende Juni hatten Septoria und Schneeschimmel in unbehandelten Parzellen den Blattapparat dieser hoch anfälligen Sorten komplett zerstört. Trotz des hohen Blattbefalls ist sichtbarer Ährenbefall mit Microdochium kaum aufgetreten. Das lag wohl daran, dass nach dem Ährenschieben trockene, warme Witterung herrschte. Latenter Befall der Körner ist aber nicht auszuschließen.
Wie sich Schneeschimmel-Befall auf den Ertrag auswirkt, darüber gibt es keine verlässlichen Angaben. Wenn aber – wie in 2013 – in Ostdeutschland früher Befall den Blatt–apparat zerstört, ist davon auszugehen, dass ähnliche Ertragsverluste wie bei Septoria tritici auftreten. Daher ist nicht entscheidend, ob mehr Septoria oder Microdochium vorhanden ist. Die Erfahrung zur Bekämpfung von S. tritici zeigt, dass bei einem Endbefall von ca. 40 % zur Mitte Milchreife (EC 75) Behandlungen mit Wirkungsgraden um 70 % Ertragsverluste vollständig ausgleichen. Bei frühem, sehr starkem Befall sind höhere Wirkungsgrade bis an 85 % notwendig, um mögliche Ertragsverluste bis zu 30 dt/ha zu verhindern.