Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Raps: Sicherer Schutz vor Phoma und Lager

Lesezeit: 8 Minuten

Beobachten Sie die Witterung und Entwicklung Ihrer Rapsbestände genau! Denn danach müssen Sie Ihre Fungizid- und Wachstumsreglerstrategie ausrichten. Tipps dazu gibt Hermann Hanhart von der LWK Nordrhein-Westfalen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Zurzeit präsentieren sich die Rapsbestände im Binnenland sehr gut. Ein Grund dafür ist, dass viele Landwirte ihren Raps noch unter halbwegs trockenen Bedingungen früh um Mitte August drillen konnten. Anschließend stärkere Niederschläge haben zwar erst wieder Saattermine um Ende August bis zum 10. September zugelassen, dann aber bei sonniger, trockener Witterung.


In den Küstenregionen Schleswig Holsteins und Mecklenburg Vorpommerns waren die Bedingungen dagegen anhaltend schlecht. Hier mussten viele Anbauer sogar auf die Rapsaussaat ver-zichten.


Bei warmer, wüchsiger Witterung im September und passender Feuchte ist auch spät gesäter Raps zügig gewachsen. Frühsaaten zeigten sich extrem wüchsig und wurden vielfach schon Mitte September im 4-Blattstadium mit Fungiziden eingekürzt. Diese Zeit war für Phoma-Infektionen äußerst kritisch.


Bis auf eine kurze feuchte Phase Anfang Oktober stellte sich dann aber trockene Witterung ein. Im warmen November fiel in Norddeutschland kein Niederschlag, so dass sich der Raps langsam, aber sehr gut und gesund entwickeln konnte. In der Regel stehen nun kräftige Pflanzen mit gut entwickelter Wurzel auf dem Feld. Die aus früherer Infektion mit Phoma befallenen alten Blätter sterben ab, so dass derzeit von einem geringen Befall mit Phoma auszugehen ist.


Mehrertrag durch Fungizide?

Die hohe Preiserwartung von über 40 € pro dt verführt zwar zu einem intensiveren Fungizideinsatz. Allerdings sind mit Fungiziden im Frühjahr nicht unbegrenzt Mehrerträge zu erzielen. Unsere Versuchsergebnisse der letzten zehn Jahre zum Einsatz von Fungiziden im Herbst und im frühen Frühjahr sowie zur Doppelbehandlung Herbst plus Frühjahr, zeigt die Übersicht 1. Dabei resultiert ein Jahresergebnis aus einer Versuchs­serie auf vier bis sechs Standorten. Die Ergebnisse:


  • Abhängig von der Jahreswitterung variierten die Mehrerträge erheblich. Außer in 2002 lagen die maximal möglichen Mehrerträge bei ca. 3,5 dt/ha.
  • In Einzeljahren, wie in 2006, sind aber auch leichte Mindererträge möglich.
  • In der Regel ist in Jahren mit grünem Winter und feuchter Frühjahrs- und Sommerwitterung, wie in den Jahren 2002, 2005 und extrem in 2007, mit höheren Mehrerträgen zu rechnen. In solchen Jahren kann Lager auftreten, weil die Bestände durch anhaltendes Wachstum bereits im Januar und Februar länger und üppiger werden. Gleichzeitig begünstigt feuchte Witterung im Frühjahr Neuinfektionen von Phoma und erst recht die Ausbreitung bzw. Befallsstärke von im Herbst gesetzten Phoma-Infektionen.
  • In Jahren mit spätem Vegetationsstart und dann noch trockener Witterung, wie in 2006 und 2011, bringen Fungizide dagegen wenig Effekte. Der Grund: Lager tritt kaum auf und der Krankheitsdruck bleibt gering.


Daher gilt es, in diesem Jahr anhand von Witterung und Einzelpflanzen- sowie Bestandesentwicklung die wirtschaftlichste Intensität möglichst im Vorfeld zu bestimmen.


Phoma im Frühjahr:

Phoma wird sich nur dann verstärkt ausbreiten, wenn im Januar und Februar günstige Witterungsphasen mit Regen und Nachttemperaturen über 8 °C neue Infektionen ermöglichen. Als Infektionsquellen gibt es dann neben spätem Ascosporenflug noch die Pyknidien, die selbst nach dem Absterben der alten Blätter auf der Bodenoberfläche infektiös bleiben. Ertragsrelevanter Befall wird aber nur dann auftreten, wenn neben Neuinfektionen im grünen Winter auch das Frühjahr und der Sommer mit längeren, feuchten Phasen die Entwicklung von Phoma in der Pflanze begünstigt.j


In der Regel sind Frühjahrsinfektionen viel unkritischer als Herbstinfektionen. Weil wegen der geringen Herbstinfektionen die Ausgangssituation für Phoma eher ungünstig ist, sollten sehr frühe Behandlungen bereits im Januar die absolute Ausnahme bleiben. Falls gegen Ende Februar nach mehrfachen günstigen, warmen Witterungsphasen immer noch Infektionsschübe möglich sind, sollten Sie gezielt gegen Phoma behandeln.


Wachstumsregler-Effekt:

Neben Phoma müssen Sie zudem schlagspezifisch entscheiden, ob wachstumsregulatorische Maßnahmen mit Fungiziden nötig sind. Grundsätzlich sollte bis zur Ernte kein Lager auftreten. Den Lagerdruck bestimmen die Parameter Sorte, Bestandesdichte und Pflanzenentwicklung.


Die genetisch bedingte Lagerstabilität vieler Sorten ist heute um ein Vielfaches besser als noch vor wenigen Jahren. Selbst länger wüchsige Sorten, wie z. B. Visby, Dimension, Genie, Treffer und Sherpa, sind sehr gut standfest. Stabilisierend wirkt in diesem Jahr zusätzlich, dass viele Einzelpflanzen kräftig entwickelt sind. Bei geringer Bestandesdichte mit ca. 30 bis 40 Pflanzen/m2 dürfte die natürliche Standfestigkeit so gut sein, dass gezielte Fungizidbehandlungen in diesen Beständen kaum notwendig sein werden.


Lager fördernd wirkt dagegen ein früher Vegetationsstart. Die Bestände wachsen dann langsam, aber kontinuierlich. Sie erreichen um bis zu 50 cm längere Pflanzen als in kurzen, aber intensiven Streckungsphasen mit Wachstum erst ab Ende März. Wenn die Bestände dann noch sehr dicht stehen, ist Lager vorprogrammiert.


Auf Einzelschlägen ist in diesem Jahr viel Altraps aufgelaufen. Diese Bestände stehen jetzt viel zu dicht. Hier sind gezielte Fungizideinsätze, bei frühem Vegetationsstart sogar mit Splittingbehandlungen, notwendig.


Den Termin für die Behandlung sollten Sie grundsätzlich an der Witterung ausrichten. Sollte der Winter mild bleiben, ist intensives, frühes Behandeln sinnvoll. Dann ist in nahezu allen Beständen eine Behandlung wirtschaftlich.


Strategie für optimale Bestände:

In eher dünnen Beständen mit kräftigen Einzelpflanzen können Sie die Sicherung der Standfestigkeit vernachlässigen. Hier gilt es, wirksam gegen Phoma zu behandeln. Das gelingt umso besser, je näher Sie am Infektionsereignis (Schlechtwetterphasen mit warmen Nächten über 7 °C) fahren. Einmalige Anwendungen reichen aus.


Kombinationen mit Insektiziden sind bei frühen Behandlungsterminen und sehr guter Phomawirkung kaum möglich. Denn bei typischer Infektionswitterung findet kein Insektenzuflug statt. Dennoch sind Kompromisse denkbar, wenn z. B. nach kurzweiliger schöner Witterung der Große Stängelrüssler zugeflogen ist, und die Wetterprognose wiederum feuchtes Wetter voraussagt.


In diesen Fällen ist eine ertragswirksame Phomabehandlung kombiniert mit einem leistungsfähigen Insektizid sinnvoll. Sehr gut einsetzbar ist für solche Ausgangssituationen z. B. das Fungizid Tilmor mit Aufwandmengen von 0,6 bis 1,0 l/ha. Weitere Fungizide entnehmen Sie der Übersicht 2.


Sollte sich dagegen, wie in den letzten Jahren, wiederum sehr trockene Witterung einstellen, können Sie in Beständen mit optimaler Dichte und kräftigen Einzelpflanzen auf eine Fungizidbehandlung verzichten. In der Regel ist die physiologische Leistung der Maßnahme zu vernachlässigen. Wer dennoch diese Hochertragsbestände absichern will, sollte mit deutlich reduzierten Aufwandmengen arbeiten.


Vorgehen in üppigem Raps:

Gemeint sind Bestände mit mehr als 50 Pflanzen pro m2. Je dichter die Bestände stehen, desto dünner bleibt der Stängel der Einzelpflanze. Die Folge: Das Lagerrisiko steigt!


Legen Sie in diesen Rapsbeständen mehr Wert auf eine gute Wachstumskontrolle. Bei frühem Vegetationsstart sind Splitting-Anwendungen sinnvoll. Zur 1. Behandlung, optimal auch nach Phoma-Witterung, kann Carax oder Caramba mit Aufwandmengen um 0,5 l/ha zum Einsatz kommen. Die 2. Behandlung sollten Sie möglichst mit einem anderen Wirkstoff – wiederum mit etwa halber Aufwandmenge – fahren.


In unseren Versuchen erreichten wir mit dem Splitting sicherere Einkürzungen bei höheren wirtschaftlichen Mehrerträgen als mit einer Einfachbehandlung mit hoher Aufwandmenge. Bedenken Sie aber, dass Splittinganwendungen nur in feuchten Jahren bei frühem Vegetationsstart notwendig und wirtschaftlich sind. Kennzeichnend dafür ist eine lange Streckungsphase von manchmal über sieben Wochen bis zur Blüte. Dann können zwischen der 1. und 2. Anwendung auch zwei bis drei Wochen liegen.


Je nach Witterung und Zuflug empfiehlt es sich, Insektizide zuzumischen. In Regionen, in denen der Große Stängelrüssler Probleme macht, kann manchmal bereits zur 1. Behandlung ein Insektizid sinnvoll sein. In sehr dichten Beständen sollten Sie zur 2. Behandlung sonnige, warme Witterung (Insektenwetter) nutzen, um wirklich gute Stabilisierungseffekte sicher zu stellen.


Falls der Raps allerdings, wie im letzten Jahr, erst spät startet und die Streckungsphase bis zur Blüte nur drei Wochen dauert, ist auch in den dichten Beständen nur eine Behandlung angeraten. In Phasen mit hoher Einstrahlung und zunehmender Trockenheit sind Verträglichkeitsprobleme nicht auszuschließen.


Grundsätzlich sind Behandlungen bereits ab 15 cm Wuchshöhe möglich und verträglich. Allerdings sind längere kühle Phasen mit Wachstumsstillstand nach der Anwendung möglichst zu vermeiden.


Berücksichtigen Sie auch immer die Phoma-Anfälligkeit bzw. Standfestigkeit der Sorte. Denn hier gibt es extreme Unterschiede. Viele neue Sorten sind sehr phomagesund. So wird sich in der sehr gering anfälligen Sorte Galileo im Frühjahr kaum eine gezielte Phomabehandlung lohnen. Vor allem die PR-Sorten sind dagegen stark anfällig und reagieren auf Fungizide mit höheren Mehrerträgen.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.