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Rapssorten: Die Favoriten für den Norden

Lesezeit: 8 Minuten

Schielen Sie bei der Sortenwahl nicht nur auf Ertrag und Ölgehalt. Faktoren wie Gesundheit und Winterhärte spielen eine immer wichtigere Rolle. Empfehlungen geben Dr. Ulrich Lehrke und Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen.


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Gesunde, standfeste Sorten, die hohe Erträge und Ölgehalte liefern – diese Eigenschaften stehen bei der Wahl von Winterrapssorten im Vordergrund. Die Winterfestigkeit wurde dagegen wegen der milderen Winter zunehmend vernachlässigt. Nicht ohne Folgen: So hat der diesjährige harte Winter bei einigen Sorten erhebliche Schwächen aufgedeckt.


Rückblickend haben Winterschäden vor allem 1996 und auch 2003 zu deutlichen Mindererträgen beim Raps geführt. Daneben gibt es immer wieder die feuchten und milden Jahre (2002 und 2007) in denen der Raps wegen des hohen Infektionsdrucks im Ertrag einbricht. Achten Sie bei der Sortenwahl daher auf gesunde, aber auch winterfeste Rapssorten.


Liniensorten für Lehmböden


Im Rapsanbau dominieren in vielen Regionen Hybridsorten. Denn viele Anbauer hoffen, durch den Heterosiseffekt deutliche Mehrerträge zu erzielen. Besonders auf schwächeren Standorten können die Hybriden ihre Frohwüchsigkeit und Trockentoleranz auch ausspielen. Schwächen sind jedoch bisher bei Ölgehalten und Gesundheit erkennbar.


In den Sortenversuchen der letzten Jahre waren jedoch kaum deutlich höhere Erträge der Hybriden zu beobachten, da die Züchtung der Liniensorten offenbar große Fortschritte gemacht hat. So zeigt ein Vergleich der Erträge ausgewählter Hybridsorten mit ertragreichen Liniensorten Folgendes (siehe Übersicht 1):


Im Versuch brachten Hybridsorten über alle Standorte nur einen Ertragsvorteil von 2 %. In den Standortgruppen traten aber deutliche Unterschiede auf.


In der Marsch erzielte Adriana als Liniensorte in 2009 den höchsten Ertrag. In 2008 lagen jedoch die Hybriden um 4 %-Punkte vorn.


Auf Sandböden haben erwartungsgemäß in beiden Jahren Hybridsorten Vorteile. Grund ist offensichtlich die bessere Trockentoleranz aufgrund der guten Wurzelentwicklung.


Auf den hoch bonitierten Lehmstandorten zeigt sich dieser Vorteil dagegen nicht. In beiden Versuchsjahren traten keine Ertragsunterschiede auf.


In Höhenlagen bewährt sich demgegenüber der Hybridrapsanbau. Hier zahlt sich die schnellere Jugendentwicklung im Herbst aus.


Da der Hybridrapsanbau im Mittel etwa 25 €/ha höhere Saatgutkosten verursacht, ist es erforderlich, dass Hybride mindestens 2 % (1 dt/ha) höhere Erträge im Vergleich zu Liniensorten erzielen. Empfehlung: Der Anbau von Hybridraps eignet sich vor allem auf leichten und sehr schweren Böden sowie in Höhenlagen. Auf besseren Böden dagegen (z. B. in Rübenfruchtfolgen) können Rapsanbauer gut auf Liniensorten zurückgreifen.


Gesunde Rapssorten wählen


Die Ausweitung des Rapsanbaus in vielen Regionen und die häufig sehr engen Fruchtfolgen rufen erhebliche Krankheitsprobleme hervor. Zwar wiesen die letzten beiden Anbaujahre einen geringen Krankheitsdruck auf, der insbesondere 2009 zu den sehr hohen Rapserträgen führte. Dennoch sollten Sie die Toleranz gegenüber Phoma, Verticillium und Sclerotinia bei der Sortenwahl beachten (siehe Übersicht 2 auf Seite 54). Häufig war die bessere Gesundheit der Liniensorten der Grund, dass sie auch auf schweren Böden mit langer Rapsanbautradition gute Leistungen gebracht haben.


Bei Phoma zeigt die bundesweit durchgeführte Resistenzprüfung deutliche Unterschiede der Sorten. So unterscheiden sich die Bonituren auf einzelnen Standorten um bis zu 4 Noten (1,8 = gesund bis 5,8 = Wurzelhals stark vermorscht).


Die Differenzierung geht damit deutlich über die in der Beschreibenden Sortenliste dargestellten Unterschiede hinaus. Hier schwankten die Sorten lange Jahre nur um maximal 2 Boniturnoten (4 bis 6).


Über die letzten Jahre zeigten vor allem die Liniensorten Adriana, Cooper, Galileo und Ladoga eine sehr gute Resistenz gegenüber Phoma, die nach eigenen Beobachtungen auch mit einer guten Toleranz gegenüber Verticillium einhergeht. Die gesündeste Sorte im Phoma-Test war in 2009 mit Abstand die EU-Hybride Exocet. Leider zeigte sie im letzten Prüfjahr nur unterdurchschnittliche Erträge. Eine erstaunlich gute Gesundheit ließen sich zudem bei der anbaustarken Hybridsorte Visby sowie bei Horus beobachten. Durchschnittlich gesund sind die Sorten Vision, Hammer und Fangio.


Dagegen zeigten Lorenz, NK Petrol, Dimension und die Hybridsorte PR45W31 überdurchschnittlichen Befall. Auch Zeppelin und der Halbzwerg PR45D03 sind als anfällig einzustufen.


Im Hinblick auf Verticillium liegen noch keine Daten aus den bundesweiten Resistenztests vor. Sortenunterschiede sind jedoch auch bei dieser wichtigen Rapskrankheit vorhanden. So gibt es Hinweise, dass Sorten mit guter Toleranz gegenüber Phoma auch bei Verticillium weniger anfällig sind.


Bei Sclerotinia sind bislang nur geringe Sortenunterschiede bekannt. In der Beschreibenden Sortenliste sind die meisten Sorten als anfällig beschrieben (Boniturnote 5 bis 6). Halbzwerge sind durch ihren kurzen Wuchs anfälliger, weil die Ascosporen leichter die Pflanzen erreichen und Infektionen hervorrufen. Das Bundessortenamt hat sie daher mit der Note 7 eingestuft. Auf Befallsstandorten ist der Anbau von Halbzwergen daher kritisch. Auch Mendel – als einzige Sorte resistent gegen Kohlhernie – ist gegen Sclerotinia als sehr anfällig beschrieben.


Fit für harte Winter?


Dem Klimawandel zum Trotz traten im Winter 2009/2010 strenge Fröste und lang anhaltende Schneelagen auf. In einigen Regionen Nord- und Mitteldeutschlands führte das zu Auswinterungsschäden beim Raps. Sortenunterschiede ließen sich vor allem auf Prüfstandorten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt be-obachten. In Niedersachsen traten vor allem dort Schäden auf, wo der Raps zu üppig in den Winter ging. Vielfach wurden auf den Standorten im Herbst organische Dünger eingesetzt.


Auf den Versuchsstandorten und auf Praxisschlägen war der Raps nicht durchgängig durch Schnee geschützt. Besonders im Januar traten Kahlfröste auf, die auch Weizen schädigten. Um die Auswinterungsschäden im Raps bewerten zu können, haben wir die Pflanzenausfälle auf drei niedersächsischen Prüfstandorten vor und nach Winter bonitiert. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


Insbesondere die Sorten NK Petrol, Goya, Vision und Lorenz fielen mit einem sehr schlechten Stand nach Winter auf.


Auch Elektra und PR46W31 sind durch den Frost und die lange Schneelage stärker in Mitleidenschaft gezogen worden.


Einen guten Stand nach Winter zeigten dagegen erwartungsgemäß die Halbzwerg­hybride PR45D04, die Liniensorten Ladoga, Adriana, Galileo und die weniger zum Überwachsen neigende Hybride Horus.


Erstaunlicherweise haben auch die frohwüchsigen Hybriden Visby und PR46W20 gut überwintert. Dimension zeigte dagegen auf einigen Standorten leichte Schwächen.


Zu den bonitierten Pflanzenverlusten hat nicht nur das Überwachsen der Bestände beigetragen, sondern es ist zu vermuten, dass auch ein Einfluss der Sorte bzw. der Genetik zu Tage kam. Dies bestätigen die Züchter.


Beachten Sie bei der Sortenwahl künftig daher stärker die Winterhärte. Bauen Sie vor allem die in diesem Jahr deutlich geschädigten Rapssorten nicht auf Standorten mit Frühsaaten oder bei starker N-Nachlieferung nach organischer Düngung an.


Fazit: Bewährte Sorten behalten …


Wegen der Ertragsleistung der letzten Jahre ist die sehr anbaustarke Sorte Visby auch weiterhin zu empfehlen. Diese frohwüchsige Hybride ist gesund, solide standfest und sehr winterhart. Beeindruckend ist vor allem ihre Ertragsstabilität über alle Standortgruppen. Auch in der Spätsaat konnte Visby überzeugen.


Die neueren Hybriden Dimension und Hammer können trotz der besseren Ölgehalte nicht ganz mit Visby konkurrieren. Dimension zeigt auf einigen Praxisschlägen leichte Schwächen nach dem Winter, zudem ist die Sorte anfälliger gegenüber Phoma.


Eine uneingeschränkte Anbauem-pfehlung behält außerdem die bewährte Liniensorte Ladoga. Sie eignet sich für alle Standorte, besonders auch auf Sand. Ladoga hat sich bei früher Saat bewährt, ist standfest, sehr gesund, aber etwas später abreifend. Den Winter hat sie ohne Mängel überstanden.


Die gesunde und sehr ölreiche Liniensorte Adriana hat 2008 ihr hohes Ertragspotenzial aus der Wertprüfung bestätigt, fiel jedoch in 2009 außer auf den Marschböden im Ertrag ab. Die Ursache dafür war vermutlich ein sehr langes Nachblühen, was vielerorts zu beobachten war. Ein weiterer Nachteil dieser Sorte ist die höhere Lagerneigung.


Nach sehr guten Erträgen im letzten Jahr hat die Liniensorte Vision einen hohen Anbauumfang erreicht. Als spätere Sorte hat sie 2008 auf guten Böden sehr gut abgeschnitten. Bei durchschnittlichem Ölgehalt ist die mittel gesunde Sorte gut standfest. Nach den stärkeren Mängeln nach Winter wird Vision in dieser Ernte vermutlich auf einigen Standorten nicht überzeugen können. Beim künftigen Anbau sind Frühsaaten und übermäßiger Düngereinsatz im Herbst zu vermeiden.


Demgegenüber hat Galileo keine größeren Probleme mit dem Winter gehabt. Diese frühe, gesunde und sehr standfeste EU-Sorte brachte 2009 sehr hohe Ölerträge. Sie ist daher nach heutigem Kenntnisstand für alle Standorte zu empfehlen.


NK Rapster – als weitere ölreiche Liniensorte – überzeugte 2009 im ersten Prüfjahr vor allem auf Sandböden und in Höhenlagen. Rapster ist früh in der Blüte, drischt aber spät. Positiv fällt ihre gute Standfestigkeit und Winterhärte auf. Die Anfälligkeit gegenüber Phoma ist jedoch hoch.


Eine eingeschränkte Anbauempfehlung gilt für die Halbzwerge, da sie trotz ansprechender Erträge und guter Winterhärte hoch anfällig gegenüber Pilzkrankheiten sind.


… und neue Sorten testen


Der wirtschaftlich interessante Anbau von Raps führt weiterhin dazu, dass wieder eine Reihe neuer Sorten vom Bundessortenamt eingetragen wurden. Mit King 10 steht eine gesunde, sehr standfeste Liniensorte mit hohem Ertragspotenzial und sehr hohen Ölgehalten (Note 9) für den Anbau zur Verfügung.


Die neueren langstrohigen Hybriden PR46W15 und PR46W20 zeichnen sich gegenüber der älteren Sorte PR46W31 durch deutlich höhere Ölgehalte aus. Auch die Winterhärte scheint bei diesen Sorten erheblich besser zu sein, so dass sie zumindest für den Probeanbau in Frage kommen.


Besonders hervorzuheben sind bei den Hybriden auch Compass und Treffer. Beide Sorten verbinden hohe Erträge mit guter Gesundheit und sehr guter Standfestigkeit. Vor dem Einstieg in den großflächigen Anbau sollten Sie unbedingt die Ertragsergebnisse 2010 abwarten.

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