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Rinder wie bei eBay kaufen?

Lesezeit: 4 Minuten

Autos, Reifen oder Schlepper werden schon lange im Internet gehandelt. Jetzt startet mit Vieh24 die erste deutschlandweite Auktionsplattform für Rinder.


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Ebay kennt jeder. Auf der Internetplattform wird fast alles versteigert, was nicht niet- und nagelfest ist. Außer lebenden Tieren – bislang.


Seit Anfang Oktober gibt es in Deutschland mit Vieh24 erstmals eine Auktionsplattform im Internet auf der Zucht- und Nutzvieh, Sperma und Rinder­embryonen gehandelt werden können.


Höhere Preise?


Die Idee dahinter: Rinderhalter sollen ihre Produkte, ob Kalb, Zuchtrind oder Schlachtkuh, im Internet zum Verkauf anbieten können (s. Kasten). Auf diese Weise sollen die Landwirte höhere Preise erzielen können und der Markt transparenter werden, wirbt Firmengründer Dr. Jürgen Brock aus Miesbach für sein Portal.


In anderen Ländern ist die Online-Auktion schon etabliert. In den USA (www.superiorlivestock.com) und Australien (www.auctionsplus.com.au) finden bereits seit längerem Online-Auktionen für Schlacht- und Zuchtvieh statt.


Und auch wertvolle Rinderembryonen werden inzwischen online gehandelt. Das Holsteinforum in Laer (Westfalen) veranstaltet regelmäßig Internetauktionen mit Embryonen, die an festen Terminen über drei bis vier Tage laufen.


Wie der Internethandel mit Rindern, Kälbern und Sperma in Deutschland anläuft, ist derzeit völlig offen. Vergleichbare Projekte, wie die Internetbörse für Schlachtschweine, führen nach wie vor ein Nischendasein. „Bislang haben sich ca. 100 Landwirte registriert“, so Brock. Ziel ist es einen Marktanteil von 5 bis 10 % am Zucht- und Nutzviehhandel zu erreichen.


Landwirte, die sich bereits bei Vieh24 registriert haben, sehen in der Internet-auktion einen zusätzlichen Absatzweg zum bewährten Viehhändler oder Zuchtverband, zudem sind die Vermarktungsgebühren geringer. Allerdings wollen sie sich mit „Probeverkäufen“ erst einmal vorsichtig an die Internetauktion rantasten, wie z.B. Matthias Närmann aus Olfen: „ Wir werden sicherlich den größten Teil unserer Kälber und Zuchtrinder weiter über unseren Viehhändler bzw. Zuchtverband vermarkten, aber bei Kreuzungsrindern werden wir einen Verkauf über die Internetauktion ausprobieren. Für neue Absatzwege bin ich offen.“


Fraglich ist, ob alle Landwirte die Vermarktung ihrer Zuchttiere und Kälber wieder selbst in die Hand nehmen wollen, schließlich bieten die Zuchtverbände über die Ab-Hof-Vermarktung und die Auktionen einen Rundum-Service, den viele Rinderhalter nicht missen wollen. Zweites Problem ist die Datensicherheit, denn bei der Eingabe von Nummern, Kontrolldaten oder Zuchtwerten können bewusst oder unbewusst Fehler passieren.


Aber nicht nur Landwirte können beim Onlinehandel mitmischen. Die Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) tritt sogar als Partner von Vieh24 auf.


„Wir hatten ursprünglich geplant, selbst ein solches Konzept zu entwickeln, allerdings sind wir davon abgerückt, nachdem wir das Onlineportal entdeckt hatten“, so Alfred Weidele von der RBW. Für ihn ist sicher, dass Internetauktionen auf Dauer einen Teil des Viehgeschäfts übernehmen werden. „Die Vermarktung über Auktionen wird sich so nur schwer halten lassen, eine Internetauktion kann hier eine Ergänzung sein“, erklärt Weidele.


Zuchtverbände gespalten


Die RBW will als Bündler Zucht- und Nutzvieh künftig im Auftrag ihrer Mitglieder über Vieh24 versteigern. Vorteil dieser Partnerschaft ist, dass für RBW-Mitglieder der Zugang zu Vieh24 günstiger ist als für normale Verkäufer. Mit der Vermarktung von Nutzkälbern der Milchrassen in Partien soll außerdem ein neues Segment erschlossen werden.


Auch andere Organisationen und Verbände wollen durch eine Partnerschaft günstigere Auktionsgebühren für ihre Kunden und Mitglieder sichern. Weitere Partner sind z. B. der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), Demeter, CRI-Genetics oder WWS-Germany.


Aber nicht alle Zuchtverbände und -organisationen stehen dem Onlinehandel so aufgeschlossen gegenüber wie die RBW.


Nicht nur, dass sie die Attraktivität ihrer Auktionsstandorte für Zucht- und Nutzvieh schwinden sehen. Nein, sie befürchten auch erhebliche Risiken beim Tiertransport und den tierseuchenrechtlichen Fragen. „Schließlich garantieren wir auf unseren Auktionen und bei den Ab-Hof-Verkäufen die Tierseuchenfreiheit der Tiere durch aufwändige Untersuchungen und haften in gewissem Umfang für die verkauften Tiere. Reklamationen werden zeitnah abgewickelt“, so Dr. Jürgen Hartmann von der Rinder-Union-West. Die meisten süddeutschen Zuchtverbände, wie z. B. Weilheim oder Miesbach, wollen daher zunächst ebenfalls abwarten, wie die Online-Auktion anläuft.


Wir halten fest


Mit Vieh24 geht der Rinderhandel online. Die Idee ist gut und die Umsetzung professionell. Der Grundansatz, mit dem System für mehr Markttransparenz und höhere Erlöse zu sorgen, ist richtig.


Allerdings fehlt den Pionieren in diesem Geschäft die Rückendeckung der Zuchtverbände, die einen Großteil des Nutz- und Zuchtviehgeschäfts abdecken. Gelingt es nicht deren Unterstützung zu gewinnen, wird der Anfang schwer. Ein Zuchtverband reicht da nicht aus.


Das gleiche gilt für die Rinderhalter, denn nur mit einem umfangreichen Angebot an Rindern, Sperma und Embryonen, sowie einem lebhaften Handel, kann deren Skepsis überwunden werden.-al-

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