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Roggen: Braunrost endlich sicher unter Kontrolle

Lesezeit: 6 Minuten

Braunrost ist das Problem in Roggen. Mit den neuen Carboxamiden gibt es eine sichere Kontrolle, voraus-gesetzt Sie kennen Stärken und Schwächen der Mittel. Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen, informiert.


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Blattflecken, Halmbruch und Mehltau sind Krankheiten, die im Roggen keine große Rolle spielen. Nur wenn starker Befall auftritt, lohnen gezielte Maßnahmen. Braunrost ist dagegen das Thema im Roggenanbau! Je früher und stärker der Befall auftritt, desto höher die Mindererträge. In warmen, feuchten Regionen ist alljährlich mit Problemen zu rechnen. Der Niederrhein und das westliche Münsterland zählen zu den extremsten Braunrostregionen. Auf leichten Standorten in Weser-Ems fehlt oft schon die Wärme und in Brandenburg das Wasser für Extrembefall. Allerdings kann in Einzeljahren auch in diesen Regionen Braunrost im Roggen zum echten Problem werden.


Neue Mittel im Stress-Test:

Mit der neuen Wirkstoffgruppe der Carboxamide hat man nun Möglichkeiten, den Rost wirklich sicher zu kontrollieren, vorausgesetzt man kennt die Stärken und Schwächen dieser Fungizide. In unseren Versuchen zur Kontrolle von Braunrost haben wir mehr über die Eigenschaften der Mittel erfahren.


In 2011 haben wir eine Einfachbehandlung als späte Abschlussbehandlung mit einer Doppelbehandlung verglichen (s. Übersicht 1). Die Vorbehandlung erfolgte in EC 49 gegen Ende April. Mit dieser ließen sich Neuinfektionen über drei Wochen verhindern, sodass die zweite Behandlung in EC 63 um den 20. Mai in einem befallsfreien Bestand erfolgte.


Die Einfachanwendung mit Aviator Xpro + Fandango bei schon stärkerem Rostbefall auf den Blättern hat nur Wirkungsgrade von 35 % gebracht. Dagegen wurden mit der Vorbehandlung Wirkungsgrade von 85 % mit deutlich höheren Mehrerträgen erreicht. Zu erklären ist dieser Unterschied nur damit, dass bei vorhandenem Befall Neuinfektionen stattfinden und zwar durch weitere Sporulation aus den Braunrostpusteln. Der Fungizidfilm weist Lücken auf, sodass durch eine hohe Sporendichte Neubefall möglich wird.


In 2012 hat bei kühler Aprilwitterung eine Neuinfektion des Roggens mit Braunrost erst spät stattgefunden (siehe Übersicht 2). Die durchgeführten Blattbehandlungen in EC 33 (um den 20. April) haben nur geringe Effekte gebracht. Erst nach der Abschlussbehandlung, die in 2012 schon früh in EC 55 am 8. Mai durchgeführt wurde, ist die Epidemie gestartet. Von den Fungiziden wurde eine wirklich lange Dauerwirkung von über sechs Wochen verlangt.


Alle Carboxamide haben hohe Wirkungsgrade erreicht: Adexar, nur mit halber Aufwandmenge, von knapp 90 % und Seguris mit voller Aufwandmenge mit 93 %. Das Zumischen von Acanto zum Seguris hat keine Wirkungsverbesserung gebracht. Die enorme Leistungsfähigkeit der Carboxamide wird im Vergleich zum alten Standard aus Acanto + Osiris erst richtig deutlich.


Als Resümee aus den Versuchen bleibt festzuhalten: Carboxamide haben eine extrem lange Dauerwirkung (bis zu sechs Wochen) gegen Rost – aber nur, wenn auf wirklich befallsfreie Blätter behandelt wird. Ist schon Braunrost vorhanden, reduziert sich die Dauerwirkung auf 3 bis 4 Wochen.


Einfache Strategie:

Auf Basis dieser Ergebnisse ist die Fungizidstrategie im Roggen sehr einfach und sicher zu handhaben: Zur Abschlussbehandlung sollten Sie im Roggen ein Carboxamid-Produkt einplanen. Die gute Dauerwirkung kommt aber nur dann zum Tragen, wenn bis zur Abschlussbehandlung Befallsfreiheit sichergestellt wird. Diese kann naturgegeben vorkommen, wenn z. B. in Höhenlagen bei kühler Witterung frühe Braunrostinfektionen kaum möglich sind. Dann lässt sich auch nur mit einer Behandlung der Rost im Roggen sicher kontrollieren. Auf Standorten mit frühem Ausgangsbefall aus dem Herbst und Winter, auf denen eine Ausbreitung bei warmer Witterung im April möglich wird, müssen Sie Neubefall mit gezielten Blattbehandlungen verhindern.


Um einer schnellen Resistenzentwicklung vorzubeugen, sollten Sie auch in Roggen Carboxamide nur einmal einsetzen. Allerdings ist bei Rost die Situation nicht so kritisch wie bei anderen Schadpilzen.


Bei Blattbehandlungen nimmt die Kurativwirkung eine wichtige Rolle ein. Behandlungen sollten Sie nah an „dicken Infektionsklötzen“ durchführen. Diese sind gekennzeichnet durch warmes, sonniges Wetter mit leichten Feuchtephasen. Hierfür reicht breits morgendlicher Tau. Um nach der Behandlung vor Neubefall geschützt zu sein, sind unter solchen Bedingungen oft 4 bis 7 Tage Kurativwirkung notwendig.


Die besten fürs Blatt:

Erarbeitet aus unseren vieljährigen Versuchsergebnissen und unterstützt durch Praxiserfahrungen wissen wir, dass für Blattbehandlungen gegen Braunrost nur sehr wenige Fungizide wirklich geeignet sind. Optimale Wirkungen sind nur mit einer Kombination aus Acanto + Osiris, Pronto Plus oder Flamenco zu erreichen. Acanto unterstützt die Kurativwirkung der Azole und gewährleistet eine Dauerwirkung von 2 bis 4 Wochen (je nach Aufwandmenge). Nur Osiris und Pronto Plus haben eine teileradikative Wirkung (vorhandene Braunrostpusteln sterben ab). Diese bringt bei wenigen Pusteln auf den unteren Blättern erhebliche Vorteile im Vergleich zu andere Azolen, wie etwa Alto.


Der Termin der Behandlung ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. In den letzten Jahren war eher die späte Blattbehandlung in EC 49 richtig, weil die Witterung früh im April keine Infektionen begünstigte. Nach einem grünen Winter mit viel Ausgangsbefall und sonnigen, warmen Phasen im April kann aber auch die frühe Behandlung schon zu EC 34 (siehe Übersicht 3, Seite 72) notwendig werden. Noch frühere Behandlungen sind nicht sinnvoll, da keine anhaltende Dauerwirkung erreicht wird, Neuzuwachs ist immer ungeschützt. Die Aufwandmenge richtet sich nach der Zeitspanne bis zur Abschlussbehandlung und vorhandenen Braunrostpusteln auf den unteren Blättern. Wird früh schon in EC 34/37 behandelt, sind 0,6 l/ha Acanto, später in EC 49 nur 0,4 l/ha Acanto notwendig. Bei sehr geringem Braunrostbefall und sehr infektionsnaher Anwendung sind schon 1,0 l/ha Osiris oder 0,6 l/ha Pronto Plus als Zumischpartner ausreichend. Gegenteilig ist Osiris maximal mit 1,5 l/ha oder Pronto Plus mit 0,9 l/ha einzusetzen. Pronto Plus hat Vorteile, wenn stärker Mehltau zu bekämpfen ist.


In Jahren mit frühem Braunrost und anhaltender Infektionswitterung sollte auch mit Carboxamiden möglichst spät zur Blüte (um den 20. bis 25. Mai) letztmalig behandelt werden. Nur dann kann bis zum Ende der Milchreife Braunrostfreiheit gewährleitet werden. In Jahren mit geringerem Druck bzw. in kühlen Regionen ohne gravierende Braunrostprobleme darf auch früher in EC 51 bis 59 (ca. Anfang Mai) behandelt werden.


Im Roggen sind die Carboxamid-Kombinationen Seguris, Adexar und Skyway ideal geeignet. Je nach Vorbehandlung, Infektionsdruck und Anfälligkeit der Sorte können Sie flexibel Produkt und Aufwandmenge bestimmen. Seguris ist aber nur mit voller Menge sicher wirksam! Auch Skyway sollten Sie nicht unter 1,0 l/ha einsetzen. Adexar ist flexibel mit Aufwandmengen von 1,0 bis 1,5 l/ha.


Falls Sie im Vorfeld die Situation falsch eingeschätzt haben und zur Abschlussbehandlung schon Befall bis aufs Fahnenblatt vorhanden ist, sollten Sie die Carboxamide unbedingt mit ausreichend hoher Aufwandmenge von Osiris oder Pronto Plus ergänzen. Zumindest lässt sich damit ein Teil der Pusteln abtöten, um dadurch die Epidemie zu verzögern. Wunder dürfen aber nicht erwartet werden.

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