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Roll-Vlies statt Folie

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Landwirt aus dem Allgäu hat ein neues Abdecksystem für Silos entwickelt. Die ersten Erfahrungen damit sind vielversprechend.


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Das richtige Abdecken des Silos entscheidet über das Gelingen einer Silage. Jeder Landwirt weiß das – und trotzdem machen nur wenige diese Arbeit gern. Denn nach einem anstrengenden Siliertag ist das Ausbreiten der Folien und das Verlegen der Sandsäcke noch einmal ein riesiger Kraftakt.


Rinderhalter und Biogaserzeuger Rainer Burkhart aus Bad Wurzach nervte das Abdecken so sehr, dass er nach einer Alternative suchte. „Wir schneiden unser Grünland sechsmal. So sind wir ständig mit dem Ab- und Aufdecken beschäftigt“, erläutert der Landwirt. Bisher legte er auf die dünne Unterziehfolie eine neue und eine gebrauchte Deckfolie und beschwerte die Folienlagen mit Längs- und Querriegeln aus Sandsäcken. Zunehmend aufwändiger wurde für ihn auch die Entsorgung der gebrauchten Folien.


Ein weiteres Problem: Die Abdeckung bot zu wenig Schutz gegen Krähen, die ständig Löcher in die Folien hackten.


Vlies aus Kunststoff-Filz:

Über den Milchviehberatungsdienst Allgäu e. V. und den Siloexperten Dr. Josef Pflaum wurde Burkhart erstmals auf ein Roll-Vlies aufmerksam. Die 3,2 mm starken und strapazierfähigen Vlies-Bahnen aus dicht verfilzten Polypropylen-Fasern gefielen dem Landwirt. Sie ließen sich ausrollen und hielten den Schnäbeln von Vögeln und den Krallen von Hunden und Katzen problemlos stand.


Um die schweren, wiederverwendbaren Vliesbahnen einfacher auf- und abzurollen, entwickelte Burkhart eine biegsame Welle aus doppelwandigem Kunststoffrohr mit 15 cm Durchmesser. Die Welle passt sich der gewölbten Oberfläche des Silohaufens überall gut an.


An ein Ende des Rohrs konstruierte der findige Landwirt eine Schnellkupplung, an die sich eine Ratsche zum Drehen der Welle anbringen lässt. Ein befreundeter Maschinenbauer entwickelte für Burkart dazu eine passende Ratsche mit zwei Hebelarmen. Mit einem Hebel rollt er das Vlies auf, der andere verhindert, dass sich die Rolle zurückbewegt.


Dem Landwirt war rasch klar, dass er pro Silo mehrere Vlies-Bahnen neben-einander verlegen muss. Denn nur so ist das System flexibel genug, um das Silo überall genau bis zu den Wänden abdecken zu können, ohne dass zuviel Vlies übersteht. Zudem kann er damit die Breite der Bahnen begrenzen, was die Handhabung wesentlich erleichtert.


Die Frage war nur: Wie lassen sich die nebeneinanderliegenden Bahnen einfach und fest miteinander verbinden? Die Lösung ist ein Klettband, das den Stoß von zwei Bahnen zusammenhält.


Die Erfahrungen mit der neuen Silo-Abdeckung aus Vlies, biegsamer Welle, Ratsche und Klettband sind bislang vorwiegend positiv. Mittlerweile setzen es bereits 20 Landwirte im Allgäu ein.


Weniger Sandsäcke schleppen.

Ein großer Vorteil ist die Arbeitserleichterung. Denn die Vlies-Bahnen werden direkt auf der Saugfolie ausgerollt. Abgesehen von den Wandfolien, sind keine weiteren Folien mehr notwendig. Zudem ist das Vlies mit über 500 g pro m2 bereits so schwer, dass man keine Beschwerung mit Querriegeln aus Sandsäcken mehr braucht.


Die Säcke sind nur noch für die Befestigung der Vlies-Bahnen an den Seitenwänden und an den Enden des Silohaufens erforderlich. Dadurch sind nur noch etwa halb soviel Sandsäcke nötig wie zuvor. Das Schleppen der Säcke in die Mitte des Silos entfällt ganz.


Mittlerweile empfiehlt Burkhart auch eine Abdeck-Variante, die ganz ohne Sandsäcke auskommt. Dazu muss allerdings an jeder Silowand eine 2 m breite Vlies-Bahn über die Wandfolie gelegt und teilweise festsiliert werden. Beim Abdecken wird dann der lose Teil des Wandvlies nach innen geschlagen und daran die breiteren Vlies-Bahnen mit dem Klettband fixiert (siehe Übersicht).


Extrem reißfest:

Das Abdecksystem hält erstaunlich gut. „Die Vlies-Matte ist extrem reißfest und es gibt so gut wie keine Verletzungen mehr durch Vögel“, bestätigt Berater Franz Heber vom Milchviehberatungsdienst Allgäu. Sie flattert kaum und hat den Stürmen in diesem Winter gut standgehalten.


Einziger Kritikpunkt bisher: Das Vlies kann an der Bodenplatte oder an den Sandsäcken anfrieren. Es weist zwar Wasser ab, ist aber nicht wasserdicht. Probleme können vor allem dann entstehen, wenn es in Vertiefungen liegt, in denen das Wasser nicht abfließen kann.


Die entscheidende Frage ist: Wie lange hält das Material und wie oft lassen sich die Bahnen wiederverwenden? Denn mit einem Preis von knapp 3 €/m2 für das Vlies sind die Anschaffungskosten beträchtlich. Hinzu kommen noch die Kosten für die Wellen, Ratschen und das Klettband (siehe Kasten unten).


Landwirte, die das Abdecksystem bereits einsetzen, gehen davon aus, dass das Vlies und die Klettbänder rund zehn Jahre halten könnten. Denn beide Materialien sind nicht nur UV-stabil, sondern auch extrem reißfest. Voraussetzung für eine lange Lebensdauer ist jedoch ein sorgsamer Umgang mit dem Material. So sollte das aufgerollte Vlies z. B. nicht direkt auf dem Boden, sondern auf einer Palette gelagert werden. Klaus Dorsch

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