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Rüben: Den Unkräutern an den Kragen

Lesezeit: 10 Minuten

Der Herbizideinsatz in Rüben darf nicht nach Schema F erfolgen. Passen Sie Ihre Strategie der Witterung an, um Schäden wie in 2012, zu vermeiden. Konzepte stellen Johann Thalhammer und Markus Grundner, Amt für Landwirtschaft in Deggendorf, vor.


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Im vergangenen Jahr wirkten alle Rübenherbizide recht gut. Andererseits führte diese gute Wirkung, je nach eingesetztem Herbizid, in mehreren Fällen zu deutlichen Schäden. Damit Ihnen Herbizidschäden in dieser Saison erspart bleiben, gilt es, die Unkrautbekämpfung vor allem verträglich durchzuführen.


Herbizid-Strategien:

Vorauflaufbehandlungen sind eher selten. Gründe dafür können besser befahrbare Flächen oder das Auftreten schwer bekämpfbarer Unkräuter sein. So hat sich z. B. bei hohem Besatz mit Hundspetersilie, Windenknöterich oder Klette eine Vorlage von 2 bis 2,5 l/ha Rebell (Ultra) kombiniert mit 1,0 l/ha Goltix Gold bewährt. Ist mit viel Ausfallraps zu rechnen, liegt der Schwerpunkt auf einer hohen Metamitronmenge. Hier eignen sich z. B. 2,0 l je ha Goltix Gold + 1,0 bis 1,7 l/ha Rebell Ultra, eingesetzt im Vorauflauf.


Bei der reinen Nachauflaufbehandlung (NAK) hängt die Zahl der Anwendungen und die eingesetzte Mischung von der Witterung und den Unkrautarten ab. Führen Sie die 1. NAK früh durch. Der Termin für die Erstspritzung ist erreicht, wenn die Rüben zu 80 bis 90 % aufgelaufen sind und Sie die Reihen im Gegenlicht erstmals erkennen. Bei frühem Einsatz lässt sich die Aufwandmenge häufig etwas reduzieren. Standard ist z. B. Goltix Gold + Betanal maxxPro. Wenn es die Unkrautflora zulässt, sollten Sie auf Rebell (Ultra), vor allem aber auf Spectrum und Debut zur 1. NAK verzichten, da die Rüben in diesem Stadium empfindlich sind. Detaillierte Infos zu den gängigen Herbiziden stehen in Übersicht 1 auf Seite 90. Mögliche Spritzfolgen bei unterschiedlicher Verunkrautung finden Sie auf Seite 92.


Bei guten Anwendungsbedingungen, Bodenfeuchtigkeit oder nachfolgendem Regen reichen in der Regel 3 NAK-Einsätze aus. Langjährige Versuche dazu zeigen, dass etwa 7 bis 9 Tage nach der 1. NAK die 2. Spritzung notwendig wird. Nach weiteren 11 bis 13 Tagen sollte dann die 3. Behandlung erfolgen. Ist es kühl, verlängern sich diese Zeiträume. Treten allerdings verstärkt Spätunkräuter und Hirsen auf, hat sich eine 4. NAK mit 65 % eines Gräserherbizides und 0,45 bis 0,6 l/ha Spectrum bewährt.


In Trockenphasen empfiehlt es sich, den Standardmischungen Öl zuzugeben und den blattaktiven Anteil der Mischungen etwas zu erhöhen. So können Sie z. B. die Betanal maxxPro-Menge von 1,0 auf 1,25 l/ha erhöhen. Der Goltix-Anteil sollte gleich bleiben oder nur geringfügig von 1,0 auf 0,8 l/ha verringert werden. Bedenken Sie bei Trockenheit zudem Folgendes: Über das Blatt lassen sich nur 40 bis 50 % der Metamitron-Wirkung erreichen. Außerdem sind nach 20 trockenen Tagen erst etwa 50 % des Wirkstoffes abgebaut. Da Ethofumesat (Ethosat 500, Powertwin Plus, Betasana Trio SC usw.) sehr UV-stabil ist und vorwiegend bakteriell abgebaut wird, liegt die Abbaurate bei Trockenheit nach 20 Tagen erst bei ca. 10 %.


Weiterhin hat es sich in einem trockenen Frühjahr bewährt, nach der 1. NAK drei weitere Behandlungen durchzuführen. Dadurch lassen sich die geplanten Metamitron-Mengen auf drei Spritzungen verteilen. Die Aufwandmengen der blattaktiven Partner (Betanal maxxPro, Po-wertwin usw.) sind dann anzupassen, wie z. B. 2 x 1,0 l/ha Betanal maxxPro + 1 x 0,8 l/ha Powertwin Plus. Beachten Sie dabei die rechtlichen Vorgaben zur Anwendungshäufigkeit. Alternativ dazu können Sie zwischen der 2. und 3. NAK eine Zwischenbehandlung mit z. B. 0,75 bis 1,0 l je ha Kontakt 320 + Öl oder bei Bedarf + Lontrel/Vivendi einsetzen.


Bei hohem Unkrautdruck entscheiden sich immer mehr Betriebe für 4 NAKs, auch weil die Verträglichkeit in kritischen Situationen tendenziell besser wird. Der Spritzabstand bei vier Behandlungen beträgt dann jeweils etwa eine Woche.


Passt die Düse?

Mit besser werdenden Formulierungen der Pflanzenschutzmittel wurde die Konzentration der Kontaktwirkstoffe in der Spritzbrühe weniger wichtig. Allerdings gilt noch immer, dass Sie zu hohe Wasseraufwandmengen bei den NAK-Behandlungen vermeiden sollten. Der Spagat zwischen den gesetzlichen Anforderungen mit Abdriftminderung aufgrund von Abstandsauflagen zu Gewässern bzw. Nicht-Ziel-Flächen und möglichst feiner Benetzung der Unkräuter muss gelingen.


Die Wasseraufwandmenge lässt sich von 150 bis 250 l/ha variieren. Einzelbeobachtungen aus diesem Jahr zeigen, dass mit geringeren Wassermengen die Herbizidschäden tendenziell zunehmen. Als Injektordüsen in der Kompaktbauweise eignen sich die Größen 025 und 03. Bei Düsen der langen Bauart empfehlen sich die Größen 02 bis 025. In beiden Segmenten sind Düsen mit 90 %-Abdriftminderung verfügbar.


Neben der Technik sind aber vor allem die Anwendungsbedingungen zu beachten. So müssen die Rübenpflanzen beim Herbizideinsatz trocken sein. Zudem sollten Sie die Spritzungen bei Temperaturen über 25 °C bzw. bei einer Luftfeuchtigkeit unter 60 % in die Abendstunden verlegen. Dabei ist die relative Luftfeuchtigkeit entscheidender als die Temperatur. Auch empfiehlt es sich, die Spritzung bei einer Windgeschwindigkeit von mehr als 5 m/sec zu verschieben.


Vermeiden Sie Herbizidschäden!

In Teilen Niederbayerns, in Niedersachsen, Österreich, Polen aber auch in anderen Regionen kam es in der letzten Saison nach den Herbizideinsätzen zu stärkeren Schäden an den Rübenpflanzen. Während die 1. NAK bei teilweise niedrigen Temperaturen noch unauffällig verlief, kam es nach der 2. NAK und teilweise wiederum nach der 3. NAK zu stärkeren Blattschäden, die vor allem im Überlappungsbereich auch zu Pflanzenausfällen führten.


In den Gebieten mit größeren Schäden wurde die 2. NAK häufig vom 29. April bis 4. Mai durchgeführt. Nach einer vorhergehenden längeren kühlen Phase stiegen die Temperaturen ab dem 25. April deutlich an. Bei sonnigem Wetter mit Höchsttemperaturen um 30 °C und sehr hohen Strahlungswerten kam es bei den Rüben zu deutlichem Blattzuwachs. Wenige Tage später meldeten erste Landwirte stärkere Nekrosen an Rüben, vor allem im Überlappungsbereich. Betroffen waren alle gängigen Herbizidmischungen, vor allem aber Mischungen mit Betanal maxxPro. Bei durch Frost vorgeschädigten oder verzögert aufgelaufenen Rüben zeigten sich die Symptome deutlicher. Eine Analyse der Schadensfälle ergab Folgendes: Bei einer Aufwandmenge von 1,0 l/ha Betanal maxxPro + Metamitron traten kaum stärkere Schäden auf. Bei höheren Mengen stiegen die Schadensfälle allerdings an. Besonders ungünstig waren Mehrfachkombinationen mit Rebell, Spectrum oder Debut.


Um derartige Herbizidschäden künftig zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, ist es nötig, die Einsatzbedingungen der Rübenherbizide wieder verstärkt zu beachten. Hier die wichtigsten Punkte:


  • Kein Herbizideinsatz bei Frostgefahr.
  • Bei nasser Witterung und hohen Temperaturen sind die Rüben besonders empfindlich. Das gilt auch bei Wetterwechsel von länger anhaltend kalt zu warm und wüchsig. Unter diesen Bedingungen sollten Behandlungen abends mit maximal 3 Produkten erfolgen. Zudem sollten Sie die Aufwandmengen reduzieren und der Mischung keine Gräsermittel zusetzen. Auch der Zusatz von Öl oder Ethofumesaten ist tabu. Der Spritzabstand liegt dann bei ca. 7 Tagen.
  • Je trockener und kühler es ist, desto unempfindlicher sind die Rüben. Bei z. B. 15 bis 18 °C und sonniger Witterung können Sie auch morgens mit vollen Aufwandmengen behandeln. Öl und Ethofumesate verbessern die Wirkung.


Rezepte gegen Gräser:

Durch die mehrmaligen Nachauflaufbehandlungen werden die Gräser, vor allem Hühnerhirse, zwar beeinträchtigt, jedoch nicht vollständig bekämpft. Auf Standorten mit Ausfallgetreide, Quecken, Hirsearten und Co. ist deshalb eine eigene Gräserbekämpfung notwendig. Die gängigsten Präparate gegen Gräser sind in Übersicht 2 aufgeführt.


Da keines dieser Gräserherbizide über den Boden wirkt, müssen Sie den Spritzzeitpunkt so legen, dass möglichst alle Gräser aufgelaufen sind. In reduzierten Mengen können Sie diese Gräsermittel den breit wirksamen Rübenherbiziden zugeben. Dann müssen Sie allerdings Öl oder Formulierhilfsstoffe weglassen.


Vielfach ist es jedoch besser, eine getrennte Gräserbekämpfung durchzuführen. Diese liegt häufig zwischen der 2. und 3. NAK oder in Kombination mit Spectrum nach der 3. NAK.


Problemunkräuter packen:

Gegen Ausfallraps bietet es sich an, die Metamitronmenge (z. B. Goltix Gold) zur 1. NAK auf 2,0 l/ha zu erhöhen. Diese Behandlung muss dann aber zeitig erfolgen. Danach können Sie Debut zur 2. und 3. NAK mit 30 g/ha + 0,25 l/ha FHS zu Metamitron und Kontaktmittelpartner einsetzen. Das derzeit stärkste Kontaktprodukt ist Betanal maxxPro. Bekämpfen Sie Ausfallraps immer im Keimblattstadium!


Bingelkraut tritt bisher regional unterschiedlich auf. Es entwickelt sich besonders gut auf humosen, nährstoffreichen Böden. Die gängigen Standardmischungen bekämpfen es nicht ausreichend. Da Bingelkraut in Wellen aufläuft, ist die wiederholte Anwendung von Ethofumesat (z. B. 0,3 bis 0,4 l/ha Ethosat 500) notwendig. Ab der 2. NAK ist eine Zugabe von 25 bis 30 g/ha Debut + FHS, vor allem unter trockenen Bedingungen, sinnvoll. Da auch Rebell Ultra und Spectrum eine Teilwirkung aufweisen, ist unter günstigen Bedingungen auch eine Mischung z. B. aus Goltix Gold + Betanal maxxPro + Rebell Ul­tra + Spectrum möglich.


Disteln sollten Sie ab einer Größe von 15 bis 20 cm ausschalten. Da sie über einen längeren Zeitraum auflaufen, ist es schwierig, den optimalen Zeitpunkt zu bestimmen. Die Regelaufwandmenge von Lontrel 100/Vivendi 100 beträgt 1,2 l/ha. Lontrel 720 SG ist mit 165 g/ha (+ Öl) einzusetzen. Bei starkem Besatz ist ein Splitting mit 2 x 0,6 l/ha bzw. 80 g/ha im Abstand von 10 bis 12 Tagen sinnvoll. Bei Trockenheit und gut ausgebildeter Wachsschicht der Rüben ist ein Zusatz von 1,0 l/ha Öl zu empfehlen.


Beachten Sie bei Spritzfolgen den Mindestabstand zu Debut von 10 Tagen, da sonst mit Wirkungsminderungen zu rechnen ist. Leider lassen sich mit diesen Maßnahmen die Disteln nicht vollständig beseitigen, sodass im Rahmen der Fruchtfolge eine Bekämpfung auch in Getreide oder auf der Stoppel notwendig ist.


Dreigeteilter Zweizahn lässt sich mit Standardmischungen eindämmen, jedoch nicht ausreichend bekämpfen. Durch die Zugabe von 20 bis 30 g/ha Debut + FHS oder 0,3 bis 0,5 l/ha bzw. 45 bis 70 g/ha Lontrel/Vivendi zur 2. bis 3. NAK lässt sich die Wirkung deutlich verbessern. Die sicherste Wirkung gegen Zweizahn hat Lontrel. Achten Sie unbedingt auf den Anwendungstermin. Denn hat der Zweizahn bereits eine kräftige Rosette ausgebildet, ist eine sichere Bekämpfung nicht mehr möglich.


Bei hohem Hundspetersilien-Druck hat sich die Vorlage von 2,0 bis 2,5 l/ha Rebell Ultra im Vorauflauf bewährt. Im Nachauflauf können Sie Hundspetersilie im Keimblattstadium bekämpfen. Empfehlung bei reinem Nachauflauf: Stoppspritzung zur 1. NAK mit 1,0 l/ha Goltix Gold + 0,8 l je ha Rebell Ultra + 1,0 l/ha Betanal maxxPro. Alternativ können Sie Goltix Titan + Betanal maxxPro einsetzen. Zur 2. bis 3. NAK eignet sich als Ergänzung Spectrum (mit Rebell bei ausreichend Bodenfeuchtigkeit), Lontrel oder Debut. Die sicherste Wirkung erreicht Debut.


Gegen Klettenlabkraut ist eine frühzeitige Bekämpfung bis zum 1. Blattquirl wichtig. Möglichkeit 1: Zugabe eines Ethofumesat-haltigen Herbizides, wie z. B. 0,2 bis 0,3 l/ha Ethosat 500 zur Standardmischung, vor allem zu Betanal maxxPro. Möglichkeit 2: Mischung aus Goltix Gold, Betanal maxxPro und Rebell, zumindest ab der 2. NAK. Bei Trockenheit und größerer Klette empfiehlt sich eine Zugabe von 20 bis 30 g/ha Debut zur 2. und 3. NAK.


Windenknöterich lässt sich mit Betanal maxxPro, Rebell Ultra und Lontrel/Vivendi gut bekämpfen. Bei Ampferblättrigem Knöterich bzw. Flohknöterich müssen Sie Lontrel/Vivendi durch Debut ersetzen. Vogelknöterich kann bei guten Bedingungen mit Goltix Gold + Betanal maxxPro + Rebell + Spectrum (2. + 3. NAK) ausreichend bekämpft werden. Bei stärkerem Auftreten ist die Zumischung von 30 g/ha Debut + 0,25 l/ha FHS zur Standardspritzfolge zur 2. und 3. NAK erforderlich. Die Bekämpfung muss stets frühzeitig erfolgen. Unter schwierigen Bedingungen ist trotzdem eine vollständige Bekämpfung nicht immer möglich.


Acker- und Zaunwinde sind in Rüben nur sehr schwer bekämpfbar. Mit Debut lassen sich bei wüchsiger Witterung in der 2. und 3. NAK Abbrenneffekte erreichen. Bei Samtpappel oder Lindenblättrigen Schönmalve sind maximal Teilwirkungen mit Debut-Kombinationen erzielbar. Treten Einzelpflanzen auf, empfiehlt es sich, diese aus dem Bestand zu reißen.

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