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Schützen Sie Ihren Raps in der Blüte!

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Fungizideinsatz gegen Sklerotinia und Co. zur Vollblüte des Rapses lohnt sich. Empfehlungen gibt Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Die Blütenbehandlung zählt zu den wirtschaftlichsten Maßnahmen im Rapsanbau. Das zeigen unsere Versuchsergebnisse von 2002 bis 2011 in Übersicht 1. Sklerotinia (Weißstängeligkeit) trat dabei lediglich im Versuchsjahr 2007 stark auf. In 2008 herrschte mittlerer Befall und in 2011 war nur ein Standort stark befallen. Die erzielten Mehrerträge resultieren daher nicht ausschließlich aus der Sklerotinia-Bekämpfung. Gleichzeitig erfasst die Blütenbehandlung weitere Erreger wie Alternaria, Botrytis und Phoma. Zudem sind physiologische Ertragssteigerungen möglich.


In Jahren mit feuchter und oft kühler Witterung in der Phase der Korneinlagerung von Juni bis ca. 10. Juli lassen sich mit einer Fungizidbehandlung höhere Mehrerträge erreichen. Gegenteilig ist unter trockenen, warmen Bedingungen mit nur geringen Ertragszuwächsen zu rechnen. In den Versuchen traten bei feuchter Abreife ca. 2 bis 5 dt/ha höhere Mehrerträge auf als in den Jahren mit trockener Abreife.


Nach Abzug der Kosten von ca. 50 bis 60 €/ha für das Fungizid und die Überfahrt verbleibt in fast allen Versuchsjahren ein positiver Mehrertrag. Nur im extrem trockenen Jahr 2006 war die Behandlung nicht wirtschaftlich.


Sklerotinia-Gefahr?

Viele Landwirte stellen sich dennoch die Frage, ob in jedem Fall eine Behandlung notwendig ist, oder ob es Ausschlusskriterien gibt, unter denen sich eine Maßnahme nicht rentiert?


Problematisch ist, dass sich die Sklerotinia-Gefahr kaum prognostizieren lässt. Das zeigt das Jahr 2007 mit zunächst sehr trockener Witterung bis zur zweiten Maiwoche und anschließenden Spätinfektionen. Aus den Erfahrungen der Vorjahre lassen sich folgende Erkenntnisse ableiten:


  • Sklerotinia-Infektionen sind nur möglich, wenn Apothecien (becherförmige Fruchtkörper, die Sporen ausschleudern) vorhanden sind. Diese entwickeln sich aus Sklerotien (Dauerkörper), die von befallenen Rapsstoppeln stammen.


Die Sklerotien sind über mehrere Jahre im Boden lebensfähig. Bei ausreichender Temperatur und Feuchte sind die Apothecien bereits mit beginnender Blüte vorhanden. Sie finden die aufgelaufenen Fruchtkörper am einfachsten im Weizen, der nach Raps steht. Die reifen Apothecien entlassen Sporen, die dann den Raps infizieren. Der Wind verbreitet diese Sporen nur wenige Meter (bei kräftigen Gewittern vielleicht auch 100 m). Eine Infektion auf diesem Weg stammt daher vom eigenen Schlag, nicht von Nachbarschlägen.


  • Die Feuchteverhältnisse in der Blüte sind weniger wichtig. Denn Tau reicht für eine Infektion bereits aus. Entscheidender sind die Temperaturen. Die Erfahrung zeigt, dass bei Tagestemperaturen von über 20 °C das Infektionsrisiko erheblich ansteigt. Grundsätzlich kann man zwar weniger gute (kalt und trocken) und optimale (sehr warm und feucht) Infektionsbedingungen unterscheiden. Eine sichere Einschätzung bleibt aber schwierig.
  • In der Regel sind kurze Rapssorten anfälliger als langwüchsige, weil der Weg der Sporen zur ersten Verzweigung in langen Sorten weiter ist. Behandlungsentscheidungen aufgrund unterschiedlicher Sortentoleranzen sind aber zu unsicher.


Empfehlung:

Führen Sie im Raps eine Blütenbehandlung durch! In der Regel ist die Maßnahme wirtschaftlich, wie aktuelle Versuche belegen. Der optimale Termin bleibt die Vollblüte, wobei eine leichte Varianz möglich ist. Der Termin zur Vollblüte ist anzustreben, um möglichst viele Blütenblätter mit dem Fungizid zu benetzen. Zudem bleibt von den Blütenblättern aufgenommenes Fungizid sehr lange wirksam. Das sichert vor allem bei optimaler Infektionswitterung gute Wirkungsgrade.j


Neuerdings diskutieren Landwirte und Berater eine verspätete Anwendung zum Ende der Blüte auf schon erste kleine Schoten. Das Ziel: Mit Strobilurinen höhere Mehrerträge durch bessere physiologische Effekte und eine gleichmäßigere Schotenreife erzielen. Hierzu werden wir weitere Erfahrungen sammeln.


Das leisten die Fungizide:

In unseren letztjährigen Versuchen haben wir die Leistung verschiedener Premiumprodukte gegen Sklerotinia geprüft. Auf einem Standort in Nordrhein-Westfalen trat in der Sorte ES Astrid extrem starker Befall mit Sklerotinia auf. Der Behandlungstermin lag sehr nahe am Infektionsgeschehen gegen Ende April. Im weiteren Verlauf der Blüte herrschten um Mitte Mai nochmals günstige Infektionsbedingungen. Die Ergebnisse (Übersicht 2):


  • Alle Produkte erreichten exzellente Wirkungsgrade gegen Sklerotinia von über 70 %.
  • Die extrem „hoch aufgeladene“ Mischung aus Proline + Ortiva erzielte mit 14 dt/ha die höchsten Mehrerträge. Auffällig war in dieser Variante der hohe Anteil grüner Stoppeln nach der Ernte.
  • Bei 300 l/ha Wasseraufwand brachte die Behandlung mit einer Doppelflachstrahldüse im Vergleich zur normalen Düse keine Vorteile.
  • Im Durchschnitt unserer vier Versuche ließen sich mit z. B. 0,7 l/ha Proline Mehrerträge von 3,8 dt/ha erreichen. Ähnlich wie in der Praxis waren die weiteren Versuchsstandorte nur sehr gering mit Sklerotina befallen.


Strategie für Ihren Raps:

Alle für die Blütenbehandlung im Raps zugelassenen Produkte haben wir in Übersicht?3 aufgeführt. Aufgrund unserer mehrjährigen Versuchserfahrungen empfehlen wir ­vorzugsweise Cantus Gold, Proline oder Prosaro. Soloanwendungen von Ortiva sind nicht sicher kalkulierbar. Besser ist dann eine Mischung aus Proline + Or­tiva.


Die preiswerteren Produkte, wie z. B. Folicur, Matador oder Harvesan, zeigten in den Versuchen geringere physiologisch bedingte Mehrerträge. Ihr Einsatz kommt daher nur in Kombination mit den Premiumprodukten – vor allem in Mischung mit Proline – in Frage. Wünschen Sie zur Blüte noch eine leichte wachstumsregulatorische Wirkung, eignen sich besonders Mischungen aus 0,4 l/ha Proline + einer reduzierten Aufwandmenge von Folicur, Orius, Matador oder Caramba. Alternativ können Sie hierfür auch die Fertigmischung Prosaro nutzen.


Mirage zeigte, auch in Kombination mit anderen Produkten, in den Versuchen der Vorjahre nur geringe Ertragsleistungen. Zudem ist es schlechter verträglich. Aus diesen Gründen empfehlen wir den Einsatz von Mirage in Raps nicht.


Ein Wechsel der Wirkstoffe scheint auch bei der Sklerotina-Bekämpfung sinnvoll zu sein. Der Grund: Gegenüber dem Wirkstoff Boscalid, der im Cantus Gold enthalten ist, zeigten einige wenige Isolate im Labor bereits eine geringere Empfindlichkeit. In 2012 können wir aber noch von einer ausreichenden Wirkung ausgehen. Längerfristige Beobachtungen sind sinnvoll und notwendig.


Tipps zum Einsatz:

Zur Blüte ist Raps sehr empfindlich, so dass in diesem Stadium grundsätzlich Vorsicht geboten ist. Kombinationen mit flüssig formulierten Bordüngern sind unverträglich. Auch das Zumischen von AHL ist nicht immer positiv.


Äußerst wichtig ist, dass Sie die Spritze vor der Blütenbehandlung reinigen. Vor allem nach Herbizideinsätzen beugt gründliches Reinigen mit Spezialreinigern Schäden vor. Vergessen Sie dabei nicht die Filter!


Um Durchfahrtverluste bei der Behandlung so gering wie möglich zu halten, empfiehlt sich der Einsatz breiter Spritzgestänge. Fahren Sie zudem möglichst in den Abendstunden, wenn die Pflanzen fester sind und wählen Sie niedrige Fahrgeschwindigkeiten von maximal 5 km/h. Für eine gute Benetzung sind Mindestwassermengen von 250 l/ha, besser 300 l/ha angeraten.


Achten Sie beim Einsatz unbedingt auf den Bienenschutz! Ein grundsätzliches Zumischen von Insektiziden ist nicht immer er-forderlich, häufig reichen Randbehandlungen.


Berücksichtigen Sie zudem, dass sich bei Kombi­nation mit Fungiziden die produkt-spe­zifischen Bienenschutzauflagen der Insektizide ändern. Auch wenn Sie mit den Fungiziden Cantus Gold oder Proline arbeiten und die Spritzbrühe dem Standard B 4 entspricht (eine Behandlung am Tag erlaubt), sollten Sie Ihren Raps trotzdem möglichst nicht im vollen Bienenflug behandeln. Ein Dialog mit dem Imker hilft, Konflikte im Vorfeld zu vermeiden.

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