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Selbst ist der Mischer

Lesezeit: 8 Minuten

Ob auf dem Familienbetrieb in Bayern oder der Groß-Farm in der Slowakei: Überall kommen selbstfahrende Futtermischer zum Einsatz. Dass sie kompakt, wendig und schnell sind, haben wir bei unserer Jugend trifft Landtechnik-Reise gelernt.


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Im Vergleich zum gezogenen Futtermischwagen ist der Selbstfahrer deutlich teurer. Warum setzen dann immer mehr Betriebe und auch Biogasanlagen auf motorisierte Mischer? Wir wollten wissen, wo der Selbstfahrer seine Stärken hat und sind bei unserer Aktion Jugend trifft Landtechnik gemeinsam mit Siloking auf Tour gegangen. Die fünf jungen Teilnehmer der Reise diskutierten engagiert mit verschiedenen Betriebsleitern über ihre Erfahrungen mit den mobilen Mischern.


Unterschiedlicher konnten die Betriebe kaum sein: Vom Familienbetrieb mit 90 Fleckviehkühen über ein Gut mit 500 Ochsen bis hin zur Groß-Farm mit 2 300 Milchkühen – die Teilnehmer konnten sich einen kompletten Querschnitt durch die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten live ansehen.


Auch für kleine Ställe:

Franz Wolferstetter aus der Nähe von Tittmoning, dicht an der österreichischen Grenze, melkt 85 Fleckviehkühe im Altgebäude. Die Ställe sind eng, die Decken tief. Hier würde man nicht unbedingt einen Selbstfahrer vermuten. Trotzdem füttert er seine Herde inklusive Nachzucht mit einem 13 m3-Selbstfahrer aus der Baureihe Compact 1612.


Die Gras- und Maissilage entnimmt Wolferstetter aus relativ kleinen Fahrsilos. Der Platz ist beengt, mit einem gezogenen Mischer und Beladefahrzeug würde er hier viel Zeit verlieren. Eine weitere Herausforderung: Kraftfutter-Komponenten lagert er lose auf dem befahrbaren Dachboden und nimmt selbst kleine Mengen ebenfalls exakt mit der Fräse des Selbstfahrers auf.


Im Stall ist es noch enger: Da passt keine Hand mehr zwischen Betondecke und die Mischwanne des nur 2,65 m hohen Selbstfahrers. Doch Wolferstetter kennt sein Fahrzeug und rangiert es bei unserem Besuch geschickt durch das Altgebäude. Zeitgleich legt Wolferstetter links und rechts Mischung vor. Die schmale Lenkeinheit im Heck („Dreipunkt-Fahrwerk“) ist nicht nur wendig, sie überrollt dabei auch kein Futter. In nur 18 Minuten hat er 4,2 t Futtermischung aufgenommen, gemischt und ausgefahren.


In Illkofen in der Oberpfalz betreibt Familie Schmaußer ein Kuhstallcafé. Das Café ist in den Laufstall integriert, von oben hat man einen ausgezeichneten Blick auf die 90 Fleckviehkühe. Die durchschnittliche Herdenleistung von Alois Schmaußer, der den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn bewirtschaftet, liegt bei über 10 000 l pro Kuh und Jahr.


Schmaußer füttert seine Kühe mit dem kleinsten Selbstfahrer der Baureihe Compact 1612 (12 m3). Im Laufstall wäre zwar Platz genug für einen gezogenen Mischwagen. Doch beim Betriebsrundgang sehen wir Bedingungen, die nur mit einem sehr wendigen Selbstfahrer zu schaffen sind: Die Nachzucht sowie etwa 80 Bullen halten die Schmaußers nämlich in den älteren, deutlich kleineren Stallungen. Zusätzlich zu den Schrägen auf dem Hofplatz sind die Einfahrten sehr eng, das nächste Gebäude steht dicht gegenüber. Bei unserem Besuch erklären uns die Schmaußers die Ration und führen den Selbstfahrer vor: Rückwärts navigiert Schmaußer Junior den 12 m3-Mischer in eine Art Garage. Hier lädt er Kraftfutterkomponenten, die in Silos auf dem Boden lagern. Mit einem gezogenen Mischer hätte er keine Chance in die Garage zu kommen. Per Fernbedienung lädt er die entsprechenden Mengen und fährt anschließend auch rückwärts in den Bullenstall. Unterstützt wird er bei diesen Manövern von einer Rückfahrkamera. Der Monitor im Selbstfahrer blendet das Kamerabild beim Rückwärtssetzen automatisch ein.


  • Erstes Zwischenfazit der Gruppe: Auch auf typischen Familienbetrieben, besonders mit engen Altgebäuden, haben kleine, wendige Selbstfahrmischer Stärken gegenüber einem gezogenen Mischwagen.


Doppelter Nutzen

: Das Gut Sossau in Grabenstätt melkt über 200 Kühe und betreibt darüber hinaus eine 385 kW-Biogasanlage. Hier läuft ein etwas größerer Selbstfahrer der Baureihe Premium 2015 mit 15 m3 Volumen.


Thomas Stadler ist stellvertretender Betriebsleiter und füttert bei unserem Besuch gerade die Biogasanlage. Nachdem er die Komponenten Gras und Mais eingefräst und gemischt hat, befüllt er den Dosierer über ein stationäres Förderband direkt aus dem Selbstfahrer. Das Band kann er durchs Fenster vom Mischwagen aus starten.


Stadler schätzt den Komfort seiner Selbstfahrer-Kabine. Wenn er einen gezogenen Mischwagen mit einem zweiten Fahrzeug befüllen würde, müsste er entsprechend oft umsteigen. Der wichtigste Vorteil für Stadler ist aber ganz klar die Zeitersparnis. Mit dem Teleskoplader hat er für das Füttern der Anlage genau doppelt so lange gebraucht – und dass, obwohl die Siloplätze fast neben der Biogasanlage liegen.


Ähnlich sind die Vorraussetzungen bei den Stadtgütern München. Das Gut Karlshof im Münchner Norden versorgt ebenfalls Tiere und Biogasanlage mit einem 16 m3-Selbstfahrer aus der Baureihe Compact 1612. Der Karlshof hat sich auf die Ochsenmast spezialisiert. Betriebsleiter Stephan Lieberth und seine Angestellten sind Profis in der Fresser-Aufzucht. 1 250 g Tageszunahmen pro Tier sowie eine sehr niedrige Krankheits- und Verlustrate unterstreichen das.


Über 500 Ochsen werden hier jährlich gemästet, 110 von ihnen gebührt „eine besondere Ehre“: Sie landen auf dem Spieß beim Münchner Oktoberfest. Die restlichen Tiere vermarktet der Betrieb direkt. Nachdem die Ochsen gefüttert sind, darf das Team mit dem Selbstfahrer selber die Futterration für die Hof-Biogasanlage erstellen.


Vor allem die saubere, schlagkräftige Entnahme, wie auch das gute Auflösen des Futters schätzt Lieberth an der Technik. Das Futter kommt viel homogener in den Dosierer. Für den Betriebsleiter steht fest, dass der selbstfahrende Futtermischer für die Biogasanlage zwar eine sehr teure, dafür aber die beste Variante ist.


Immer frisches Gas:

Sogar Betriebe, die keine Tiere halten, setzen auf den Selbstfahrmischer. Auf dem Gutshof von Carl Graf zu Eltz in Wolfring versorgt ein 14 m3-Mischer eine 525 kW-Anlage mit bis zu 28 t Substrat pro Tag. Hauptsächlich kommt hier Mais zum Einsatz, etwa 10 % Gras und 5 % Hühnertrockenkot mischt Betriebsleiter Benjamin Will der Ration zu. Der Selbstfahrer ist hier seit 2005 im Einsatz. Der Betriebszweig Biogas ist mit dieser Technik eigenständig und benötigt keinen Schlepper.


Das BHKW wird über die Gaswerte gesteuert, die Anlage hat aber ein relativ geringes Gasspeichervolumen. Damit die Werte passen, muss Benjamin Will beim Füttern also sehr genau arbeiten – die exakte Wiegetechnik und das permanente Wiegen beim Entnehmen erleichtert ihm die Arbeit. Insgesamt sieben Mischungen á 4 t erstellt er mit dem Selbstfahrer pro Tag und dosiert sie direkt in die zwei Stopfdosierer. Mit dem Selbstfahrer ist er dennoch schnell und das Futter ist immer frisch. Gasverluste will er aus wirtschaftlichen Gründen vermeiden, Gerüche den nahen Nachbarn nicht zumuten. Durch die sehr feste Anschnittfläche der Silos riechen diese deutlich weniger.


  • Zweites Zwischenfazit der Gruppe: Auf tierhaltenden Betrieben kann der zusätzliche Einsatz auf der Biogasanlage die Auslastung des Selbstfahrers verbessern. Aber auch reine Biogasbetriebe können mit der mobilen Mischtechnik Zeit sparen und besser aufbereitetes Substrat füttern.


Eine andere Dimension:

Um das größte Modell aus dem Siloking-Programm – den SelfLine System 1000 + – im Einsatz zu sehen, fahren wir von Bayern in die Slowakei. 20 km nördlich der Hauptstadt Bratislava besuchen wir die FirstFarms, ein Investment einer dänischen Aktiengesellschaft. Livestock- Manager Lars Meyer, ein Deutscher, ist Chef über 2 300 Kühe und ein „Dorf“ mit Ställen für 600 Kälber. Dazu kommt die Bewirtschaftung von 8 000 ha sowie das Koordinieren von 180 Arbeitskräften. Meyer fährt einen klaren Kurs. Vor allem plädiert er für klare Strukturen und schlanke Arbeitsabläufe.


Neben dem Melken von 2 300 Kühen ist das tägliche Füttern die wohl größte logistische Herausforderung in dem riesigen Unternehmen. Für Meyer ist der Selbstfahrer deswegen eine absolute Schlüsselmaschine im Betrieb. Die Auslastung stimmt – nach nur einem halben Jahr hatte der 30 m3-Dreiachser bereits 1 400 Stunden auf dem Zähler!


Die Wege auf der Farm sind weit, die Luftfederung ermöglicht trotzdem hohe Transportgeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h. 272 PS Motorleistung und vier Hochleistungs-Axialkolbenpumpen treiben Fräse, Beladeband, die drei Schnecken sowie den Fahrantrieb unabhängig voneinander an. Da sowohl Vorder- als auch Hinterachse lenken, hat selbst das Siloking-Flaggschiff nur einen Wenderadius von etwas über 8 m.


Vor allem die Feeding Management Software hat Betriebsleiter Meyer überzeugt. Mit dem Programm erstellt er am PC Futterkomponenten, Tiergruppen sowie Be- und Entladeprogramme. Umgekehrt kann er die beim Füttern aufgezeichneten Daten kontrollieren. Und wenn er eines gelernt hat nach einem Jahr auf seiner slowakischen Farm, dann, dass Vertrauen zwar gut ist, hier ohne Kontrolle aber gar nichts funktioniert.


  • Zum Schluss kam die Gruppe zu diesem Fazit der Reise: Sowohl für den Familienbetrieb mit engen Ställen als auch für eine Mega-Farm gibt es mittlerweile passende Selbstfahrer. Die Erfahrungen sind positiv. Keiner der von uns besuchten Betriebe will die Vorzüge seines mobilen Mischers missen! Jan-Martin Küper

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