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Sind die Züchter die Verlierer?

Lesezeit: 4 Minuten

Viele Züchter betrachten die genomische Selektion mit Skepsis. Sie begrüßen zwar die höhere Sicherheit der Zuchtwerte. Aber der Aufwand für das Zuchtgeschäft steigt – und die Erlöse sinken.


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Für Alois Loddenkemper aus Rinkerode (Westfalen) überwiegen die Vorteile der genomischen Selektion: „Die Zuchtwerte der Jungbullen sind sicherer und der Zuchtfortschritt steigt.“ Größtes Plus der „Genomics“ ist für den Holstein-Züchter aber, dass sich leichter feststellen lässt, welche Bullenmutter wirklich hält was sie verspricht: „Bullenmütter mit Sonderbehandlung dürften jetzt der Vergangenheit angehören.“


Doch nicht alle Züchter sind erfreut, über die neuen Möglichkeiten in der Rinderzucht, wie Thomas Wiethege aus Halver im Sauerland: „Zurzeit ist es frustrierend: früher konnte ich aus einer Spülung drei oder vier männliche Kälber an die Zuchtorganisationen verkaufen. Inzwischen sind Spülungen dabei, bei denen nicht mal ein Kalb verkauft werden kann.“


Schlechte Bezahlung in der Kritik


Der engagierte Züchter hatte in den letzten Jahren jährlich ca. 15 männliche Kälber an Zuchtorganisationen weltweit verkauft. In diesem Jahr waren es erst zwei Kälber. Wiethege glaubt zwar an das Instrument genomische Selektion, dennoch ist er enttäuscht. Trotz einer hohen Leistung von über 11 000 kg im Schnitt und einem Top-Exterieur, ist die Ausbeute an potenziellen Bullenkälbern bislang bescheiden. „Ich frage mich ernsthaft, ob das Spülen und Einpflanzen von Embryonen noch Sinn macht, schließlich entstehen so Kosten von 500 bis 1 500 € pro Spülung, die ich ohne den Verkauf eines Kalbes kaum wieder einspielen kann“, so der Züchter.


Andere Züchter bemängeln die schlechte Bezahlung der Kälber: „Der Züchter trägt das Risiko und die Kosten alleine“, kritisiert Markus Mock aus Markdorf in Baden-Württemberg. „Die Ankaufpreise für die männlichen Kälber müssten höher sein, absolute Untergrenze wären 10 000 €. Wenn die Zuchtorganisationen hier nicht bald reagieren, werden etliche Züchter die Flinte ins Korn werfen“, so Mock.


Bislang haben die Organisationen auf die Kritik der Züchter nur unzureichend reagiert, so zahlen die WEU und die RUW für einen Standardbullen (gRZG 130) inzwischen ca. 6 000 € pro Tier. Bei absoluten Spitzenbullen zahlt die OHG immerhin zwischen 10 000 und 15 000 €. Die Vertragsklauseln ändern sich aber laufend. Vor der genomischen Selektion lagen die Kauf-summen zwischen 1 500 und 4 000 €.


Weiterer Kritikpunkt: Viele Züchter fühlen sich den Zuchtunternehmen ausgeliefert, denn die genomischen Zuchtwerte der männlichen Kälber erhält bislang zuerst die Besamungsstation. Männliche Kälber können nur im Auftrag der Organisationen untersucht werden.


„Den Wert meines Kalbes kennt also zunächst nur die Zuchtorganisation“, klagt Andreas Lohmöller aus Listrup im Emsland. Der Schwarzbunt-Züchter und Schaurichter wünscht sich mehr Wettbewerb. „Gut wäre es, wenn ich zuerst den genomischen Zuchtwert meines Kalbes kenne und dann mit den Stationen über einen Preis verhandeln kann.“


Doch die Organisationen schalten bislang auf stur. Schließlich haben sie mehrere Millionen Euro in das Projekt „Genomics“ investiert und wollen nun vorerst ihre Rechte an den Zuchtwerten sichern.


Zumindest in Nordamerika dürfte sich dies schon bald ändern. Dort sehen viele Züchter dem 1. März 2013 mit Vorfreude entgegen. Ab diesem Tag können sie auch ihre männlichen Kälber genomisch untersuchen lassen. „Viele US-Stationen sehen dieses Datum dagegen mit gemischten Gefühlen, da sie eine Verteuerung beim Bullenankauf befürchten“, so Dr. Hermann Niermann von GenePool. Aber auch für die hiesigen Züchter wäre dann der Weg frei, männliche Tiere in den USA untersuchen zu lassen. Spätestens dann, so die Erwartung, müsste auch im Euro-Genomics-Gebiet die Untersuchung männlicher Tiere durch Züchter möglich sein.


Dann könnte auch jeder Deckbulle einen genomischen Zuchtwert erhalten. „Es wäre aber auch denkbar, dass sich Züchter zusammenschließen und gute Bullen gegen Entgelt bei einer Besamungsstation absamen lassen und das Sperma selbst vermarkten“, zeigt Dr. Niermann eine weitere Option auf. Dadurch würde der Spermamarkt mächtig in Bewegung kommen. Ob es so kommt, bleibt offen.


In Deutschland werden vorerst nur jene Deckbullen mit genomischem Zuchtwert angeboten, die aufgrund ihrer niedrigen Zuchtwerte nicht von den Besamungsstationen aufgekauft werden. -al-

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