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Sortenwahl: ­Leistungsstärke gefordert

Lesezeit: 7 Minuten

Volle Leistung muss das Grünland bringen. Das gelingt nur mit den richtigen Mischungen und Sorten. Wie Sie diese einschätzen, erklärt Dr. Edgar Techow, LWK Schleswig-Holstein.


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Sicherheit bei der Grundfutterproduktion vom Grünland ist Voraussetzung für eine rentable Rindviehhaltung. Entscheidend ist dabei nicht nur die Menge. Auch die Qualität der Aufwüchse und Ausdauer der Bestände müssen stimmen. Diese Forderung wird immer wichtiger, da in vielen Regionen der Flächenbedarf durch Verbauung, massiven Ausbau der Energieproduktion usw. steigt und so die Bodenpreise in die Höhe treibt.


Bei allen Kulturen ist es üblich, dass Landwirte sich intensiv mit Sortenfragen beschäftigen, bevor sie Saatgut bestellen. Im Grünland diskutieren sie dagegen oft nur über Mischungen. Die Sortenfragen stehen dabei meistens im Hintergrund. Dabei ist die Leistung einer Mischung nur gewährleistet, wenn das Sortenpotenzial dies hergibt. Wie bei allen Acker-kulturen führen die einzelnen Bundesländer auch bei Gräsern Landessortenversuche durch, die umfangreiche Auskunft über das Leistungspotenzial von Arten und Sorten geben. Diese liefern der Praxis detaillierte Informationen über die Sorteneigenschaften.


Das Deutsche Weidelgras ist die wichtigste Grasart für die Futternutzung. Es ist nicht nur in Dauergrünland-Mischungen enthalten sondern auch mit hohen Anteilen in Ackergrasmischungen. Das Gras ist züchterisch sehr stark bearbeitet. Zurzeit sind beim Bundessortenamt für die Futternutzung ca. 170 Sorten (siehe Übersicht 1) zugelassen.


Deutsches Weidelgras wichtiger:

Das Sortiment besitzt beim Entwicklungsrhythmus und Wuchstyp eine große Variationsbreite, so dass bei dieser Art der Nutzwert entscheidend von der richtigen Sortenwahl abhängt. Deutlich wird dies beim Zeitpunkt des Ährenschiebens der einzelnen Sorten. Hierbei unterscheiden sich die Sorten des frühen und des späten Sortiments um 30 bis 35 ­Tage.


Dies ist bei der Mischungsgestaltung zu beachten. In der Vergangenheit kamen überwiegend Mischungen aus allen Reifegruppen zum Einsatz. In den letzten Jahren werden Sorten aus dem frühen Sortiment nicht mehr berücksichtigt. Einige Firmen bewerben sogar Mischungen von Sorten, die sich ausschließlich aus dem späten Sortiment zusammensetzen. Dabei heben sie hervor, dass diese Mischungen Sorten mit besonders hoher Energiedichte enthalten.


Landwirte, die diese Mischungen einsetzen, haben im Vergleich zu „Normalbeständen“ oft auch höhere Energiedichten in den Silagen. Diese höheren Energiedichten sind dann aber in der Regel durch die frühe Nutzung ihrer Bestände bedingt. Versuche der Landwirtschaftskammern und Länderdienststellen mit unterschiedlichen Sortentypen und Reifegruppen belegen, dass geringe genetische Unterschiede in der Energiedichte bei den Sorten vorhanden sind, diese aber deutlich vom Schnitttermin überlagert werden.


Zu berücksichtigen ist bei der Sortenwahl, dass sich Gräser der späteren Reifegruppen deutlich langsamer entwickleln und damit bei ihrem Einsatz das Zeitfenster des optimalen Schnitttermins breiter werden kann. Das bedeutet: Sie sind nutzungselastischer. Die Mischungen nur mit Sorten der Reifegruppen „mittel“ und „spät“ (z. B. QSM A5 spät und G5 spät) sind qualitativ den herkömmlichen (früh, mittel, spät) besonders bei ungünstigerer Witterung überlegen. Entscheidend für eine hohe Energiedichte bleibt aber der richtige (frühe) Erntetermin des Bestandes.


Di- oder tetraploides Weidelgras?

In den letzten Jahren ist bei den auf dem Markt angebotenen Sorten ein steigender Anteil von tetraploiden Deutsch’ Weidelgrassorten zu verzeichnen. Mit diesen Sorten wird eine Verbesserung des Grundfutters und eine Leistungssteigerung verbunden. Züchter und Landwirte stellen entsprechend hohe Erwartungen daran.


Den stetigen Anstieg der tetraploiden Sorten seit etwa 1990 gibt auch Übersicht 2 wieder. Während im Jahr 1981 nur 11 % aller zugelassenen Sorten tetraploid waren, lag der Anteil im Jahr 2009 bei über 50 %. Deutlich wird aber auch, dass nach einem starken Abfall der Anzahl „später diploiden“ Sorten ab 2005 diesen von Seiten der Züchtung wieder mehr Bedeutung gegeben wird. Der starke Anstieg der Anzahl an tetraploiden Sorten im „mittleren“ und „späten“ Sortiment hält aber unvermindert stark an.


Dass die Ploidie-Stufe wirklich einen Einfluss auf Ertragsleistung, Qualitäts- und Anbaueigenschaften hat, lässt sich allerdings aus den bisher veröffentlichten Studien nicht erkennen. Für die Ertragsleistung wird dies am Beispiel des Landessortenversuches Schleswig-Holstein 2009 bis 2011 in Übersicht 3 deutlich.


HZG-Sorten

In der Praxis werden zurzeit HZG-Mischungen (HZG steht dabei für Hochzuckergras) diskutiert. Dass höhere Zuckergehalte in den diploiden HZG-Sorten gegenüber den Vergleichssorten ermittelt wurden, stellt ein Forschungsbericht der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern vom April 2010 fest. Diese traten aber absolut überwiegend nicht im 1. Aufwuchs, sondern in den Folgeaufwüchsen 2 bis 4 auf.


Einen höheren Zuckergehalt wies die HZG-Sorte im 5-jährigen Versuch in einzelnen Aufwüchsen, im Mittel der Aufwüchse über die 5 Jahre wie auch im Mittel der 4 Aufwüchse eines Jahres auf. Wichtig sei, die Zuckergehalte der einzelnen Aufwüchse anzuschauen, da diese konkret als Siliergut bzw. zum Verzehr zur Verfügung stehen. Die hohe Schwankungsbreite der Zuckergehalte der einzelnen Aufwüchse birgt eine unzureichende Sicherheit für die Praxis, so das Fazit des Berichtes.


Diese Ergebnisse bestätigen damit andere Untersuchungen, die besagen, dass die Witterung und der Anteil von Deutschem Weidelgras entscheidender sind für hohe Zuckergehalte und Energiedichte der Aufwüchse als die Sorte.


Ziel der Sortenwahl:

Ertragsstarke, ausdauernde Sorten mit den Mischungen auszusäen, um eine mehrjährige Leistungssicherheit der Bestände zu erhalten – darauf kommt es bei der Sortenwahl an. Die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) liefern hierfür eine sehr gute Grundlage. Diese sollten aber erst nach Versuchsende als Gesamtergebnis gewertet und veröffentlicht werden.


Leistungseinbrüche der Sorten sind oft bedingt durch Ausdauerprobleme in unterschiedlichen Klimabereichen. Für die Beurteilung einer mehrjährigen Kultur ist es wichtig, nicht nur das genetische Leistungspotenzial der Sorten, sondern auch ihre Ausdauerleistung zu bewerten. Das gilt vor allem für das Deutsche Weidelgras, da es auch sortenbedingt empfindlich auf Spätfröste, eine lang anhaltende Schneedecke und Kahlfröste reagiert.


Bei der Bewertung der Ergebnisse aus dem LSV Deutsches Weidelgras sind folgende Merkmale besonders wichtig:


Ertragsleistung:

Über dieses Merkmal geben Auskunft der


  • Gesamtertrag (dt TM/ha): Er ist eine wesentliche Größe für die Sortenwahl. So zeigt sich z. B. in Übersicht 3, dass es keine generelle Überlegenheit von di- bzw. tetraploiden Sorten gibt.
  • Ertrag 1.Schnitt (dt TM/ha): Dieser Wert ist eine zusätzliche Information für Futterbetriebe, die überwiegend bzw. ausschließlich auf den 1. Schnitt in der Silageproduktion setzen.
  • Ertragsindex (relativ): Seiner Berechnung liegen neben der Gesamtleistung die Leistung der Folgeaufwüchse (2. Aufwuchs und folgende) zugrunde. Er beschreibt die Gleichmäßigkeit der Aufwüchse im Jahresablauf. Daher ist er für die Weide- und Mähweidenutzung wichtig. Er ist Bestandteil der Sortenempfehlung der norddeutschen Kammern.


Ausdauerindex:

Dieser Wert ergibt sich aus den Bonituren „Mängel nach Winter“ und „Deckungsgrad“ während der 3 Versuchsjahre des LSV. Aufgrund der milden Winter im Versuchszeitraum 2007 bis 2009 sind in den LSV der norddeutschen Landwirtschaftskammern nur geringe Abweichungen zwischen den Sorten aufgetreten. Dass dieser Wert aber eine besondere Bedeutung hat, zeigen die letzten beiden Versuchsjahre. Aufgrund des strengen Winters waren erhebliche Auswinterungsschäden zu beobachten, so dass in der letzten Versuchsanlage erhebliche Sortenunterschiede durch Auswinterung aufgetreten sind.


Rostresistenz:

Sie wird im Rahmen der Sortenzulassung mit Note 1 bis 9 bewertet. Dabei gibt Note 1 die geringste und 9 die höchste Anfälligkeit an. Hoher Befall in den Versuchen führt dazu, dass eine Sorte nicht empfohlen wird. Zu bedenken ist aber, dass Deutsches Weidelgras eine anfällige Grasart ist und ein sehr niedriges Düngungsniveau den Rostbefall im Herbst stark fördern kann.


Mooreignung:

Diese Eigenschaft ist im Norden wichtig. Niedersachsen und Schleswig-Holstein untersuchen diese auf 4 Standorten. Sie besteht aus einer Bonitur über 3 Jahre unter praxisüblicher Bewirtschaftung (Mähweide). Entscheidend für die Mooreignung ist die Ausdauer (Deckungsgrad) der Sorte nach dem 3. Jahr. Für die Nach- und Neuansaat auf Moor- und Anmoorstandorten sollten Sie im nordwestdeutschen Raum Mischungen aus Sorten einsetzen, die sich überwiegend bzw. ausschließlich durch Mooreignung (M) auszeichnen.

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