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Tierschutz: „Wir brauchen bezahlbare Lösungen für die Praxis!“

Lesezeit: 4 Minuten

Hat die Wissenschaft die Akzeptanzprobleme der intensiven Tierhaltung unterschätzt? Viele glauben das. Die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) will jetzt gegensteuern. top agrar sprach mit Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, einem der Initiatoren des Projekts.


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Hat sich die Agrarforschung in den vergangenen Jahren zu wenig um den Tierschutz und die agrarstrukturellen Entwicklungen der Nutztierhaltung gekümmert?


Isermeyer: Zum Tierschutz gab es zahlreiche Projekte, die auch zu echten Verbesserungen geführt haben. Wir müssen unsere Arbeit aber noch viel stärker auf umfassende und praxistaugliche Problemlösungen ausrichten und nicht nur Einzelaspekte untersuchen. Bei der Bewertung der agrarstrukturellen Entwicklungen tut sich die Agrarforschung in der Tat schwer. Beschreibungen oder Kommentierungen gibt es zuhauf. Was fehlt, sind wissenschaftlich abgesicherte Konzepte, wie die Politik auf die teils massive gesellschaftliche Kritik an der Nutztierhaltung reagieren kann.


Ist die Forschung bislang zu stark auf die Steigerung der Leistungen und der Effizienz ausgerichtet?


Isermeyer: Gegen höhere Effizienz und Überlegungen, wie man diese verbessern kann, ist nichts einzuwenden. Das eigentliche Problem liegt woanders: Wir haben uns bisher zu wenig mit den Zielen der Nutztierhaltung auseinandergesetzt. Die Verbraucher wollen mehr als nur preiswerte Nahrungsmittel. Das führt zu Zielkonflikten. Niedrige Preise, mehr Tier- und Umweltschutz und internationaler Wettbewerb passen nur schwer zusammen. Wie wir das lösen können, liegt noch weitgehend im Dunkeln.


Die DAFA ist dabei, eine Strategie für die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland zu entwerfen. Wie soll die aussehen?


Isermeyer: Wissenschaftler, Wirtschaft und kritische Gruppen müssen gleich bei der Konzeption an einen Tisch. Das ist uns in zwei großen Konferenzen in Hannover und Hohenheim auch gelungen. Wir wollen die Kräfte der deutschen Agrarforschung bündeln und umsetzbare Lösungen für Praxis und Politik erarbeiten, die zu einer besseren – und auch besser akzeptierten – Nutztierhaltung in Deutschland führen. Mit Hilfe von geeigneten Indikatoren wollen wir messen und öffentlich dokumentieren, in welchen Punkten sich die Nutztierhaltung gut entwickelt und wo man nachjustieren muss.


Also raus aus dem Klein-Klein isolierter Forschungsprojekte?


Isermeyer: Unbedingt! Es haben sich sechs unterschiedliche Themenbereiche, sog. Cluster, herauskristallisiert, die wir mit schlagkräftigen Forschungsverbünden anpacken wollen. Die erste Gruppe soll die gesellschaftlichen Erwartungen und das Verbraucherverhalten analysieren, die zweite aussagekräftige Indikatoren entwickeln und die dritte die Frage der regionalen Konzentration der Tierhaltung anpacken. Die anderen drei Cluster haben die Aufgabe, die Produktionssysteme der Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung zu verbessern. Hier geht es darum, kurz- und mittelfristig bezahlbare Lösungen für die breite Praxis zu entwickeln, aber auch zu prüfen, ob wir langfristig zu grundlegend anderen Haltungssystemen kommen können oder müssen.


Bei wem laufen die Fäden zusammen?


Isermeyer: Es soll eine Steuerungsgruppe geben, die die Arbeit in den sechs Clustern koordiniert. Diese Gruppe muss auch den Dialog mit den Geldgebern führen.


Wie viel Geld wird denn benötigt?


Isermeyer: Die Nutztierhaltung, die ja immerhin für 60 Prozent der Agrareinkommen sorgt, ist zurzeit die größte Baustelle in der deutschen Landwirtschaft. Wir müssen die Kritik in den Medien ernst nehmen.


Die Probleme sind komplex und lassen sich nicht in drei oder fünf Jahren erledigen. Das DAFA-Konzept braucht deshalb einen langen Atem und ausreichend Mittel. Für die Anfangsphase rechnen wir mit einem Bedarf von 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr.


Wer soll das bezahlen?


Isermeyer: Es wäre sinnvoll, dass Bund und Länder einen Teil ihrer jährlichen Forschungsförderung auf diese DAFA-Strategie ausrichten. Ob wir einen gemeinsamen Fördertopf brauchen, ist noch zu diskutieren.


Wichtig ist auch, dass wir die Möglichkeit bekommen, Landwirte direkt zu finanzieren. Ein Teil der Arbeiten soll nämlich in der Praxis auf Betrieben erfolgen.


Wann wird die DAFA das Konzept endgültig absegnen?


Isermeyer: Wir sind auf der Zielgeraden. Wir hoffen, Ende Mai eine beschlossene Strategie zu haben.-sp-


Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen- Instituts in Braunschweig

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