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Wann starten Fleckvieh und Braunvieh?

Lesezeit: 4 Minuten

Genomische Zuchtwerte


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Während bei den Holstein Friesian die genomischen Zuchtwerte bereits offiziell sind, scheinen Fleckvieh und Braunvieh den Anschluss zu verpassen. top agrar sprach mit Dr. Kay-Uwe Götz.


top agrar: Seit Mitte August gibt es die ersten offiziellen genomischen Zuchtwerte der Holstein-Jungbullen. Wann können wir mit den ersten Zuchtwerten für Fleck- und Braunviehbullen rechnen?


Götz: Das wird sich noch verzögern, weil das Braunvieh in den ersten Forschungsprojekten im Rahmen des FUGATO-Programms (Funktionelle Genom-Analyse im Tierischen Organismus) überhaupt nicht berücksichtigt worden ist und bei Fleckvieh eine viel zu kleine Lernstichprobe geplant war. Die Zucht- und Besamungsorganisationen beider Rassen haben zunächst eine abwartende Haltung eingenommen. Daher war es anfangs etwas schwierig, die nötigen Finanzmittel für die Lernstichprobe zu gewinnen. Beide Rassen sind auch kleiner als Holstein, was von Anfang an internationale Kooperationen erforderte. Die erforderlichen Abstimmungsprozesse haben relativ viel Zeit in Anspruch genommen.


top agrar: Wann dürfen wir denn bei Fleckvieh und Braunvieh mit den ersten offiziellen Zuchtwerten rechnen?


Götz: Bei Fleckvieh werden die ersten Zuchtwerte zu Beginn des Jahres 2011 zur Verfügung stehen. Wenn die Organisationen genügend Erfahrungen mit den genomischen Zuchtwerten gesammelt haben, werden wir das Anerkennungsverfahren von ICAR (Internationales Komitee für Leistungsprüfungen in der Tierproduktion) zügig durchlaufen. Wir rechnen damit, dass die genomischen Zuchtwerte im August 2011 offiziell werden. Für Braunvieh rechnen wir im zweiten Quartal 2011 mit den ersten genomischen Zuchtwerten.


top agrar: Wie groß ist die jeweilige Lernstichprobe?


Götz: Bei Fleckvieh wird die Lernstichprobe über 5 500 Tiere aus Deutschland und Österreich umfassen. Die genomischen Zuchtwerte werden damit ähnlich sicher sein, wie die ersten Zuchtwerte, die für Holsteins veröffentlicht wurden. Bei gleicher Stichprobengröße liegt dennoch die Sicherheit von Holsteins etwas höher als bei Fleckvieh, weil sich die Zuchtwerte von „ingezüchteten“ Tieren leichter vorhersagen lassen. Beim Braunvieh liegen noch keine konkreten Erfahrungen vor, weil die Kalibrierungsstichprobe noch im Aufbau ist. Wir rechnen nach Abschluss aller internationalen Austauschaktionen bei Braunvieh mit ca. 3 500 Tieren in der Lernstichprobe.


top agrar: Wird der Zuchtfortschritt bei Fleckvieh/Braunvieh durch die genomischen Zuchtwerte höher sein als bei HF? Wie hoch?


Götz: Genomische Zuchtwerte allein bewirken keinen erhöhten Zuchtfortschritt! Nur durch mutige Änderungen des Zuchtprogramms lassen sich höhere Zuchtfortschritte erzielen. Unsere Berechnungen zeigen, dass 30 % mehr Zuchtfortschritt realistisch sind, wenn konsequent ungeprüfte Bullenväter verwendet werden und wenn die genomisch geschätzten Bullen eine breite Akzeptanz finden.


Fleckvieh konnte in den vergangenen 15 Jahren beim Zuchtfortschritt immer mithalten und wir sind optimistisch, dass uns das auch in Zukunft gelingen wird. Dabei werden wir mit den genomischen Zuchtwerten unsere bekannten Stärken im Fitnessbereich noch gezielter herausarbeiten können.


top agrar: Welche Änderungen infolge der genomischen Selektion müssen die Zuchtverbände, ob Fleckvieh oder Braunvieh, denn vornehmen, um ihr Zuchtprogramm fit zu machen? So mancher Züchter dürfte die Entwicklung mit Skepsis verfolgen?


Götz: Die wichtigste Voraussetzung ist Vertrauen in die genomischen Zuchtwerte und eine Abkehr vom „Sicherheitsdenken“ der Vergangenheit. Für den Zuchtfortschritt spielt es keine Rolle, ob ein Bulle über einen Anpaarungsvertrag erzeugt wurde oder ob er auf einer Auktion gekauft wird. Wir gehen davon aus, dass in Kürze nur noch genomisch zuchtwertgeschätzte Kälber und Bullen angekauft werden. Die besten dieser Bullen müssen sofort als Bullenväter eingesetzt werden und die übrigen sollten gestaffelt nach Zuchtwert in den breiten Einsatz gehen.


Die entscheidenden Fragen im Hinblick auf die Umsetzung stellen sich im ökonomischen Bereich. Wie kann eine gerechte Preisfindung für Besamungsbullen stattfinden? Was ist ein fairer Preis für Sperma genomisch getester Bullen? Wie reinvestieren die Besamungsstationen die gesparten Kosten der Wartebullenhaltung?


top agrar: Wie schätzen Sie die Reaktion der Fleckvieh- und Braunvieh-Züchter ein, wenn junge gZW-Bullen angeboten werden. Wie stark werden diese Bullen eingesetzt?


Götz: Sowohl bei Fleckvieh, als auch bei Braunvieh gibt es ein enges Vertrauensverhältnis der Stationen zu ihren Kunden. Deshalb erwarten wir, dass die gZW-Bullen von Anfang an einen hohen Marktanteil erzielen können. Wegen der kleineren Herdengrößen sind Konzepte wie „Sixpacks“ allerdings bei uns kaum vorstellbar. Das erfordert ein besonders gutes Qualitätsmanagement im genetischen Bereich und eine strenge Selektion der angekauften Bullen.


Unsere Stationen werden dabei besonderen Wert auf die dem Praktiker wichtigen Merkmale wie den Kalbeverlauf oder die Zellzahl legen und im Zweifelsfall die gZW-Bullen lieber erst einmal vorsichtig antesten.


Das Interview führte top agrar-Redakteur Ansgar Leifker

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