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Was bringt AutoFOM 3?

Lesezeit: 5 Minuten

Wann gehen die ersten AutoFOM 3-Geräte in Betrieb? Und worauf müssen sich die Mäster einstellen? top agrar sprach mit Dr. Michael Judas vom Max-Rubner-Institut in Kulmbach.


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Wie weit sind die Schlacht-höfe bei der Umrüstung von AutoFOM 1 auf AutoFOM 3?


Dr. Judas: Von den bundesweit 27 Schlachthöfen, die Schlachtschweine mithilfe von AutoFOM klassifizieren, haben neun bereits die AutoFOM 3-Technik installiert. Die Geräte dürfen aber erst in Betrieb genommen werden, wenn jede Anlage vom Eichamt abgenommen und von uns vor Ort überprüft wurde. Ist dies geschehen, erhält die Anlage ihre individuelle Bauartzulassung. In den Schlachthöfen Altenburg, Essen i. O., Emstek, Rheda-Wiedenbrück, Sögel und Weißenfels ist die Abnahme bereits erfolgt. Drei Schlachthöfe besitzen auch schon die Bauartzulassung durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB).


Diese sechs Schlachthöfe dürften ihre AutoFOM 3-Anlagen also ab sofort in Betrieb nehmen?


Dr. Judas: Theoretisch ja. Die Schlachtbetriebe dürfen jedoch nur jeweils ein Gerät zur Klassifizierung verwenden, entweder AutoFOM 1 oder AutoFOM 3, und müssen der Aufsichtsbehörde mitteilen, welches Gerät sie für die amtliche Klassifizierung einsetzen. Sie werden mit der Umstellung daher in jedem Fall warten, bis alle Standorte eines Unternehmens umgerüstet und abgenommen wurden. Tönnies macht den Anfang. Das Unternehmen hat angekündigt, Ende Oktober auf AutoFOM 3 umzustellen. Wann die anderen folgen ist noch nicht bekannt.


Worin unterscheiden sich die Geräte AutoFOM 1 und AutoFOM 3?


Dr. Judas: Bei der Messtechnik hat sich so gut wie nichts verändert. Die Wanne, durch die die Schlachtkörper gezogen werden, und der Messbereich mit den Ultraschallköpfen sind gleich geblieben. Die Auswertung und Verarbeitung der Daten wurde jedoch komplett überarbeitet. Die Bildauflösung ist viel höher, und es werden andere Variablen für die Schätzung des Muskelfleischanteils herangezogen. Es werden weniger, aber dafür aussagekräftigere Messdaten erhoben als beim bisherigen AutoFOM 1.


Was bedeutet das für die Praxis? Schätzen die AutoFOM 3-Geräte den Fleischanteil genauer?


Dr. Judas: Ja, der Schätzfehler, den das AutoFOM 3-Gerät aufweist, ist deutlich niedriger als beim AutoFOM 1. Die Abweichungen gegenüber den mit unseren Referenzgeräten im Praxiseinsatz gemessenen Werten sind rund ein Drittel geringer als beim AutoFOM 1. Gemittelt über Stichproben an mehreren Standorten, an denen das Gerät bereits installiert ist, misst AutoFOM 3 einen um 0,4 %-Punkte höheren Muskelfleischanteil als AutoFOM 1.


Konnten Sie Unterschiede zwischen fleischreichen und fleischärmeren Herkünften feststellen?


Dr. Judas: Bei jeder Schätzformel gibt es in den Randbereichen Abweichungen, also bei extrem fetten und extrem fleischreichen Herkünften. Das hat es schon immer gegeben und lässt sich auch bei AutoFOM 3 nicht ganz aus den Formeln herausrechnen. Bei der neuen Technik fällt diese Fehlschätzung jedoch sehr viel geringer aus als bei den AutoFOM 1-Geräten.


Unter dem Strich werden die mageren Schweine bei AutoFOM 3 magerer geschätzt als bei AutoFOM 1. Und die fetteren Tiere werden tendenziell fetter geschätzt als beim alten Gerät.


Gibt es Unterschiede zwischen Kastraten und weiblichen Tieren?


Dr. Judas: Wir konnten einen leichten Geschlechter-Effekt feststellen.Bei den Börgen messen AutoFOM 1 und 3 im Mittel fast identische Werte. Bei den weiblichen Tieren hingegen fällt die Abweichung zwischen den beiden Klassifizierungsverfahren mit 1 %-Punkt viel deutlicher aus. Das gilt analog auch für die Eber. Ob die Eber falsch klassifiziert werden, wird von uns zurzeit noch ausgewertet.


Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Mäster? Müssen Sie für AutoFOM 3 anders sortieren?


Dr. Judas: Da die fetteren Tiere bei AutoFOM 3-Klassifizierung schlechter abschneiden, werden die Mäster ihre Schweine tendenziell leichter und damit magerer vermarkten müssen. Beim Sortieren müssen sie noch intensiver darauf achten, dass die Schweine nicht zu schwer werden.


Bei der alten Technik gab es gelegentlich Störungen, z. B. durch den Wasserschwall, den der Schlachtkörper in der Wanne vor sich herschiebt. Ist das neue AutoFOM 3 weniger störanfällig?


Dr. Judas: Das AutoFOM 3-Gerät ist genauso wenig störanfällig wie sein Vorgänger. Die von Ihnen beschriebenen Störfaktoren sind zumeist auf Bedienfehler, Unfälle oder technische Veränderungen zurückzuführen. Hier sind die Überwachungsbehörden gefordert. Zudem müssen die Betreiber darauf achten, dass die tägliche Morgenkontrolle sorgfältig ausgeführt und die vom Hersteller vorgegebenen Wartungsintervalle eingehalten werden.


Werden die Schlachtbetriebe parallel zur Geräteumstellung auch die Abrechnungsmasken überarbeiten?


Dr. Judas: Aus technischer Sicht gibt es keine Notwendigkeit, die Masken anzupassen. Tönnies hat angekündigt, vorerst keine Maskenänderung vorzunehmen, da sich die Mittelwerte nach Angaben des Unternehmens beim neuen Gerät nicht verändert haben.


Letztlich muss man abwarten, ob und wie sich die Warenströme verändern. Denn die Schlachtunternehmen versuchen, mithilfe ihrer Masken den Rohstofffluss zu steuern. Wer viele Schinken exportiert, bezahlt schinkenbetonte Tiere besser. Und wer Wurst-hersteller beliefert, sucht durchwachsene Schlachtkörper. Das ist legitim.


Das Interview führte Henning Lehnert.

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