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Weniger Wege, besser ausgebaut

Lesezeit: 5 Minuten

Der ostwestfälische Kreis Höxter hat in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Landwirten ein Wegekonzept erstellt. Danach sind gut 25 % der Wege überflüssig.


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Welche Wirtschaftswege sind die wichtigsten und wie sollen diese saniert werden? Darüber fehlt in den meisten Gemeinden der Überblick. Im Kreis Höxter ist das jetzt anders. Hier gibt es seit 2009 ein detailliertes Straßen- und Wegekonzept, das den Gemeinden hilft, notwendige Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen zu planen und sinnvolle Einsparungen vorzunehmen.


Neue Ideen auf Ortskonferenzen!

Die Idee für ein Straßen- und Wegekonzept gab es unter den Landwirten schon lange. „Uns war klar, dass die Gemeinden die Wirtschaftswege in Zukunft kaum noch in Schuss halten können“, berichtet Antonius Tillmann, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Höxter. Eine detaillierte Bestandsaufnahme von We-gen und Wegenutzung – so die Idee – könne helfen, um dennoch wichtige Maßnahmen voranzubringen.


2008 fiel dann der Startschuss. Auf Initiative des damaligen Landrats Hubertus Backhaus gab der Kreis Höxter die Erarbeitung eines Wegekonzeptes in Auftrag. „Es ging um die Erfassung und Kate­gorisierung von 460 km Kreisstraßen, 1 100 km Gemeindestraßen und immerhin 2 300 km Wirtschaftswegen“, erklärt der Bauamtsleiter beim Kreis Höxter, Michael Werner.


Als Erstes fanden so genannte „Städtekonferenzen“ statt. Dann wurden „Ortskonferenzen“ abgehalten, auf denen das Vorkonzept präsentiert wurde. Beteiligt waren die örtlichen „Schlüsselpersonen“, also z. B. Ortsvorsteher, Heimatpfleger sowie die Ortslandwirte. Ihre Aufgabe war es, das Wegekonzept zu prüfen und bei Bedarf Änderungen anzuregen.


„Genau so muss es laufen, damit kommunale Projekte nicht an den Beteiligten vorbeigeplant werden“ blickt Kreislandwirt Johannes Potthast zurück. „Die Diskussionen waren ruhig, sachlich und konstruktiv. Durch die gute Einbindung der Betroffenen konnten viele Konflikte schon im Keim erstickt werden. “


Auch ganz neue Ideen wurden entwickelt. So beschlossen die Ortskonferenzen, dass in Zukunft die Gemeinden nur noch die Erschließung zum Feldblock gewährleisten müssen, nicht mehr die Erschließung jedes einzelnen Grundstücks.


„Für uns Landwirte reicht es aus“, so Johannes Potthast, „den Feldblock als Erschließungseinheit zu haben“. Die darüber hinausgehenden Stichwege könnten die Landwirte selbst in Schuss halten. „Allein diese Vereinbarung erspart den Gemeinden schon die Unterhaltung vieler Wegekilometer“, resümiert Kreislandwirt Johannes Potthast.


850 km überflüssig!

Das endgültige Konzept legten die verantwortlichen Ingenieurbüros im Sommer 2009 vor. Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten zufrieden:


  • Die wichtigsten örtlichen Wirtschaftswege wurden identifiziert, zusätzlich die wichtigsten orts- und gemeindeübergreifende Verbindungswege. Diese Wege bilden in Zukunft das Kernwegenetz.
  • Je nach Nutzung werden unterschiedliche Ausbaustandards empfohlen. Stark befahrene Wege sollen in Zukunft vermehrt ausgebaut werden, viele andere Wege erfordern eher weniger Aufwand.
  • Rund 850 km der Wege sind kaum noch von Bedeutung, zum Großteil komplett überflüssig. Diese Wege sollen auf Dauer aus der Unterhaltung genommen werden, entwidmet und gegebenenfalls zurückgebaut werden.
  • Für das gesamte Kreisgebiet ergibt sich dadurch insgesamt ein Einsparpotenzial von immerhin 1,6 Mio. € pro Jahr.


Jetzt kommt es darauf an, die erarbeiteten Vorschläge umzusetzen. Dafür gibt es allerdings keinen einheitlichen Fahrplan. „Und klar ist auch“, so Antonius Tillmann, „dass sich an der Kassenlage der Gemeinden nichts geändert hat“.


Dennoch, die Landwirte sind überzeugt, dass das Wegekonzept die aktuellen Probleme entschärfen wird und vielleicht sogar landesweit Schule machen kann. Aus folgenden Gründen:


  • Mit dem Konzept können die Landwirte jetzt politischen Druck auf die Gemeinden ausüben, um zumindest die dringendsten Maßnahmen in Angriff zu nehmen.
  • Andere Finanzmittel für Infrastrukturmaßnahmen, beispielsweise aus der zweiten Säule der EU-Agrarförderung, können mit dem fertigen Plan leichter generiert werden.
  • In einigen Ortschaften könnte das Wegekonzept im Rahmen eines Bodenordnungs- bzw. Flurbereinigungsverfahren umgesetzt werden. Neben der Wegeneuordnung könnten dabei auch andere Projekte angegangen werden – wie zum Beispiel die Schaffung größerer Wirtschaftseinheiten sowie die sinnvolle Planung von Ausgleichsmaßnahmen und Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie.


Rückbau von Wegen:

Die Ortschaft Großeneder in der Warburger Börde ist die erste Ortschaft, in der jetzt ein Flurbereinigungsverfahren durchgeführt wer­den soll. „Das Verfahren hat Modellcharakter und dient explizit dazu, die Wege an heutige Verhältnisse anzupassen und die zukünftigen Unterhaltungskosten zu senken“, erläutert Rainer Runte, Planungsderzernent bei der Bezirksregierung Detmold. Von insgesamt 30 km Wirtschaftswegen sollen 10 km zurückgebaut werden, 2 bis 3 km Wege sollen neu geschaffen werden. Insgesamt können 3 ha Wegefläche zu Ackerflächen zurückgebaut werden. Dabei gehen die Landwirte davon aus, dass diese „neuen“ Flächen als Ausgleichsflächen anerkannt werden.


Das Verfahren Großeneder ist vom Land genehmigt und wird von den Grundeigentümern befürwortet. Auch die finanziellen Mittel sind gesichert. 80 % der Kosten tragen das Land, der Bund und die EU. Weitere 10 % gibt die Gemeinde Borgentreich hinzu. Für die Landwirte bleibt ein Eigenanteil von 10 %. Ist das Verfahren erfolgreich, könnte das Projekt Großeneder eine Renaissance der Flurbereinigung in NRW bewirken. -sv- j

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