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Wie Allgäuland Millionen­verluste versteckte

Lesezeit: 3 Minuten

Mit der Übernahme durch Arla Foods ist das Drama um die Allgäuland Käsereien formal beendet. Abgeschlossen ist das Thema für die meisten Lieferanten und Anteilseigner der Allgäuland damit aber noch nicht.


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Dafür ist der erlittene Schaden zu groß. Die Teilhabergenossenschaften haben 31 Mio. € Stammkapital verloren, das sie in die Allgäuland GmbH eingebracht haben. Weitere 30 bis 40 Mio. € fehlen den Allgäuland-Lieferanten durch den Milchpreisnachteil gegenüber umliegenden Molkereien seit 2008.


Die Bauern beschäftigt vor allem die Frage, wie es zu diesem brutalen Absturz ihrer Molkerei kommen konnte. Zählten doch die Allgäuland Käsereien bis vor drei Jahren zu den gut geführten Genossenschaftsmolkereien in Süddeutschland.


„Ertragsprobleme seit 2002“:

Der Schein trog. Denn die Molkerei war schon vor dem Katastrophenjahr 2008 wirtschaftlich schwer angeschlagen. „Bankenvertreter sagen, dass die Allgäuland GmbH bereits seit 2002 das Milchgeld nicht mehr aus dem operativen Geschäft erwirtschaftet hat“, berichtet Kuno Rumpel, der den Aufsichtsrat der Allgäuland GmbH seit September 2010 führt.


Das Management der Allgäuland GmbH versteckte die Verluste geschickt in diversen Tochterunternehmen, so dass die GmbH nach außen hin regelmäßig schwarze Zahlen präsentieren konnte. Der Trick: Die GmbH verkaufte Anteile an verbundenen Unternehmen an ihre eigenen Töchter, die dafür viel Geld an die Mutter bezahlten.


Eine Schlüsselrolle nahm dabei die Molkereizentrale (MZ) Südwest eG in Karlsruhe ein, die zu 99,8 % der Allgäuland GmbH gehört. Nach Recherchen von Rumpel sollen von 2003 bis 2006 ca. 18 Mio. € von der MZ Südwest an die GmbH geflossen sein.


In den Bilanzen der Tochter stand den Erhöhungen der Finanzanlagen ein rasanter Anstieg der Verbindlichkeiten gegenüber. Bis Ende 2008 hatten sich in der MZ Südwest 13,6 Mio. € Schulden aufgetürmt. Von hier kam letztlich das Geld, das die Bilanzen der Allgäuland Käsereien GmbH aufhübschte.


Die „periodenfremden Erträge aus Abgängen von Finanzanlagen“ verbesserten regelmäßig das Ergebnis der Konzernmutter. In der Bilanz 2005 der Allgäuland schlug diese Position mit 4,2 Mio. € zu Buche, 2006 mit 5 Mio. €.


Bei alldem stellt sich die Frage, warum der damalige Aufsichtsrat das Versteckspiel der Geschäftsführung so lange mitmachte und dringend notwendige Anpassungen im Unternehmen verschlief. Denn die Allgäuland hätte schon vor zehn Jahren Standorte bereinigen, Marken entwickeln und den Vertrieb ausbauen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.


Blindes Vertrauen:

Kuno Rumpel, der seit 2006 als einfaches Mitglied im Aufsichtsrat sitzt, räumt ein Versagen des Ehrenamtes ein: „Wir hatten blindes Vertrauen in die damalige Ge­schäftsführung und die Prüfer des Genossenschaftsverbandes und haben uns dadurch das Unternehmen aus der Hand nehmen lassen.“


Die Verschiebungen innerhalb des Konzerns sind laut Rumpel von den Prüfern zwar transparent gemacht, als problematisch seien sie aber nicht dargestellt worden. „Die Prüfer sagten uns immer wieder: Die Bilanz der Allgäuland ist vorbildhaft, das Unternehmen ist auf dem richtigen Weg“, so der heutige Aufsichtsratschef.


Klar erscheint aus heutiger Sicht, dass die zuständigen Prüfer das Versteckspiel innerhalb des Konzerngestrüpps der Allgäuland mitgetragen haben. Ob sie es auch aktiv mitgestalteten, wie einige Aufsichtsräte vermuten, ist nicht bewiesen.


2010 hat der Allgäuland-Aufsichtsrat reagiert und dem Genossenschaftsverband Baden-Württemberg den Prüfauftrag entzogen. Seitdem prüfen Spezialisten des bayerischen Genossenschaftsverbandes die Molkerei.


Für die Bilanz 2010 hatte das Folgen: Die Allgäuland-Töchter MZ Südwest eG und Milei GmbH mussten um rund 20 Mio. € abgewertet werden. Die Verstecke im Konzern waren aufgeflogen, die Blase bei der Allgäuland geplatzt.-do-

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