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Wie viel Tierwohl ist machbar?

Lesezeit: 4 Minuten

Geht es Mastschweinen besser, wenn sie 50 % mehr Platz haben und sich mit Strohautomaten beschäftigen können? 15 norddeutsche Mäster testen derzeit für die Vion freiwillig höhere Tierwohlstandards.


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Der Ruf nach mehr Tierwohl reißt nicht ab. Nahezu täglich fordern Tierschützer und Bürgerinitiativen bessere Haltungsbedingungen für Schweine. Und in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa gaben 90 % der Befragten an, dass sie mehr Platz im Stall für richtig halten.


Auch im Internet macht die Tierschutzlobby mächtig Druck. Viele Tierschützer rufen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter sowie auf eigenen Internetseiten dazu auf, die Haltungsbedingungen für Schweine zu verbessern.


Praxistests angelaufen:

Doch was braucht das Schwein überhaupt zum Glücklichsein? Sind planbefestigte Liegeflächen zum Ausruhen und Langstroh zum Knabbern zwingend nötig für das Wohl der Tiere? Und ist der Vollspaltenboden tatsächlich so schädlich für die Tiergesundheit, wie es in der Öffentlichkeit häufig dargestellt wird?


Um diesen Fragen näher auf den Grund zu gehen, haben der Schlachtkonzern Vion, der Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredlungswirtschaft (VzF) in Uelzen und die NFZ-Erzeugergemeinschaft aus Schleswig-Holstein 15 Landwirte ausgewählt, die in 20 Mastställen freiwillig höhere Tierwohlstandards testen. Bei den Ställen handelt es sich sowohl um herkömmliche Vollspaltenställe als auch um Außenklimastallungen.


Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von verschiedenen Institutionen. Dazu gehören das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in Schleswig-Holstein, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Celle und die Uni Kiel. Die Wissenschaftler führen unter anderem Verhaltensbeobachtungen im Stall durch. Auch der Deutsche Tierschutzbund ist Projektpartner. Gemeinsam mit den Tierschützern werden höhere Tierwohlstandards zunächst in der Praxis getestet. Später soll dann über die Praktikabilität diskutiert werden.


Das Pilotprojekt startete im Winter 2012 und läuft noch bis Herbst 2014. In dieser Zeit sollen unter anderem folgende Fragen geklärt werden:


  • Wie verhalten sich die Schweine, wenn die Fläche von 0,75 auf 1,1 m2 pro Tier vergrößert wird? Dazu wurden eigens Videokameras in einigen Mastbuchten installiert.
  • Wirkt sich der Einsatz von gepressten Strohpellets bzw. die Gabe von Heu oder Langstroh beruhigend auf die Tiere aus?
  • Lassen sich die Schweine durch bautechnische Maßnahmen dazu bewegen, ihre Mastbucht in die Funktionsbereiche Liegen, Aktivität und Fressen einzuteilen?
  • Lassen sich unterschiedlich große, feste Liegeflächen in die Bucht integrieren?
  • Ist es möglich, Schweine mit nicht kupierten Schwänzen zu mästen, ohne das sich die Tiere gegenseitig verletzen?
  • Wie gut funktioniert die Mast unkastrierter Tiere?


Überwacht wird die Einhaltung der höheren Haltungsstandards durch unabhängige Prüfer. Diese haben die Ställe begutachtet und im Winter 2012 nach den Richtlinien des Tierschutzlabels des Deutschen Tierschutzbundes (Einstiegsstufe) zertifiziert.


Labelware jetzt auf dem Markt:

Die Vion will aber auch wissen, ob die Verbraucher die zusätzlichen Tierschutzaktivitäten honorieren. Wöchentlich werden künftig 800 bis 1 000 Labelschweine in Filialen der Handelskonzerne Tengelmann und Edeka verkauft. Ein regionales norddeutsches Filialunternehmen steht ebenfalls in den Startlöchern, ebenso führende Fleischverarbeitungsunternehmen.


Der Startschuss für die Vermarktung der ersten Tierwohl-Schweine aus dem Projekt ist während der Internationalen Grünen Woche in Berlin gefallen. Um dem ganzen Projekt ein „Gesicht“ zu geben, nutzen alle Handelspartner das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes.


„Das Fleisch mit dem Tierschutzlabel wird bei einigen Handelsunternehmen SB-verpackt und neben der normalen Bedienungsware angeboten, in anderen Filialen ausschließlich als Bedienungsware“, erklärt Dr. Heinz Schweer, Direktor Landwirtschaft bei Vion. Damit die Kalkulation für das gesamte Schwein aufgeht, ist der Absatz der restlichen Teilstücke ebenfalls geregelt.


Nach dem Ende der Testphase im Herbst 2014 entscheiden die Projektpartner endgültig, ob und in welchem Umfang die Tierwohl-Aktivitäten weiter verfolgt werden. Sollte tatsächlich ein Label-Programm beschlossen werden, muss geklärt werden, welche zusätz-lichen Haltungsauflagen die teilnehmenden Landwirte einhalten müssen und welchen Preisaufschlag sie für ihren Mehraufwand bekommen.


Marcus Arden

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