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„Wir haben die Nase immer am Markt“

Lesezeit: 7 Minuten

Eric Wilks baut in Wisconsin auf 2 500 ha Mais, Soja und Wei-zen an. Mit Gentechnik hat er kein Problem. top agrar hat sich bei den Farmern im Mittleren Westen der USA umgesehen.


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Mais, Weizen und Soja soweit das Auge reicht. Das ist der Mittlere Westen der USA, jenes Land westlich der großen Seen, in das es in den vergangenen Jahrhunderten vor allem deutsche Einwanderer gezogen hat. Vielleicht sagt man der Region deshalb heute noch eine besondere Bodenständigkeit nach.


Wie hier die Farmer wirtschaften, haben wir uns zusammen mit einer Reisegruppe des Landmaschinenherstellers CaseIH angeschaut und bei Eric Wilks in Racine/Wisconsin haltgemacht. Unweit des Lake Michigan bewirtschaftet der 41-Jährige zusammen mit drei weiteren Gesellschaftern eine typische Familienfarm.


Typisch bedeutet hier 2 630 ha an vier Standorten. 40 % sind Eigentum, der Rest von 50 unterschiedlichen Parteien gepachtet. „Daran ist die Erbfolge schuld, oftmals haben die Verpächter nur noch 16 ha“, erklärt Wilks. Entsprechend zeitaufwändig ist die Pflege der Beziehungen, bedauert er und verweist auf viele Weihnachtsbesuche und Geburtstagsglückwünsche. Für die Pacht zahlen die Wilks Bros. Farms umgerechnet 370 bis 420 $, in Illinois und Iowa sind es über 500 $.


Obwohl Wisconsin „America’s Dairyland“ ist, setzt die Wilks-Familie ausschließlich auf Weizen, Soja und Mais. Vor allem Mais und Soja dominieren den Anbau mit jeweils über 40 % der Ackerfläche deutlich. „Raps macht hier keiner, ganz wenige noch Kohl oder Süßmais“, ergänzt Erics 71-jähriger Vater.


Ebenso wie die Nachbarn hat der Farmer dabei kein Problem mit Gentechnik. „An Roundup Ready- und Bt-Sorten kommen wir nicht vorbei“, sagt Wilks. „Wir haben einen hohen Unkraut- und Schädlingsdruck, da hilft uns das sehr.“ Entsprechend intensiv ist der Pflanzenschutzmitteleinsatz. In Soja setzt er routinemäßig zweimal Roundup gegen Unkraut ein. Gegen pilzliche Erreger reicht anschließend eine einzige Fungizidbehandlung. Im Weizen sind zwei bis drei Pflanzenschutzeinsätze die Regel.


Die Weizenernte beginnt in den beiden letzten Wochen des Juli. Ein sehr guter Ertrag für diese Region sind 6 t/ha. Zwar sind die Niederschläge mit gut 800 mm nicht schlecht, jedoch lässt der frühe und harte Winter keine höheren Erträge zu. Im Oktober kommt der erste Frost, im Mai der letzte. „Gewonnen haben wir immer, wenn der Winterweizen groß genug ist und unter einer Schnee­decke überwintert“, so der Juniorchef, der jedes Jahr auf 2 bis 3 % der Anbaufläche Auswinterungsschäden nachsäen muss.


In diesem Jahr hat allerdings nicht der Winter, sondern das Wetterphänomen La Nina mit neuen Hitzerekorden vor allem im Süden der USA zugeschlagen. Das haben auch die Farmer im Norden zu spüren bekommen. Auch Wilks: Zwar reichten der Weizen mit 5,7 t und der Mais mit knapp 10 t pro ha noch knapp an das langjährige Mittel heran. Bei Soja kam er jedoch nur auf 3 t/ha. „Es war mit 500 mm einfach zu trocken und der Frost kam zwei Wochen früher als üblich.“


Fit im Markt:

Für die Ernte stehen den vier Familienangehörigen noch sechs Aushilfen zur Verfügung; Stundenlohn 12 $. Die Wilks machen dabei am liebsten alles selber, von der Feldarbeit über die Lagerung bis zur Vermarktung. Mit drei eigenen Lkws geht die Ware direkt zum Hafen oder zu einem Getreidehändler in Milwaukee. Verkauft wird sie über die Börse in Chicago sowie an Ethanolproduzenten oder die Lebensmittelindustrie.


Im Handel ist der Jungunternehmer fit. Viel läuft über Vorverträge, so hat der Weizen vor der Ernte längst seinen Besitzer gewechselt. Nur für Sojabohnen gibt es so etwas nicht. „Wir müssen sehr flexibel auf die Marktlage reagieren“, lautet die einfache Weisheit. Ohne Internet und GPS-Kartierung läuft nichts und man ahnt, dass traditionelles Denken im hektischen Weltmarkt keinen Platz hat. Wilks sagt selbst, dass die Zeiten deutlich unsicherer geworden sind, die Preise schwanken stärker. Planungssicherheit wird zum Fremdwort.


„Weizen bringt jetzt im September 203 $/t (Dez 2011: 193), Soja 412 $/t (370) und Mais 228 $/t (207). Das sind die höchsten Preise, die ich je bekommen habe“, ist der 41-Jährige erst einmal zufrieden und denkt schon wieder an den Saatgutkauf für das nächste Jahr. Weil das aber bei unserem Besuch noch sehr teuer war, wollte er keine Saatgutverträge abschließen, bevor die abschließenden Erträge der letzten Ernte feststanden.


Seine Gewinnerwartung für das laufende Jahr beziffert der junge Chef mit 15 % vom Umsatz. Obendrauf kommt die Prämie vom Staat. Laut US-Beihilfebericht waren das in den letzten Jahren „nur noch“ 80 000 bis 100 000 $ für die Wilks Brothers; vor 2006 gab es 200 000 bis 400 000 $. Und nicht zuletzt bekommen die Farmer in den USA auch einen Agrardiesel-Rabatt. Pro Liter ist der eingefärbte Treibstoff 9,5 US-Cent günstiger als normaler Diesel.


Und was macht die Familie im Winter? Dann werden die Wilks zu Tierhaltern: 350 Rinder werden von Oktober bis zum Frühsommer gemästet. Außerdem hilft Eric Wilks den Ingenieuren vom benachbarten Case-Werk, neue Schlepper in der Praxis auf Herz und Nieren zu testen. Einige seiner Ideen stecken im Magnum, sagt er nicht ohne Stolz.


Robuste Landtechnik ist gefragt:

Das kontinentale Klima und die kurzen Ve­getationszeiten erfordern hohe Schlagkraft und robuste Maschinen. Das bestätigt auch Ron Sheffler aus Moorhead in Minnesota. Sheffler arbeitet bei Titan Machinery Inc., Nordamerikas größtem CaseIH-Händler.


Auf dem Platz des Technikcenters in Moorhead stehen neben neuen und gebrauchten Knicklenkerlegenden zahlreiche Geräte, für die bei uns eine mehrspurige Bundesstraße gesperrt werden müsste. Für die Weiten der dünnbesiedelten Nordstaaten genau das Richtige.


Die Sommer sind heiß mit schweren Tornados, die Winter bitterkalt mit bis zu 2 m Schnee; typisches Kontinentalklima eben. Entsprechend gering sind die Erträge mit 4 t Weizen oder Soja pro Hektar. Allerdings hat auch hier der Dürresommer 2011 deutlich zugeschlagen. Das USDA meldet beispielsweise für den angrenzenden Bundesstaat North Dakota nur 7,5 t Mais, 1,9 t Soja, 2 t Weizen und 50 t Rüben pro Hektar. „Ansonsten haben wir eher zuviel Regen“, so der Manager.


Seine Kunden – die größten bewirtschaften rund 6 000 ha – benötigen vor allem einfache, aber sehr robuste Technik. Die Messer im Bohnenschneidwerk etwa müssen jedes Jahr komplett erneuert werden, weil der Sand die Teile zu stark verschleißt.


Big Iron:

So heißt die Agritechnica im Mittleren Westen der USA. Auf der typisch amerikanischen Ausstellung decken sich die Farmer der Nordstaaten mit neuen Maschinen ein. Unter freiem Himmel und flattrigen Pavillons als Messestand wird alles gezeigt, was unter harten Bedingungen zuverlässig funktionieren muss, eine gewaltige Flächenleistung hat und nicht viel kostet.


Das ist auch für Eric Wilks sehr interessant. Vier Monate nach unserem Besuch haben wir bei dem jungen Betriebsleiter nochmal nachgefragt. Nach vielen Jahren ohne Investitionen in Landtechnik schaut er sich aktuell wieder nach schlagkräftigen Geräten um. Ausgewiesenes Ziel der Farm ist es, weiter zu wachsen, entweder per Pacht oder, wenn der Preis stimmt, per Flächenkauf. „Solche Schritte unternehmen wir aber grundsätzlich nur, wenn abzusehen ist, dass sich das betriebswirtschaftlich lohnt und unseren Gewinn steigert“, sagt Wilks ganz klar. Auch in Zukunft will er seine Farm für alle Möglichkeiten und Chancen offenhalten, die der Markt bietet. Der 41-Jährige erwartet dabei, dass die Märkte noch volatiler werden. „Der Schlüssel zum Erfolg ist zu erkennen, was profitabel ist. Dann muss man schnell und flexibel handeln, um dabei zu sein“, verrät Wilks seine Strategie. Nur einen Fehler dürfe man nie machen: Die Ausgaben außer Kontrolle geraten lassen!


Alle Fotos der Reise inklusive der Ausstellung finden Sie unter www.topagrar.com/usa Alfons Deter

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