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Wohin laufen die Futtermittelpreise?

Lesezeit: 5 Minuten

Experten sagen eine gute Ernte voraus und das bei reichlich gefüllten Vorratslägern. Sinken also die Futtermittelpreise? Der schwache Euro und regionale Liefer­schwierigkeiten sprechen dagegen.Die alte Gleichung, große Ernte gleich kleine Preise und umge­kehrt, gilt schon lange nicht mehr. Heute haben Wechselkursschwankungen, Spekulanten und regionale Versorgungs­lagen mindestens genauso viel Einfluss auf die Preise wie das Wetter. Das zeigt sich zurzeit vor allem bei Soja und Ge­treide. „Ölschrote müssten 30 bis 40 € pro t billiger sein“ Die globale Versorgung mit Sojaschrot ist für das laufende Wirtschaftsjahr mehr als gesichert. Nach den US-Amerikanern hat auch Südamerika eine Rekordernte eingefahren. Der stetig steigende Bedarf ließe sich somit problemlos decken. Mehr noch, ein Überschuss von geschätzten 20 bis 25 Mio. t soll die globalen Vorräte zum Ende des Wirtschaftsjahres 2009/10 weiter anschwellen lassen. Nach Angaben der Analysten von Oil World belaufen sich die Vorräte auf mehr als 70 Mio. t. Soviel wie zuletzt 2006/07 als die Abgabepreise für Sojaschrot an die Landwirtschaft zeitweise sogar unter 200 €/t rutschten. Davon können wir heute nur träumen. Gegenwärtig liegt der Preis deutlich über 300 €/t (siehe Übersicht) weil... die argentinischen Farmer wegen der hohen Inflationsrate nur sehr zurückhaltend verkaufen, China derzeit soviel Sojabohnen wie nie zuvor importiert und Spekulanten die Preise am Weltmarkt hochhalten. „Fundamental gesehen müssten die Preise für Ölschrote eigentlich 30 bis 40 €/t niedriger notieren“, ist ein nord­deutscher Einkäufer überzeugt. Das passiert aber nicht, weil der Euro in den letzten Wochen erheblich an Wert verloren hat und Soja nun mal in Dollar gehandelt wird. Was die Exporteure freut, wird für die Importeure zur Belastung. Wir Europäer hatten darüber hinaus noch unter den streikenden Hafenarbei­tern in Argentinien zu leiden. Eingeplante Schiffslieferungen trafen nicht oder verspätet ein. Zumindest dieses Problem scheint sich nun aber zu lösen. Ab Juni ist mit größeren und stetigen Lieferungen zu rechnen. Kein Wunder also, dass Rapsschrot seit einigen Monaten eine interessante Alternative zum Sojaschrot darstellt. Die Preiswürdigkeit ist bei Sojaschrotpreisen oberhalb von 300 €/t in den meisten Fällen gegeben. Da die erhoffte Entspannung beim Sojaschrot bisher ausblieb, wichen viele Futtermittelhersteller für kurzfristige Liefertermine auf Raps­schrot aus. Dieser Zustand hält sich nun schon seit vielen Wochen und sorgt seit Jahresanfang für stabile Rapsschrot­-preise. Der plötzliche Ausfall einer Ölmühle in Mannheim brachte zusätzlich Unruhe in den Markt. Im Vergleich zu den Vorkontraktpreisen für den Herbst dieses Jahres ist Rapsschrot heute bei prompter Lieferung rund 30 % teurer. Getreide ausreichend vorhanden? Bei Getreide ist die Situation im Prinzip ähnlich. Die globale Getreideernte soll nach Experten-Meinung auch im kommenden Wirtschaftsjahr 2010/11 üppig ausfallen und den Verbrauch im vier­ten Jahr in Folge decken. Und auch die EU rechnet mit einer ordentlichen Ernte. Versorgungsengpässe wird es des­halb aller Voraussicht wohl nicht geben. Alle Details zur Situation am Getreidemarkt finden Sie ab Seite 112. Dies gilt nicht für den Körnermais, der sich weitestgehend von dem Preistrend beim übrigen Getreide abgekoppelt hat. Getrieben durch den amerikanischen Ethanolboom liegt der Verbrauch weltweit in diesem Jahr sogar über der Produktion. Bei uns wird zwar auch mehr Mais angebaut, aber davon profitiert im Wesentlichen der Silomaisanbau für die Biogasproduktion. Den hiesigen Futtermittelherstellern steht Körnermais deshalb als Futtermittel nur begrenzt zur Verfügung. In den Schweinerationen findet sich folglich immer weniger Mais. Nicht so leicht zu ersetzen ist Körnermais allerdings im Milchleistungsfutter und beim Mastgeflügel. Fazit: Als günstige Futterkomponente sollte man Körnermais deshalb vorerst nicht mehr einplanen. Wackelkandidat Euro Größter Unsicherheitsfaktor ist zurzeit der künftige Eurokurs. Die schwache Gemeinschaftswährung macht Importe teuer. Gleichzeitig beflügelt sie aber auch den Export aus der EU und stützt so u. a. unseren Getreidemarkt. Beide Effekte führen allerdings leider zu steigenden Futterkosten. Finanzexperten halten eine Abwertung unserer Gemeinschaftswährung auf unter 1,15 $ für möglich. Kommt es so, braucht man wohl nicht mit fallenden Futterkosten zu rechnen. “Wer die Entwicklung des Euros kennt, liegt auch bei den Futtermitteln richtig!”, bringt es ein Analyst auf den Punkt. Auch der jüngste Anstieg der Getreidepreise um rund 15 % ist nicht zuletzt auf den schwachen Euro und die verbesserten Exportaussichten zurückzuführen. Bis zur Ernte prophezeien Marktteilnehmer jedenfalls weiter leicht anziehende Preise beim Mischfutter. Denn die Futtermischer haben nach eigenen Angaben die zuletzt höheren Einstandspreise bei den Rohkomponenten bisher nur unzureichend weitergeben können, der harte Wettbewerb verhindert dies. Eine Anpassung der Mischfutterpreise sei in den nächsten Wochen deshalb unumgäng­lich, sagen sie. Ein Futterkontrakt kommt deshalb wohl erst für Lieferungen ab der neuen Ernte im August/September infrage. Bisher halten sich die Mischer mit Kontraktangeboten hierfür allerdings zurück. Zu groß ist die Unsicherheit über den weiteren Verlauf bei den Rohkomponenten. Wir halten fest Der Futtermittelmarkt ist derzeit sehr unübersichtlich. Das regionale Preisgefüge wurde zuletzt stärker durch Wechselkursverschiebung oder zeitweilige Lieferengpässe getrieben als durch Angebot und Nachfrage. Sowohl Futtermittelhersteller als auch Viehhalter leben derzeit von der Hand in den Mund und halten sich mit langfristigen Vereinbarungen zurück. Größtes Preis-Potenzial nach unten haben derzeit wohl eiweißreiche Rationen. Denn der Ölschrotmarkt wirkt be­reits etwas überhitzt. Getreide wird bei schwachem Euro wohl weiter stabil ten­dieren. Der Futterkauf auf Tagesbasis bleibt deshalb zunächst erste Wahl. Bis zur neuen Ernte sollte sich der Schrotmarkt allerdings entspannen. Auch bei Getreide ist immer wieder mit schwächeren Phasen zu rechnen. Diese Chancen sollten Sie nutzen und zumindest über eine Teilabsicherung Ihres Mischfutters nachdenken. Andreas Beckhove

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