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Zuckermarkt weltweit besser versorgt!

Lesezeit: 5 Minuten

Nach der Preishausse der vergangenen Jahre sind die Weltmarktpreise für Zucker inzwischen deutlich zurückgependelt. Woran liegt das?


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Seit über einem Jahr sind die Zuckerpreise nun rückläufig. Von den letztjährigen Rekord-Börsenkursen von nahezu 800 US-Dollar je Tonne ist nicht mehr viel übrig gelieben. Rund ein Drittel verloren die Kurse seit dem Sommer 2011, weil sich die weltweiten Zuckermärkte spürbar entspannt haben. An den wichtigsten Börsen notierte Zucker mit umgerechnet rund 460 €/t Weißware – zuletzt wieder mit leicht steigender Tendenz. Bessert sich die Lage?


Eine Analyse des beendeten Zuckerjahres 2011/12 und einen Ausblick auf die gerade gestartete Saison 2012/13 hat kürzlich die Rabobank veröffentlicht. Danach verzeichnet die weltweite Zuckerbilanz 2011/12 erstmals seit vier Jahren wieder einen spürbaren Überschuss (8,4 Mio. t), weil die globale Produktion um rund 8 % zulegte. Das hat die Preise in einen Abwärtsstrudel versetzt. „Wasserstandsmeldungen“ aus Brasilien haben in den vergangenen Monaten nur für leichte, zeitweise Erholungen der Kurse gesorgt (s. Grafik).


Ob das nur Strohfeuer waren, oder eine längerfristige Erholung, muss sich zeigen. Entscheidend sind die laufenden und noch anstehenden Rohr- und Rübenernten in den wichtigsten Zucker-Regionen der Welt. Größere Verschiebungen in den Zuckerbilanzen erwarten die Analysten in folgenden Regionen:


EU – weniger Zucker:

Die europäischen Rübenanbauer haben zur derzeit laufenden Ernte insgesamt etwa 2 % mehr Zuckerrüben ausgesät als im Vorjahr. Trotzdem rechnen die Rabobank-Analysten EU-weit mit knapp 10 % weniger Zucker als 2011, nämlich mit rund 16,9 Mio. t (2011: 18,5 Mio. t). Ursache dürfte vor allem der Wassermangel in Süd- und Südosteuropa sein. In den Ländern mit der EU-weit größten Zucker­erzeugung, Frankreich und Deutschland wurde der Rübenanbau schon zuvor etwas eingeschränkt. Bei der derzeit noch laufenden Rodekampagne zeichnen sich aber hohe Zuckergehalte und durchschnittliche Erträge ab. Erste Schätzungen gingen davon aus, dass die deutsche Zuckerproduktion 2012 mit 4,5 Mio. t leicht über dem Vorjahresergebnis liegt.


Übrigens: Die Rekordzuckerpreise der letzten beiden Jahre auf dem Weltmarkt haben den europäischen Zuckerunternehmen auch Rekordergebnisse beschert: Je nach Vergleichszeitraum und Konzern lagen die Gewinnsteigerungen zwischen plus 44 und 65 %!


Brasilien – Wetterkapriolen:

Das südamerikanische Land ist Weltmarktführer bei Zucker. Rund 510 Mio. t Zuckerrohr sollen 2012 in dem Land geerntet werden. Allerdings war die Saison (Rohr wird von März bis November geschnitten) bislang von Wetterkapriolen geprägt. In der ersten Saisonhälfte blieb die Ernte deutlich hinter dem Vorjahr zurück, so dass auch zuletzt besseres Wetter den Rückstand nicht verringerte. Das Minus gegenüber 2011/12 soll derzeit offenbar rund 17 % betragen. Das regenreiche Wetter erschwert aber nicht nur die Ernte, sondern drückt auch auf den Zuckergehalt. Dieser dürfte letzten Schätzungen zufolge deutlich unter dem Vorjahreswert von rund 14 % liegen.


Wie hoch das Zuckerangebot der Brasilianer 2012 tatsächlich ausfällt, dürfte aber vor allem an der Entscheidung der Rohmühlen abhängen, wie viel Zucker und Bioethanol sie herstellen. Vieles spricht derzeit für einen höheren Zucker­anteil als im Vorjahr, weil die Ethanolpreise deutlich gefallen sind und der gesamte brasilianische Ethanolmarkt offenbar unsicherer geworden ist.


Inzwischen wirft bereits die nächste Ernte, die im März/April 2013 in Brasilien beginnt, ihre Schatten voraus. Erste Prognosen gehen von einer deutlich größeren Rohrernte aus als 2012. Offen ist, ob der Rohstoff vermehrt für die Zucker- oder die Ethanolproduktion dient.


Indien – 10 % weniger?

Dass der indische Subkontinent ein Markt mit eigenen Gesetzen ist, zeigen die aktuellen Zuckerpreise: Während diese am Weltmarkt zurückpendelten, haben die lokalen Preise in Indien ein Zweijahreshoch erreicht. Gegenüber 2011/12 erwarten Analysten einen Rückgang der Erzeugung um bis zu 10 %. Statt 26 Mio. t sollen nur noch etwa 24 Mio. t Zucker erzeugt werden. Das reicht zwar für die Eigenversorgung – der Subkontinent verbrauchte zuletzt rekordverdächtige 23 Mio. t Zucker selbst. Die Nachrichten über Dürreschäden beim Zuckerrohr haben aber jüngst für einen Preissprung auf dem Inlandsmarkt von rund 15 % gesorgt. In den Großstädten soll Zucker sogar schon 25 % mehr kosten als 2011.


Südost-Asien – stabil:

Auch wenn das Land selbst eher klein ist – Thailand spielt bei der Zuckererzeugung eine wichtige Rolle auf dem Weltmark. Rund 10 Mio. t wurden in dem Land 2011/12 produziert. Diese Menge erwarten die Experten der Rabobank auch in der Saison 2012/13.


Das Nachbarland Indonesien meldet mit 2,6 Mio. t eine rund 10 % größere Zuckererzeugung als 2011. Trotzdem ist der Zuckerpreis in dem südostasiatischen Land auf Rekordniveau gestiegen: Wegen steigender Verbräuche und einer unterdurchschnittlichen Ernte in 2011 muss das Land zusätzlichen Zucker importieren.


Australien – größere Ernte:

Mit rund 10 % mehr Zucker als im Vorjahr rechnen die Analysten auch in Australien. Dort werden rund 4,6 Mio. t Weißware erwartet, die dort aus etwa 32 Mio. t Zuckerrohr (plus 13 % gegenüber 2011) hergestellt werden. Nach einem verregneten Start der Erntephase liegen die Zuckergehalte eher unter dem langjährigen Durchschnitt. Damit spielt der rote Kontinent seit längerem „Zünglein an der Waage“ auf dem Welt-Zuckermarkt.


Viel Zucker in 2013?

Weltweit soll es damit in der Saison 2012/13 mit rund 5,2 Mio. t Rohzucker erneut einen Überschuss geben. Dieser fällt aber bei stagnierender Erzeugung und weiter wachsendem Verbrauch etwas kleiner aus als in der letzten Saison. In ihrem Gesamt-Ausblick für die gerade begonnene Saison 2012/13 sehen die Rabobank-Analysten vor allem die unsichere Zuckerrohr-Ernte in Indien als mittelfristige Preisstütze für den Weltmarkt.


Einen kurzfristigen Preisanstieg könnten dagegen in den kommenden Wochen frühe Niederschläge in Brasilien auslösen. Diese würden den Endspurt bei der dortigen Rohrernte verhageln.


Andererseits könnte Brasilien nach Ansicht der Agrarexperten in den kommenden Monaten auch hauptverantwortlich für eine längere Preisschwäche beim Zucker werden: Die nächste Ernte könnte ersten Schätzungen zufolge spürbar mehr Rohr bringen als 2012 geerntet wurden. Mit dem daraus erzeugten Zucker würde Brasilien stark auf den Weltmarkt drängen müssen. Allerdings verheimlichen die Banker auch die Unsicherheiten ihrer Analyse nicht: Noch sind Erträge und Zuckergehalte genauso unsicher wie die Frage, wie viel Rohr in die Zucker- bzw. in die Ethanolerzeugung geht.


Christian Brüggemann

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