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Batteriespeicher: Erst rechnen, dann kaufen

Lesezeit: 7 Minuten

Die Preise für Batteriespeicher sinken rapide, immer mehr Anbieter erobern den Markt. Wir haben zusammengestellt, was Sie bei der Planung bedenken sollten.


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Der Markt für Solarspeicher in Deutschland wächst rasant. Heute sind bereits über 34000 Hausspeichersysteme installiert. Allein im Jahr 2016 könnten 10000 bis 15000 neu dazukommen, erwartet der Bundesverband Energiespeicher (BVES). Bis zum Jahr 2020 könnten nach Ansicht des Verbandes vermutlich sogar schon 170000 Batteriesysteme installiert sein.


Sinken die Preise weiter so rasant, werden Speicher besonders für Besitzer von Photovoltaikanlagen interessant, die ihre Anlagen ab dem Jahr 2009 installiert haben. Für ältere Anlagen ist es dagegen lukrativer, den Strom wegen der höheren Einspeisevergütung komplett ins Netz einzuspeisen.


Die Batteriesystemkosten gibt der BVES derzeit mit ca. 1300 €/kWh an. Aber die Kosten sinken – in den vergangenen Jahren um 36%, in den nächsten Jahren um 10 bis 15% pro Jahr, sagt der Verband voraus. Das größte Kostensenkungspotenzial haben Speicher auf Basis der Lithium-Technologie. Doch die Dynamik und die Vielzahl der Systeme macht es nicht einfacher, sich auf ein Modell festzulegen. Daher haben wir Tipps für die Wahl des Speichers und die Planung zusammengestellt.


Zellsystem:

Auf dem Markt gibt es überwiegend Blei- und Lithium-Batterien. Sie unterscheiden sich in der Entladetiefe: Bei Blei-Batterien lässt sich technisch bedingt nur ca. die Hälfte der Nennkapazität nutzen, bei der Lithium-Technologie sind es rund 80%. Einige Hersteller werben mit 100% der Nutzkapazität, daher müssen Sie diesen Punkt vor dem Kauf genau hinterfragen. Während Batterien auf Blei-Basis nur acht bis zwölf Jahre Lebensdauer haben, liegt sie bei Lithiumbatterien bei zwölf bis 20 Jahren. Das wirkt sich auf den Arbeitspreis aus (siehe Punkt „Wirtschaftlichkeit“), der neben den Anschaffungskosten auch die speicherbare Energiemenge über die Lebensdauer berücksichtigt.


Batteriemanagement:

Bei der Wahl des Speichers sollten Sie darauf achten, ob er mit einem Batteriemanagementsystem ausgestattet ist. Dieses erfasst den Ladungszustand einzelner Zellen und kann beispielsweise bei der Ladung oder Entladung einen Ausgleich unter den Zellen vornehmen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Lebensdauer aus, weil einzelne Zellen nicht weiter belastet werden, wenn sie ihre Leistungsfähigkeit erreicht haben. Es erhöht auch die Effizienz des Speichers.


Größe:

Die Größe des Speichers hängt davon ab, welches Ziel Sie verfolgen. Wenn Sie den Eigenstromverbrauch erhöhen wollen, sollten Sie die Daten zu Ihrer Stromerzeugung und zu Ihrem Verbrauch im Betrieb kennen. Hierbei können mehrwöchige Messungen helfen, die beispielsweise Energieberater vornehmen. Dann können Sie die notwendige Größe des Speichers darauf abstimmen.


Wichtig ist, dass Sie die Nutzkapazität des Speichers nicht zu groß wählen, da ein zu großer Speicher bei der Anschaffung und im Betrieb unnötig viel Geld kostet. Besser ist es, ein modulares System zu wählen, bei dem Sie nötige Einheiten bei Bedarf einfach nachrüsten können. Modulare Systeme haben auch den Vorteil, dass Sie bei Defekten einzelne Teile schnell austauschen können. Eine andere Option wäre es, nur Lastspitzen mit dem Speicher zu kappen, um in einen anderen Stromtarif zu kommen. Dann braucht der Speicher weniger Kapazität, aber eine hohe Be- und Entladeleistung.


Beladung:

Viele Solarstromerzeuger produzieren mittags zu viel Strom, während er morgens und abends fehlt. Daher sollte der Speicher möglichst so gesteuert werden, dass er morgens nicht gleich bei den ersten Sonnenstrahlen Strom einspeichert und dann mittags voll ist. Eine intelligente Ladesteuerung bezieht auch Wetterdaten ein oder merkt sich den Stromverbrauch der Vortage und passt Ladung und Beladung entsprechend an. Doch nur sehr wenige Hersteller bieten eine derartige Steuerung oder die Möglichkeit zur Nachrüstung an.


Genauso wichtig ist, dass Speicher keinen Netzstrom zum Laden verwenden, wenn kurzfristig eine Wolke über den Solarmodulen liegt.


Entladung:

Eine wichtige Größe für Ihren Speicher ist die elektrische Ausgangsleistung. Denn wenn Sie Maschinen wie Melkanlage, Kühlung oder Lüftung mit z.B. 10 kW über den Speicher versorgen wollen, müssen auch 10 kW Ausgangs- bzw. Entladeleistung zur Verfügung stehen. Bei einem Einsatz im größeren Maßstab sollten Sie auf jeden Fall darauf achten, dass der Speicher einen dreiphasigen Anschluss hat und am besten sogar auf 400 Volt ausgelegt ist.


Notstromfähigkeit:

Viele Käufer von Batteriespeichern gehen davon aus, dass sie sich damit auch ein Notstromsystem einkaufen. Aber das ist ein Trugschluss. Denn diese Funktion unterstützt nicht jeder Speicher automatisch. Notstromfähig bedeutet, dass er einen Stecker besitzt, an den Sie bei Stromausfall ein elektrisches Gerät anschließen können. Aber das müssen Sie von Hand machen und keinesfalls können Sie alle Geräte über die Batterie weiter betreiben.


Zu unterscheiden davon ist ein Backup-System, das bei Stromausfall im Haus oder Betrieb ein kleines Notstromnetz versorgt. Aber auch dieses Backup-System müssen Sie per Schalter von Hand aktivieren. Automatisch wäre nur eine „Unterbrechungsfreie Stromversorgung“ (USV), wie sie aus der IT-Branche bekannt ist. Sie schaltet in Millisekunden um, ist aber auch sehr teuer. Es gibt in der Landwirtschaft keine derart kritischen Prozesse, dass sich diese Ausgabe lohnen würde.


Aufstellung:

Den Speicher sollten Sie so aufstellen, dass er weder zu warm noch zu kalt wird: Wärme bzw. Kälte reduziert die Lebensdauer und sind vom Hersteller angegeben. Ein ungünstiger Standort wäre also der Dachraum. Bei Bleisystemen sollten Sie für eine ausreichende Belüftung sorgen.


Wirtschaftlichkeit:

Schon in diesem Jahr könnte laut BVES der Solarstrom, der gespeichert und wieder aus der Batterie entnommen wird, günstiger werden als der Haushaltsstrompreis. Das ist aber nur bei sehr günstigen Systemen der Fall. In den letzten Jahren hat das Centrale Agrar-Rohstoff- Marketing- und Energie-Netzwerk (C.A.R.M.E.N.) eine Marktübersicht mit über 250 Systemen von über 40 Herstellern zusammengestellt, die Sie auf www.carmen-ev.de kostenlos abrufen können. Mit den verfügbaren Daten hat C.A.R.M.E.N. überschlägig die Arbeitspreise bestimmt, die bei Kleinanlagen mit einer Nennkapazität von unter 10 kWh zwischen 20 und 58 ct pro Kilowattstunde realistisch sind und somit stark schwanken. Der Arbeitspreis wird errechnet, in dem man Zyklenzahl, Wirkungsgrad, Entladetiefe und Nennkapazität ins Verhältnis zu den Investitions- und Betriebskosten setzt. Die genaue Formel ist in einer Checkliste zu Batteriespeichern enthalten, die Sie ebenfalls auf der Internetseite von C.A.R.M.E.N. finden.


Im Schnitt über die Lebensdauer der Batterie kostet das Einspeichern und Entnehmen einer Kilowattstunde (kWh) also je nach Batteriespeicher zwischen 20 und 58 ct. Dazu kommen noch die Kosten für den Solarstrom. Dieser lässt sich in üblichen Anlagen für 10 bis 13 ct erzeugen. Damit würde eine kWh Strom aus dem Speicher alsomindestens 30 ct kosten. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit müssen Sie also Angaben der Hersteller genau prüfen.


Angebote:

Entsprechend aufmerksam sollten Sie Angebote von Herstellern studieren. So gibt es unseriöse Berechnungen am Markt, die z.B. von hohen Strompreissteigerungen ausgehen. Damit lassen sich Speicher schnell wirtschaftlich rechnen. Tatsächlich ist der Netzstrompreis in den letzten Jahren gar nicht so stark gestiegen. Genauso kritisch ist es, wenn Anbieter mit Erlösen über den Regelenergiemarkt rechnen. Denn hier haben viele Biogasanlagen dazu geführt, dass die Preise für Regelenergie zusammengebrochen sind. Sehr aufmerksam sollten Sie auch bei den angenommenen Steigerungen des Eigenverbrauchs sein: Legt man den Speicher auf die Größe der Photovoltaikanlage aus, also bei einer 5 kW-Anlage einen Speicher mit 5 kWh Kapazität, lässt sich der Eigenverbrauchsanteil im Standardfall um 25 bis 30% steigern. Eine Steigerung von 10 auf 50 % Eigenverbrauchsquote wäre also unrealistisch.


Alternativen:

Um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen, hilft nicht nur ein Solarstromspeicher. Mit der Verlagerung der Betriebszeiten flexibler Maschinen in Zeiten mit Sonneneinstrahlung oder mit alternativen Energiespeichern wie Kühlaggregaten oder Eiswassertanks, die in Zeiten hoher So-lareinstrahlung mehr kühlen, können Sie den Strom auch wirtschaftlich verwerten. Letzteres ist gerade für Milchviehbetriebe interessant. Vor dem Kauf eines Speichers sollten Sie alle Optionen in Ruhe kalkulieren. Hinrich Neumann

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