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„Biomethan nicht länger benachteiligen!“

Lesezeit: 4 Minuten

Wir sprachen mit Peter Schrum, dem Präsidenten des Bundesverbandes Regenerative Mobilität (BRM), über Chancen von Biomethan als Kraftstoff.


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Bereits an jeder dritten Erdgastankstelle gibt es Biomethan zu kaufen, Tendenz steigend. Was macht den Kraftstoff so attraktiv?


Schrum: Als Gas muss Biomethan – anders als flüssige Kraftstoffe – nicht transportiert werden, sondern lässt sich über das vorhandene Gasnetz leiten und überall wieder entnehmen.


Wie unterscheidet sich Biomethan von Biodiesel, dem bisher wichtigsten Biokraftstoff in Deutschland?


Schrum: Die Rohstoffbasis von Biomethan ist breiter. Biodiesel ist ja ursprünglich hergestellt worden, weil es im Pflanzenölbereich Überschüsse gab, er war quasi nur ein Nebenprodukt der Rapsölindustrie.


Kann Biomethan denn die Rolle von Biodiesel übernehmen?


Schrum: Das wird schwierig. Denn als Kraftstoff ist es momentan für die großen Schwerlastmotoren über 150 PS wegen der geringen Dichte nicht geeignet. Das wäre nur in flüssiger Form als Bio-LNG (Bio-Liquid-Natural-Gas) der Fall. Zu dessen Einsatz finden in Deutschland und den Niederlanden die ersten Flottenversuche statt. Wir sehen bereits mittelfristig eine große Zukunft für Bio-LNG im LKW-Bereich. Biomethan in Gasform wird im PKW eher die Rolle des heutigen Benzins übernehmen. Ich erwarte, dass es künftig auch in Hybridmotoren eingesetzt wird, einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor.


Was kann man bei der weiteren Einführung von Biomethan aus der E10-Pleite lernen?


Schrum: Das Beimischen von Biodiesel und Ethanol, egal ob als B7, B10 oder E10, hat sich nicht bewährt. Diese Mischungen haben nicht nur begrenztes Absatzpotenzial, sondern kommen auch bei Menschen nicht an, sie merken ja nicht, dass sie Biokraftstoffe tanken. Das ist beim Biomethan ganz anders. Es hat zwar die gleiche Qualität wie Erdgas, ist aber dennoch eine klima- und umweltfreundliche Variante.


Lange Zeit galt BTL (Biomass-to-Liquid) als Lieblingskraftstoff der Politik und der Automobilbranche. Heute spricht keiner mehr davon. Was spricht dafür, dass Biomethan nicht auch zum Rohrkrepierer wird?


Schrum: Die Idee von BTL als Designer-Biokraftstoff aus Holz oder Stroh war von Anfang an falsch, da es viel zu teuer ist. Biomethan kostet heute nur ein Drittel von BTL und hat deutlich bessere Zukunftsaussichten. Mit BTL kam vor zehn Jahren die unsinnige Bezeichnung „Biokraftstoffe der zweiten Generation“ auf. Das erweckt den Eindruck, Pflanzenöl, Biodiesel und Ethanol seien unmodern. Aber Pflanzenöl als Kraftstoff wird es so lange geben, wie Eiweiß als Tierfutter gebraucht wird. Auch Ethanol wird da, wo es günstig produziert wird, wie z. B. in Brasilien, weiterhin attraktiv bleiben. Als Ergänzung kommen jetzt Biomethan für lange Strecken und die Elektromobilität für Kurzstrecken dazu.


Heute können Landwirte Geld verdienen, wenn sie Biomethan aus Abfall erzeugen und die Biokraftstoffquote verkaufen. Wird das den Biomethan-Absatz beflügeln?


Schrum: Nein, die Quotenregelung halte ich für völlig falsch. Damit unterwandern wir die heimische Produktion, weil die Mineralölindustrie dann im Ausland einkauft. Beim Biodiesel haben die Konzerne z.B. günstiges Palmöl im Ausland gekauft und uns damit die unsinnige Teller-Tank-Diskussion beschert. Die EU plant jetzt, dass es bei Biomethan aus Abfall eine zweifache oder sogar eine vierfache Quote gibt. Damit würde der Absatz noch mehr stocken, denn dann kann Deutschland seine Quote ganz schnell erfüllen, ohne eine Tonne Biomethan mehr in den Markt bringen zu müssen.


Welchen Vorteil hätte es, die Quoten abzuschaffen?


Schrum: Dann würde es wieder mehr Reinkraftstoffe und damit Wettbewerb an der Tankstelle geben. Aus Sicht des BRM wäre es besser, eine CO2-Besteuerung einzuführen. Die würde dann dafür sorgen, dass der Kraftstoffbedarf insgesamt zurückgeht und Biomethan sowie Rapsöl gegenüber fossilem Kraftstoff begünstigt würden.


In Schweden und in der Schweiz ist Biomethan als Kraftstoff schon länger weit verbreitet. Wird diese Entwicklung auch bei uns kommen?


Schrum: Ja, das wäre auch in Deutschland möglich. Aber dafür müsste der Kraftstoff politisch mehr Rückenwind bekommen.


Was schlagen Sie vor?


Schrum: Der weltweite Erdgaspreis ist im Moment tief gefallen. Dadurch läuft Erdgas Biomethan überall den Rang ab. Und es investiert im Moment kaum jemand in neue Biomethananlagen. Große Hoffnungen liegen jetzt auf dem Mobilitätsbereich. Aber es ist völlig unsinnig, dass Erdgas und Biomethan hierbei immer noch steuerlich fast gleich behandelt werden. Zur Markteinführung von Erdgas war das ja richtig. Aber mittlerweile haben wir 1 000 Erdgastankstellen in Deutschland. Wir fordern, dass Erdgas als Kraftstoff steuerlich begünstigt nur bei einem Beimischungsanteil von 50 % Biomethan verkauft wird. Die Steuerbegünstigung für Bio-Erdgas sollte von 2015 bis zum Jahr 2025 verlängert werden. Hinrich Neumann

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