Die weltweiten Reserven an fossilen und atomaren Energierohstoffen könnten deutlich früher zur Neige gehen als bisher angenommen.Das geht jedenfalls aus einer Studie zur mittelfristigen globalen Versorgung mit endlichen Energieträgern hervor, die die Energy Watch Group (EWG), ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern, jetzt vorgestellt hat.
Die Zeit der günstigen Energie ist vorbei
Wie die EWG mitteilte, belegt die neue Studie anhand zahlreicher Beispiele, dass billige und bisher reichlich vorhandene fossile Energieträger zu Ende gehen. Die Erdgas- wie auch die Kohleförderung werden nach ihrer Einschätzung vermutlich um das Jahr 2020 ihr Fördermaximum erreichen. Damit sei die weltweite mittelfristige Verfügbarkeit mit fossilen Energieträgern entgegen der in letzter Zeit in der Öffentlichkeit kommunizierten Prognosen sehr angespannt. Beispielsweise steuerten die USA aktuell auf den Höhepunkt der Schiefergasgewinnung zu, dem ein tiefer Rückgang der Förderung noch in diesem Jahrzehnt folgen werde.
Der energiepolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und EWG-Initiator Hans-Josef Fell befürchtet, dass der bald erwartete Rückgang der weltweiten Erdölförderung zu erheblichen Versorgungsproblemen führen wird. Über ein oder zwei Jahrzehnte betrachtet werde der Rückgang so groß werden, dass er nicht durch eine Substitution mit Erdgas und Kohle ausgeglichen werden könne. Auch die Kernenergie werde keinen wesentlichen Einfluss auf die zukünftige Energieversorgung haben.
Die Welt am Scheideweg?
„Wir werden schnell an unsere Grenzen stoßen“, warnt Fell. Die Erdölindustrie wolle den Förderrückgang der produzierenden Felder mit steigendem Aufwand durch neue Fördersonden oder unkonventionelle Erdölförderung ausgleichen. Doch neue Fördertechnologien wie Fracking seien umstritten und in den meisten Fällen von schlechterer Qualität sowie teurer und umweltschädlicher in der Erschließung. „Die Welt steht am Scheideweg seiner Energieversorgung“, ergänzte der Autor der Studie Dr. Werner Zittel. Politik, Wirtschaft und Verbraucher müssten verstehen, dass jetzt Maßnahmen erforderlich seien, um zukünftige Versorgungsengpässe zu vermeiden.