Rund 178 Millionen Euro zahlt das Land Schleswig-Holstein im Jahr 2017 an Netzentgelten zu viel. Bei einer deutschlandweit einheitlichen Verteilung der Netzkosten würden die Netzengelte in Schleswig-Holstein um rund zehn Prozent sinken. Während Das Land im Norden übermäßig belastet würde, profitierten die Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Berliner Energieberatungsunternehmens Enwima im Auftrag des Verbands der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW).
Hintergrund ist, dass die Höhe der Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber von den Kosten für Ausbau und Betrieb der Stromübertragungsnetze sowie der Vergütung für regional abgeregelte erneuerbaren Energien abhängt. Diese Kosten werden auf die Verbraucher umgelegt und machen knapp ein Viertel des Strompreises aus. Da der Netzausbau in Schleswig-Holstein besonders weit fortgeschritten ist und da hier besonders viel Ausgleichszahlungen für noch nicht durchleitbaren Ökostrom anfallen, seien hier auch die Netzentgelte überproportional hoch, erläutert der VSHEW. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hatte die Netzentgelte für seine Höchstspannungsnetze ab 2017 um 80 Prozent erhöht. Tennet gehört zu den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern und besitzt in Deutschland ein rund 11.000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz, unter anderem in Schleswig-Holstein.
Mit Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)im Herbst 2016 hatte die Bundesregierung eigentlich zugesagt, in Deutschland ein einheitliches Netzentgelt einzuführen. Dazu werde es nach einem aktuellen Entwurf dieses Gesetzes nun doch nicht kommen. "Die Leitragenden sind ausgerechnet jene Bundesländer, die den größten Beitrag zur Energiewende leisten, weil sie die Netze am besten ausgebaut haben. Dazu zählt Schleswig-Holstein", kritisiert VSHEW-Geschäftsführer Roman Kaak.