Die Energiewende ist volkswirtschaftlich am günstigsten, wenn Wind- und Sonnenenergie die wichtigsten Primärenergiequellen im Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor werden. Damit wird Strom zum Hauptenergieträger, zeigt eine neue Studie des Fraunhofer IWES und des Heidelberger IFEU-Institutes. Die Wissenschaftler haben im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) drei Jahre an dem Forschungsprojekt „Interaktion EE-Strom-Wärme-Verkehr“ gearbeitet, dessen Endbericht jetzt vorliegt.
In dem Konzept zeigen die Forscher, wie die drei Sektoren künftig gekoppelt werden können und welche staatliche Lenkungdazu nötig ist. Zu den Technologien der Zukunft gehören demnach z.B. Wärmepumpen und Power-to-Heat-Anlagen („Strom zu Wärme“) auch in Nah- und Fernwärmenetzen, Elektrofahrzeuge und Lkw mit einer Stromversorgung via Oberleitung. Dafür müsse allerdings der Rechtsrahmen erheblich umgestaltet werden, auch hinsichtlich staatlich veranlasster Preisbestandteile und Netzentgelte. Denn Strom werde heute ungleich höher mit Steuern, Abgaben und Umlagen als fossile Brennstoffe belastet. Daher sei seine Nutzung heute zur Wärmeversorgung oder zu Mobilitätszwecken oft nicht wirtschaftlich.
Der 219-seitige Endbericht beschreibt die möglichen Entwicklungspfade für den Verkehrs- und Wärmesektor und leitet daraus folgende Hauptmaßnahmen ab:
- Wärmebedarf in Wohn- und Nichtwohngebäuden, der Prozesswärme in der Industrie, des Energieverbrauchs im Verkehr und herkömmlichen Stromanwendungen reduzieren,
- Power-to-Heat: Mit Elektrodenkesseln in Fernwärme und Industrie frühzeitig flexible Lasten für das Stromsystem schaffen (negative Regelenergie),
- Elektrische Wärmepumpen und Elektromobilität frühzeitig und kontinuierlich durch Marktanreize einführen,
- Windenergie und Photovoltaik verstärkt ausbauen, um die zusätzliche Stromnachfrage aus den Sektoren Wärme und Verkehr decken zu können,
- neue Kraftwerke für eine sichere Versorgung vorzugsweise mit Kraft-Wärme-Kopplung bauen,
- Öffentliche Ladeinfrastruktur ausbauen, um die Nutzungsflexibilität für Elektro-Pkw zu erhöhen,
- Oberleitungs-Infrastruktur auf Autobahnen für Elektrifizierung des Lkw-Verkehrs aufbauen,
- Bioenergie wegen ihres begrenzten Potenzials und ihrer Effizienz vorzugsweise für Hochtemperatur-Prozesswärme, Teile der Wärmeversorgung, des Altgebäudebestands und im Flugverkehr einsetzen,
- Überschüsse aus einer weit ausgebauten Stromerzeugung aus Wind und Photovoltaik im Wärmesektor durch Power-to-Heat sowie im Verkehrssektor durch Power-to-Gas verwerten.