Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Trotz Energiewende: Ohne fossile Kraftwerke geht‘s nicht

Deutschland wird auch längerfristig einen ausgewogenen Technologiemix zwischen erneuerbaren Energien und konventionellen Kraftwerken benötigen. Im Jahr 2050 werden effiziente Gas- und Kohlekraftwerke voraussichtlich rund 60 Prozent der gesicherten Leistung stellen müssen – das heißt der Leistung, die zu jeder Zeit sicher zur Deckung der Nachfrage verfügbar ist.

Lesezeit: 5 Minuten

Deutschland wird auch längerfristig einen ausgewogenen Technologiemix zwischen erneuerbaren Energien und konventionellen Kraftwerken benötigen. Im Jahr 2050 werden effiziente Gas- und Kohlekraftwerke voraussichtlich rund 60 Prozent der gesicherten Leistung stellen müssen – das heißt der Leistung, die zu jeder Zeit sicher zur Deckung der Nachfrage verfügbar ist. Das geht zumindest aus einer Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) hervor. Die wichtigsten Aussagen der Studie:


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Fossile Kraftwerke werden noch benötigt


Um eine sichere Versorgung zu gewährleisten, kann die installierte Leistung der konventionellen Kraftwerke bis 2030 nur um rund 14 Prozent auf 83 Gigawatt und bis 2050 nur um 37 Prozent auf 61 Gigawatt im Vergleich zu 2010 zurückgehen. Die erneuerbaren Energien werden zwar 2050 über 80 Prozent des Stroms liefern, aber nur knapp 24 Prozent der gesicherten Leistung stellen, Speichertechnologien stellen rund 9 Prozent der gesicherten Leistung. 7 Prozent des Bedarfs an gesicherter Leistung müssten nach dem berechneten Szenario durch weitere Kraftwerke, die Modernisierung älterer Anlagen oder auf Basis von verbindlichen Verträgen aus dem Ausland bereitgestellt werden.


Ab 2020 Strom-Überschüsse


Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird in Zukunft stärker gesteuert und mit dem Netzausbau synchronisiert werden müssen. Ab 2020 wird es zunehmend zu Situationen kommen, in denen die Stromerzeugung die Nachfrage übersteigt, zum Beispiel bei gleichzeitig starkem Wind, starker Sonneneinstrahlung und niedrigem Verbrauch. Bis 2050 können rund 66 Terawattstunden beziehungsweise 15 Prozent des im Inland produzierten Stroms aus erneuerbaren Quellen weder im Inland noch im Ausland genutzt werden. Um die Anlagen in diesen Zeiten nicht abregeln zu müssen, wurden in der Studie drei Maßnahmen untersucht, die diesen Verlust insgesamt senken können: flexiblere Gestaltung der Einspeisung aus KWK-Anlagen, Errichtung zusätzlicher Speicherkapazitäten und stärkere Anpassung des Verbrauchs an die Erzeugung (Demand-Side-Management).


Langfristig muss Deutschland Strom zukaufen


Trotz dieser temporären Überschüsse wird sich Deutschland langfristig vom Netto-Stromexporteur zum Netto-Stromimporteur wandeln. 2050 wird Deutschland im Jahressaldo etwa 134 Terawattstunden – rund 22 Prozent des inländischen Stromverbrauchs – aus dem Ausland importieren müssen, wenn nicht zusätzliche Kraftwerke im Inland gebaut werden. Um die Importe, insbesondere von Strom aus erneuerbaren Energien, handhaben zu können, muss neben dem bestehenden europäischen Verbundnetz zusätzlich ein sogenanntes Overlaynetz eingerichtet werden, das große Strommengen mit wenig Verlust über große Entfernungen transportieren kann. Zusätzlich müssen die Übertragungs- und Verteilnetze in Deutschland erheblich ausgebaut und weiterentwickelt werden.


Strom wird deutlich teurer


Die Stromversorgung wird 2050 auf Grundlage des Szenarios deutlich mehr kosten als heute. Ursache hierfür sind hohe Kosten für die deutlich höheren Stromerzeugungskapazitäten, den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur, für Reserve- und Regelenergie, Anbindung der Offshore-Windparks und Flexibilisierungsmaßnahmen wie Stromspeicher. Die erneuerbaren Energien würden unter dem heutigen Marktdesign auch im Jahr 2050 nicht marktfähig sein. Dies bedeutet, dass die Stromgestehungskosten erneuerbarer Energien nicht komplett über den Verkaufspreis an der Strombörse gedeckt werden und daher die Differenzkosten auch weiterhin auf den Endverbraucher umgelegt werden müssten.


Das EEG muss überarbeitet werden


„Wir brauchen ein neues Strommarktdesign“, sagte Kohler. „Dazu gehören ein europäischer Kapazitätsmarkt, damit sich das Bereithalten von gesicherter Kraftwerksleistung lohnt, und ein grundlegend reformiertes Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die Erneuerbaren besser in den Markt und das Stromsystem integriert. Als Industrienation müssen wir uns allerdings auch fragen, wie sehr wir uns von Stromimporten abhängig machen wollen; und wie sehr andere Länder bereit sind, jederzeit Kapazitäten für den deutschen Energiebedarf zur Verfügung zu stellen.


Die Selbstverständlichkeit, mit der manche davon ausgehen, dass Leistungsdefizite im deutschen Energiesystem durch Kraftwerke aus dem Ausland gedeckt werden können, ist verwunderlich. Das Ziel sollte sein, die Stromversorgung in Deutschland auch durch den bevorstehenden Wandlungsprozess hindurch möglichst aus eigener Kraft und zu vertretbaren Kosten zu sichern – mit einem ausgewogenen Mix aus erneuerbaren Energien, konventionellen Kraftwerken, Speichern, Netzausbau, Demand-Side-Management und einer maßgeblichen Steigerung der Energieeffizienz.“


Infos zur Studie:Bei der Berechnung des Szenarios wurde angenommen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland bis 2050 gemäß dem Leitszenario 2009 des Bundesumweltministeriums auf über 80 Prozent ausgebaut wird. Für den Strombedarf wurde ein gleichbleibendes Niveau vorausgesetzt. Dies entspricht dem bisherigen Trend. Eine Senkung des Strombedarfs würde den Bedarf an Kraftwerkskapazitäten reduzieren. Deshalb sind Maßnahmen, die den Strombedarf senken, unbedingt zu befürworten.


Weiterhin geht die Studie von einem bisher nicht vorhandenen intakten europäischen Strommarkt mit barrierefreien Netzen aus. Zur Realisierung dieses Ziels bedarf es intensiver politischer Unterstützung und einer Europäisierung der Energiepolitik. So muss Deutschland bei der Gestaltung eines zukünftigen Strommarktdesigns, dem Aufbau einer gesicherten konventionellen Kraftwerksleistung und der Marktintegration der erneuerbaren Energien immer den europäischen Binnenmarkt als Rahmen berücksichtigen.


Die Studie „Integration der erneuerbaren Energien in den deutsch-europäischen Strommarkt“ wurde von der dena im Auftrag der RWE AG und in Zusammenarbeit mit dem Institut für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen erstellt. Zusammenfassung und Endbericht der Studie unter www.dena.de/studien.

 

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.