Die in den vergangenen Wochen zunehmenden Fälle von gering pathogener aviärer Influenza (LPAI) des Typs H3N1 in belgischen Geflügelbeständen sind aus der Sicht der Landwirte in den benachbarten Niederlanden „sehr besorgniserregend“.
Der Leiter der Geflügelabteilung im niederländischen Bauernverband (LTO/NOP), Eric Hubers, äußerte gestern gegenüber der Fachpresse die Befürchtung, dass sich die Krankheit auch in den Niederlanden ausbreiten könnte. „Im Geflügelsektor bestehen enge Kontakte zwischen den Niederlanden und Belgien. Täglich werden Bruteier und Junghennen über die Grenze gebracht“, erklärte er. Um alle Risiken möglichst auszuschließen, werde zurzeit mit aller Kraft versucht, die betreffenden Warenströme zu identifizieren.
Hubers empfahl den niederländischen Geflügelhaltern dringend, auf die Biosicherheit ihrer Betriebe zu achten. Das Virus sei sehr schädlich und ansteckend. Infizierte Betriebe müssten mit Ausfällen von 5 % bis 50 % rechnen. Die LPAI ist nicht meldepflichtig und muss nach den Gesetzesvorgaben nicht bekämpft werden. Geflügelhalter, die sich trotzdem für eine Keulung ihres Bestandes entscheiden, werden nicht entschädigt.
Nach Angaben des flämischen Boerenbond waren bis gestern Tiere in insgesamt 28 Geflügelbetrieben in Ost- und Westflandern mit dem H3N1-Virus infiziert. Dabei handele es sich vor allem um Legehennen- und Vermehrungsbetriebe, aber auch Puten- und Hähnchenmäster seien betroffen. In einigen Verdachtsbetrieben liefen noch Untersuchungen. Ein wichtiger Verbreitungsfaktor sei der Wind, aber einige Infektionen seien auch durch „Kontakte“ verursacht worden.
Für problematisch hält es der Boerenbond, dass es keine koordinierte LPAI-Bekämpfung gibt und dass die betroffenen Bestände nicht geräumt werden. So könne sich das Virus ungehindert weiter verbreiten. Deshalb forderte der Verband das belgische Landwirtschaftsministerium auf, die Föderale Behörde für Lebensmittelsicherheit (FAVV) mit der Koordination der Virusbekämpfung zu beauftragen. Außerdem sollten die betroffenen Betriebe mit Geld aus dem Gesundheitsfonds unterstützt werden.