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Bauantrag

Hähnchenstall Waldeck: SPD-Vertreter begründet seine Ablehnung

Am Montag berichteten wir von einem Landwirt aus Waldeck, der das Große BImSchG-Verfahren für einen Stallneubau fast vollständig durchlaufen hatte und den Bauantrag dann auf Druck zurückzog. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion über seine Haltung.

Lesezeit: 4 Minuten

In Kreistag Waldeck haben die Grünen – wie berichtet – einen Antrag eingebracht, beim Domanium darauf hinzuwirken, einem Landwirt Pachthof und Pachtflächen vorzeitig zu entziehen, sollte er einen neuen Hähnchenmaststall wie geplant bauen. Dieser hatte daraufhin seinen Bauantrag zurückgenommen.

In den lokalen Zeitungen war zu lesen, dass die Grünen u.a. Unterstützung von der SPD-Fraktion erhielten. So heißt es, der Abgeordnete Dr. Harald Schaaf habe auf eine Studie zu möglichen Erkrankungen der Tiere und Probleme der Behandlungen bei großen Mastanlagen aufmerksam gemacht. Wir spachen mit dem Kreistagsabgeordneten, der im Ausschuss für Landwirtschaft sitzt und sich durch seine Arbeit beim Landesbetrieb Hessisches Landeslabor intensiv mit der Landwirtschaft beschäftigt.

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Wie Dr. Schaaf gegenüber top agrar online erklärte, sei der Grünen-Vorstoß für alle überraschend gekommen und in der Tat zu weitreichend gewesen. Im Kern seien die Vorwürfe allerdings begründet, wobei es der SPD nicht darum ginge, eine Existenz zu vernichten.

Viel zu viele Nährstoffe für zu wenig Fläche

So sieht Schaaf vor allem den hohen Nährstoffanfall aus einem Stall mit annähernd 80.000 Hähnchen sehr kritisch. Der betreffende Betrieb würde knapp 400 ha Land bewirtschaften, was für eine fachgerechte Mistverwertung nicht ausreiche. „Um eine vernünftige organisch-mineralische Düngung durchzuführen, sind eher 700 bis 800 ha notwendig“, rechnet der Fachmann vor. Ihm ist auch der zunehmende Gülletourismus ein Dorn im Auge. An jedem LKW mit Gülle aus Niedersachsen, der nach Hessen transportiert wird, klebt seiner Aussage nach Geld. Und das Land Hessen stelle lediglich eine Person ab, um die Ströme von Wirtschaftsdünger zu kontrollieren. Insbesondere der Ausbringgüte der Dünger werde zu wenig Augenmerk geschenkt, bedauert der Beamte.

Große Tierbestände verbreiten Keime

Ein weiterer Kritikpunkt des Fachmanns ist die Tiergesundheit in solch großen Beständen. Bei 80.000 Hähnchen gebe es immer welche mit Salmonellen, sagt er weiter. Das befördere den Antibiotikaeinsatz und belaste zusätzlich die Düngerqualität. „Der Eintritt einer Erkrankung im Bestand ist fast immer mit feuchten und warmen Haltungsbedingungen verbunden. In den Mastanlagen muss daher auf eine trockene Haltung und ein moderates Stallklima Wert gelegt werden. Diese Bedingungen habe ich auch im Frühjahr 2018 bei der Besichtigung einer existierenden Anlage angetroffen. Ich fordere daher Hygieneuntersuchungen für Wirtschaftsdünger, daran kommen wir künftig nicht mehr vorbei. Gerade Nassklärschlämme sind mit Keimen belastet und Hühner sind Überträger Nr. 1. Da ist es verständlich, dass die Bürger verunsichert sind und ihre Sorgen ernst genommen werden müssen“, so Dr. Schaaf, der auf Forschungsergebnisse von Dr. Werner Philipp vom Institut für tierärztliche Umwelthygiene der Universität Hohenheim hinweist.

Dem Antragsteller des Stalls wirft er vor, sich auf die gesetzlichen Grundlagen zurückgezogen zu haben, anstatt die Sorgen der Bevölkerung, für die u.a. der Tourismus eine große Rolle spielt, zu berücksichtigen. „Die Bürger hier gehen nicht mehr ohne weiteres für ihre Bauern in die Bütt“, so der Politiker. Die SPD müsse den Bürgerwunsch beachten, eine Zustimmung zum Stall wäre nicht vermittelbar gewesen. Stallbaugenehmigungen könnten heute nicht mehr allein nach Erreichen bestimmter Vorgaben durchgewunken werden. „Als SPD-Fraktion im Waldecker Stadtparlament müssen wir regionale Fragen stellen.“

Schaaf weist in diesem Zusammenhang auf den Wunsch der örtlichen Politik hin, wieder mehr regionale Lebensmittel in die Läden zu bekommen, von regionalen Molkereien, Schlachthöfen und von örtlichen Bauern mit einer umweltverträglichen Landwirtschaft. „Wir können nicht allein auf den Schwerpunkt setzen, dass wir ausschließlich für den Weltmarkt produzieren und die Reste nach Afrika exportieren“, stellte er gegenüber top agrar klar. Es gehe aber auch nicht darum, der Landwirtschaft zu schaden. Daher habe seine Partei ja bereits die Bürgerinitiative erfolgreich in ihren Forderungen gebremst, wie er sagte.

Schaaf bedauert nicht zuletzt, dass sich der Landwirt näheren Gesprächen verweigert und von ihm mündlich zugesagte Forderungen an den Ortsbeirat Waldeck zu den Fragen Biofilter, Wasserversorgung und Zuwegung nicht entsprochen habe.

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