Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Geschlechtserkennung im Ei

Verbraucher wollen Eier „ohne Kükentöten“

Die Geschlechtsbestimmung im Ei könnte eine Alternative zum Kükentöten werden. Viele Kunden würden aber Zweinutzungsrassen vorziehen, zeigt eine Umfrage der Uni Göttingen.

Lesezeit: 5 Minuten

Die meisten männlichen Küken, die in der Legehennenproduktion schlüpfen, werden am ersten Lebenstag getötet. Denn die Mast männlicher Legehybriden der hochspezialisierten Rassen ist nicht wirtschaftlich.

Das sogenannte „Kükenschreddern“ ist allerdings mittlerweile vielen Verbrauchern ein Begriff und ruft breite Kritik und die Forderung nach Alternativen hervor. Große Lebensmittelkonzerne, darunter Unilever und der amerikanische Zusammenschluss der Eiererzeuger (United Egg Producers), haben Bereitschaft signalisiert, sich für eine praxistaugliche Alternative zum Kükentöten stark zu machen.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

In Deutschland ist der Ausstieg ein politisches Ziel. Die Entwicklung einer praktikablen Alternative wird daher bereits seit dem Jahr 2008 staatlich gefördert.

Zwei Alternativen

Derzeit zeichnen sich zwei Alternativen als umsetzbar ab: Die erste ist die Aufzucht der männlichen Küken. Dabei kann entweder Zweinutzungsgeflügel eingesetzt werden, oder die männlichen Legehybriden werden gemästet (Bruderhahnkonzept). In der Regel wird die Mast der Hähne über einen höheren Eierpreis finanziert, Eier aus diesen Produktionssystemen erhalten daher ein Label. Eier aus dieser Produktion sind bereits in vielen Supermärkten verfügbar, machen jedoch eine Nische aus (z.B. Rewe „Spitz&Bube“, Alnatura „Bruderküken-Initiative“, Penny „Herz Bube“, Aldi „Henne&Hahn!“).

Die zweite Alternative ist die Geschlechtsbestimmung im Brutei in der Legehennenproduktion (in ovo-Methode). Die Eier werden beispielsweise neun Tage bebrütet, dann untersucht und jene Eier mit männlichen Embryonen werden aussortiert. Frische Kon- sumeier von Legehennen, die mittels dieser Methode ausgebrütet wurden, sind seit Ende des Jahres 2018 in einigen Supermärkten in Berlin erhältlich (z.B. Rewe „Seleggt“ Label). Die in ovo-Methode wird von Produzenten und der Industrie präferiert. Sie lässt sich vergleichsweise einfach in die derzeitigen Produktionsabläufe der Brütereien integrieren und wird voraussichtlich kostengünstig sein.

Beide Alternativen haben zur Folge, dass keine männlichen Küken mehr getötet werden. Allerdings haben auch diese Alternativen Nachteile:

  • Bei der relativ ineffizienten Zweinutzungsalternative erhöht sich der Futterverbrauch im Vergleich zur derzeitigen Situation, was zu einer höheren Ressourcennutzung und Umweltbelastung führt.
  • Die in ovo-Methode ist sehr effizient, bedeutet aber, dass Embryos zerstört werden. Aus diesem Grund wird die in ovo-Methode kritisiert.

Breite Akzeptanz für „in ovo“

Die Einstellung der Verbraucher zu diesem Thema hat die Uni Göttingen im vergangenen Jahr in einer Studie mit 400 Konsumenten untersucht. Um möglichst realistische Antworten zu erhalten, wurde unter anderem ein Entscheidungsexperiment durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine große Mehrheit der Verbraucher von der Praxis des „Kükentötens“ weiß, was wohl auf die starke Präsenz in den Medien zurückgeht. Nur 12% der Befragten hatten noch nie etwas von dem Thema gehört.

Die Befragung zeigt, dass eine breite Akzeptanz für die in ovo-Methode existiert: Drei Viertel waren sich einig, dass die Geschlechtsbestimmung im Brutei im Vergleich zur derzeitigen Situation eine Verbesserung des Tierwohls darstellt. Zwar gaben 30% der Befragten an, sie fänden auch die in ovo-Methode moralisch problematisch. Insgesamt scheint die neue Technologie von den Verbrauchern aber gut angenommen zu werden.

Interessant ist hierbei, dass nicht nur besonders preisbewusste Kunden für die in ovo-Methode stimmen, sondern auch solche, die gerne zu Bio- oder Freilandeiern greifen. Offenbar gibt es eine Konsumentengruppe, die sich mehr Tierwohl im Rahmen einer gleichbleibend effizienten landwirtschaftlichen Produktion wünscht.

Gut ein Viertel der befragten Verbraucher wünschen sich jedoch die Zweinutzungsalternative, d.h. sie bevorzugen sie eindeutig gegenüber der Geschlechtsbestimmung im Ei. Wichtig ist dieser Gruppe außerdem, dass die Hähne in Freilandhaltung gemästet werden. Konsumeier aus Bodenhaltung werden eher abgelehnt und Bioeier tendenziell bevorzugt. Diese Einstellungen lassen vermuten, dass diese Gruppe generell Produkte aus einer weniger intensiven Landwirtschaft befürwortet.

Weitere Ergebnisse der Studie sind:

  • Während ein Viertel der Befragten hauptsächlich auf den Preis schauen, spielt dieser für etwa 28% der Befragten keine Rolle. Sie entscheiden basierend auf den Produkteigenschaften, die Ihnen am liebsten sind. Für knapp die Hälfte der Befragten sind das sowohl Preis als auch Art der Produktion.

  • Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass ihnen bei der Alternative Zweinutzungsgeflügel die Tierwohlverbesserung wichtiger wäre, als Nachteile für die Umwelt. Oft führt mehr Tierwohl zu einer höheren Belastung der Umwelt – das gilt auch für die Zweinutzungsalternative beim Geflügel.

  • 22% der Befragten denken beim Kauf von Eiern überhaupt nicht über deren Produktion nach.

Neue Vermarktungschancen

Die Ergebnisse zeigen, dass Verbraucher sehr unterschiedliche Erwartungen an die Geflügelproduktion haben. Es ist zu erwarten, dass das Kükentöten in den kommenden Jahren in Deutschland und auch in anderen westlichen Ländern teilweise durch die Geschlechtsbestimmung im Ei ersetzt wird. Dies könnte durch politische Regulierung oder aber durch Vorgaben von Seiten des Handels vorangetrieben werden.

Während das „Kükenschreddern“ gesellschaftlich kritisiert wird, scheint die Geschlechtsbestimmung im Ei vom Verbraucher akzeptiert zu werden. Ein gutes Viertel der Befragten wünscht sich jedoch eine weniger spezialisierte Landwirtschaft und bevorzugt eine Zweinutzungsalternative mit Freilandhaltung.

Die Nachfrage im Eiersektor wird auch in der Zukunft sehr differenziert sein. Im Rahmen beider Lösungen ist eine Mehrheit der Verbraucher bereit, für Konsumeier mehr Geld zu zahlen. Dies kann für Produzenten neue Möglichkeiten der Vermarktung eröffnen.

Ab 2020: Klöckner: „Verbot kommt“

Rund 40 Mio. männliche Küken wurden auch 2018 noch kurz nach dem Schlupf getötet. Gleichzeitig nähert sich die in ovo-Geschlechtsbestimmung aber der Praxisreife: Allein beim Unternehmen Seleggt (Leipzig) schlüpfen derzeit schon pro Woche 30000 Legeküken. In Berlin werden pro Woche bereits 100000 Eier mit dem Label „ohne Kükentöten“ verkauft.

Die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat zuletzt ein Verbot des Tötens männlicher Küken für 2020 in Aussicht gestellt. Mitte Juni hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die Rechtmäßigkeit des Kükentötens übergangsweise bestätigt, bis eine Alternative zur Verfügung steht.

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.