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Alles aus und vorbei?

Lesezeit: 4 Minuten

Wer sich scheidet, trennt Tisch und Bett und löst sich vom gemeinsamen Leben auf dem Hof. Wie fühlt sich diese tiefgreifende Veränderung für Ex-Paare und ihre Kinder an? Wir fragten nach.


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Mein Ex-Mann ist heute ein Fremder für mich.“ „Mit meiner früheren Frau rede ich nur noch das Nötigste. Sie ist die Mutter unserer Kinder. Mehr nicht.“ „Zum dritten Mal zahlt er den Unterhalt für die Mädchen nicht. Und dann höre ich von den Nachbarn, dass da schon wieder Party-Fotos auf Facebook kursieren.“


So verbittert oder distanziert können Kommentare von Geschiedenen über ihren Ex-Partner bzw. die Ex-Partnerin ausfallen. Die Sätze sind Zeichen von Enttäuschung, Verletzung und Verlust. Sie beziehen sich auf die eine Person, mit der man früher innig schmuste, Pferde stahl, Haus und Hof revolutionierte, ja vielleicht sogar die Welt verändern wollte. Damals, als die Liebe groß, stark und unerschütterlich war.


WENN ZWEI SCHEITERN


Dennoch: Das Blatt kann sich wenden. Knapp jede dritte Ehe in Deutschland scheitert. Die Zahl ist tendenziell rückläufig, doch immerhin 153500 Ehen wurden im Jahr 2017 durch richterlichen Beschluss getrennt. Nun macht die Welle der Beziehungsstürme und Paarkrisen vor den Höfen keinen Halt. Auch unter Landwirtinnen und Landwirten gibt es immer mehr Geschiedene und Getrennte.


Krieg oder Frieden?


Dabei ist wichtig, zu betonen: Nicht jede Trennung löst einen Rosenkrieg aus, nicht alle Geschiedenen finden rückblickend nur ablehnende Worte für ihren einstigen „Lieblingsmenschen“.


Manche Ex-Paare, auch solche aus der Landwirtschaft, gehen – früher oder später – neutral und friedvoll miteinander um (siehe Reportage Seite 159), andere leiten ihren Betrieb weiter im Team oder teilen die Verantwortlichkeit für z.B. Milchwirtschaft und Direktvermarktung klar untereinander auf. „Private Zeit, private Themen, das gibt’s bei uns nicht mehr. Wir sind Geschäftspartner, das ist ein ganz sachliches Level“, sagte ein Landwirt am Telefon.


Nicht zuletzt durch gemeinsame Kinder, deren Versorgung und Entwicklung bleiben viele Geschiedene „lebenslang“ miteinander verbunden. Und häufiger als vielleicht in der Stadt, bleiben Kinder im Trennungsjahr und darüber hinaus bei ihrem Elternteil auf dem Hof, d.h. in vielen Fällen beim Vater.


Doch Hand aufs Herz: Wie kommen die Betroffenen emotional durch diese herausfordernde Zeit der Trennung von Tisch, Bett, Betrieb? Wie geht eine Mutter morgens ans Werk, wenn das früher laute, lebendige Haus gespenstige Stille verströmt? Wie überwindet der zurückbleibende Partner eine Szene kurz vor Weihnachten? Im Original-​Ton: „Man lud die besten Möbel ein, die Kinder und das war’s. Ich sah nur noch den Umzugswagen davonfahren.“


Abschied vom HOF


Um authentische Antworten zu finden, sprachen wir mit zahlreichen Landwirtinnen und Landwirten. Aus Rücksicht und Respekt anonymisieren wir alle Zitate und Statements dieser Personen. Viele von ihnen schauten für uns in eine sehr belastende Zeit zurück oder standen noch mittendrin in ihrem persönlichen Scherbenhaufen der Scheidung.


Und tatsächlich, so wie es die meisten Ratgeber bereits im Vorwort verraten: Auch „unter Bauern“ ist keine Scheidung mit einer anderen vergleichbar. Zu unterschiedlich sind die Gegebenheiten, zu individuell die Bindungsmuster, Charaktere und Trennungsgründe der Menschen. Das können z.B. Spannungen mit den hassgeliebten Schwiegereltern sein, die das Liebesglück stören, oder der fehlende Schwung und Unternehmerwille des Mannes, der der Partnerin jeden Mut nimmt oder – ganz klassisch – Untreue und Seitensprung.


Der Krise vorbeugen


„Ich hab so lange gehofft, dass es besser wird. Jetzt ist Schluss!“ Ein solcher Ausspruch gilt für Berater als Warnsignal. Durchgängig alle von uns befragten Fachleute raten, „in Sachen Beziehung“ nicht zu lange zu warten!


„Raus mit dem Frust. Sagen Sie Ihrer Frau bzw. Ihrem Mann deutlich, was für Sie nicht stimmt. Verzichten Sie nicht immer wieder auf kleine Auszeiten, Ausflüge und intime Stunden. Pflegen Sie Ihre Beziehung, gehen Sie zur Eheberatung“, so der beherzte Aufruf eines Landwirts mit Mediations-Ausbildung.


Kommt es aber zur Scheidung, hilft Akzeptanz, so Paartherapeutin Nadja von Saldern. „Nur wenn wir zur Trennung Ja sagen, können wir dem Partner in Würde begegnen“, schreibt sie in ihrem Buch „Glücklich getrennt“.


reingard.broecker@topagrar.com


reingard.broecker@topagrar.com


Welche Folgen die Scheidung für die Aufteilung des betrieblichen Vermögens hat, lesen Sie ab Seite 56.

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