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Aus der Stadt auf den Hof

Lesezeit: 5 Minuten

Wer als Quereinsteigerin auf den Hof kommt, weiß zunächst über Landwirtschaft wenig. Das birgt Konfliktstoff, aber auch viele Chancen – für die Frauen und für den Betrieb. Vier Frauen erzählen ihre Geschichte.


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Finanzbeamtin, Bankerin oder MTA: Auf den Höfen gibt es immer mehr Frauen, die vorher kaum je mit der Landwirtschaft in Berührung kamen. Auch die top agrar-Bäuerinnenumfrage bestätigt: Die Anzahl der Quereinsteigerinnen auf den Höfen steigt. Bereits im Jahr 2010 zählt sich jede Vierte der Befragten dazu.


Dabei ist Quereinsteigerin nicht gleich Quereinsteigerin – der Begriff hat viele Facetten. Zum einen gibt es immer mehr junge Frauen, die aus Interesse oder Naturverbundenheit eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren, obwohl sie vorher zum Beruf keinerlei Kontakt hatten. Daneben landen viele junge Frauen durch puren Zufall auf dem Hof. Sie verlieben sich in einen Landwirt.


Mit gemischten Gefühlen


Erst später wird vielen klar: Den Mann gibt es nur mit Hof. Während einige Frauen damit ganz unbekümmert umgehen, empfinden nicht wenige die Tatsache anfangs als Hypothek.


Zwar stehen viele Landwirte den Berufs- und Selbstverwirklichungswünschen ihrer Partnerinnen positiv gegenüber. Doch in erster Linie sind es die Frauen, die sich in puncto Wohnort anpassen und eigene berufliche Ambitionen überdenken müssen, damit die Beziehung funktioniert. Sorge bereitet den jungen Frauen dabei das enge Zusammenleben mit den Schwiegereltern. Auch mit der Gebundenheit an den Betrieb und der engen Verzahnung von Beruf und Privatleben haben sie so ihre Probleme. „Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich meine wirtschaftliche Unabhängigkeit wirklich aufgeben soll“, erinnert sich die gelernte Landwirtin und gebürtige Städterin Grit Griem-Krey an ihre Entscheidungsphase. Sie zog 1984 auf den Hof ihres Mannes und stieg als gelernte Landwirtin sofort in den Betrieb ein. Schon nach einigen Monaten erschienen ihr ihre Bedenken als völlig unbedeutend.


Luxus auf den zweiten Blick


Diese Erfahrung machen die meisten Quereinsteigerinnen. Die Vorteile des Hoflebens treten oft erst auf den zweiten Blick zutage, bestätigen unsere Gesprächspartnerinnen.


Für viele moderne Frauen ist es eine echte Überraschung, wie gut sich Beruf und Familie im Familienbetrieb miteinander vereinbaren lassen. Zum einen ist die ständige Anwesenheit des Ehemanns eine große Entlastung. „Ich bin mir sicher: Wenn mein Mann Vollzeit außer Haus arbeiten würde, hätte ich heute keine drei Kinder. Die Betreuung alleine zu wuppen, ist für mich eine Horrorvorstellung“, bekräftigt Sandra Pahl, gelernte MTA und heutige Bäuerin aus Borstel in Schleswig-Holstein.


Auch die Partnerschaft profitiert häufig von der engen Zusammenarbeit. „Wir kennen den Alltag des anderen und können Probleme viel besser besprechen“, sagt die junge Frau.


Zudem kommt der enge Generationenverbund den anderweitig berufstätigen Frauen zugute. Die Kinderbetreuung ist für sie bei weitem nicht das Problem, das es für viele Städterinnen darstellt. Die Altenteiler übernehmen in vielen Familien gerne die eine oder andere Betreuungsschicht. Überhaupt: Der Hof wird wegen seiner Nähe zur Natur – fernab gefährlicher Schnellstraßen – vielfach als idealer Ort zum Aufwachsen für Kinder empfunden.


Und auch den Frauen selbst bietet der Betrieb gute Gestaltungsmöglichkeiten. So manche junge Frau sucht sich mit der Zeit den Aufgabenbereich, der ihren Talenten entspricht. Nicht selten ändern sich dadurch auch die Betriebsschwerpunkte.


Karriere im Betrieb


Gerade nach der Familienphase lassen sich die Aufgabengebiete und der berufliche Schwerpunkt leicht neu definieren. So war es auch bei Nicole Lenz aus Heidelberg. Nach der Geburt des ältesten Kindes gab die Beamtin ihre Stelle im Sozialamt auf.


Im Betrieb baute das Ehepaar zeitgleich die Direktvermarktung aus – ein Betriebszweig, der ideal zu der jungen Frau passt: „Wir bauten mehr Kräuter und Blumen an, übernahmen einen Marktstand und investierten in einen großen Hofladen. Das alles ist heute meine Aufgabe, und es ist genau das, was ich machen will“, sagt die 41-Jährige.


Doch trotz aller Vorteile gibt es Dinge, die viele Quereinsteigerinnen zeitlebens als Kompromiss empfinden. Ganz oben steht die Gebundenheit an den Betrieb. „Mal eben mit einer Freundin einkaufen gehen? Geht nicht!“, bedauert Grit Griem-Krey. „Schlimmer noch: Anfangs hat mein Mann gar nicht verstanden, was mir fehlt. Er selbst fühlt sich auch ohne Abwechslung im Betrieb pudelwohl.“


Auch die hohe Arbeitsbelastung und die schlechte Planbarkeit bleiben ein Dauerthema. „Es ist schade, dass nicht mal das Wochenende als Familienzeit gilt. Wenn Arbeit anliegt, muss sie gemacht werden“, sagt Stefanie Küker. Die Frankfurterin musste sich zudem an das hohe Schmutzaufkommen gewöhnen. „Mein Mann riecht immerzu nach Schwein“, schmunzelt die Bankerin.


Darüber hinaus macht es auch die abgebende Generation den jungen Quereinsteigerinnen zuweilen schwer – bis sie bewiesen haben, dass sie im Betrieb ihre Frau stehen.


Neue Impulse für den Hof


Dabei profitieren nicht nur die jungen Frauen von der Einheirat auf den Hof. Auch umgekehrt weht durch die jungen Frauen ein frischer Wind durch den Betrieb und die Hofgemeinschaft.


Ein unverstellter Blick von außen kann so manchen Impuls für die Weiterentwicklung und die Neugestaltung der Arbeitsabläufe geben. Auch familiär und räumlich fordern die jungen Frauen Veränderungen, die sich für alle positiv auswirken. „Durch meinen Einzug hat sich so mancher Baustau im Wohnhaus aufgelöst“, berichtet eine Quereinsteigerin.


Und nicht zuletzt tut es allen Familienmitgliedern gut, wenn Familienzeiten eingehalten und die Freizeit aktiv gestaltet wird. Kathrin Hingst

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