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Blumensträuße per WhatsApp

Lesezeit: 4 Minuten

Biobäuerin Karin Frey liebt es, Blumensträuße zu binden. Mit ihren Kunden hält sie fast ausschließlich per WhatsApp Kontakt.


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Hi, kannst du mir für Freitag einen großen Frühlingsstrauß, so für 30 € binden? Ich komme dann gegen 15 Uhr vorbei. Passt das? Und hast du schon Salatpflanzen da“


Karin Frey schaut auf das Handy und lächelt. Seit fast dreißig Jahren bindet und steckt, schneidet und dekoriert sie. Die Floristin hat auf dem Bio-Betrieb in der oberschwäbischen Gemeinde Wain 1990 eine Blumenwerkstatt ‚auf Zuruf‘ eingerichtet. Die Bestellungen für ihre Blumenarrangements bekommt sie seit einigen Jahren fast ausschließlich über das Chat-Programm WhatsApp.


Gleich nach der Schule begann die heute 49-Jährige ihre Ausbildung im 150 km entfernten Ludwigsburg. „Das war super! Wir hatten eine reiche Blumenauswahl zur Verfügung, mit der ich viele verschiedene Projekte umsetzen konnte“, sagt sie. Als es die junge Frau nach der Ausbildung aber zurück aufs Dorf zog, empfand sie die Arbeit im kleinen Blumengeschäft vor Ort als eintönig. „Für mich war das keine schöne Arbeit. Wenn die Kunden Schlange standen, hatte man keine Zeit für Kreativität. Das war ‚Alltagsbrei‘. Den Sträußen fehlte für meinen Geschmack das gewisse Etwas“, erklärt sie. Die dreifache Mutter entschied deshalb, den Job mit der Geburt ihrer ersten Tochter zunächst an den Nagel zu hängen.


Neben Hof und Kindern


Erst 2012, als die Kinder langsam selbstständiger wurden, verspürte die quirlige Bäuerin den Drang, wieder etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. „Für uns war das ein großes Jahr. Die Umstellung auf Bio, die Floristik, da fing alles an.“ Ihre Älteste war damals 12 Jahre alt, der Jüngste 8.


„Das Blumenbinden hatte ich mit der Zeit richtig vermisst! Abends in der Werkstatt komme ich zur Ruhe. Das ist für mich die beste Entspannung“, sagt Karin Frey und lächelt.


Aus dem Nachbarschaftsdienst für Blumensträuße und Tischdeko ist so nach und nach ein Gewerbe herangewachsen. „Der Einfachheit halber haben mir meine Freunde zu Beginn Beispielbilder und Screenshots für ihre Bestellungen über WhatsApp zugeschickt. Mal einen schönen Blumenstrauß für den Geburtstag der Ehefrau oder zum Valentinstag, mal ein ausgefallenes Gesteck für den festlich geschmückten Hochzeitstisch in rosa oder weiß“, erklärt sie die ersten Schritte.


Gewachsen ist diese pfiffige Vermarktungsmethode eher langsam und per Mund-zu-Mund-Propaganda im Dorf. Mittlerweile hat sich Karin Freys guter Ruf herumgesprochen. Daher hat sie neben der Floristik jetzt auch mit dem Verkauf von Gemüsesetzlingen und Gartenblumen begonnen – direkt vor der Haustür, schlicht und einfach in Selbstbedienung. Ein „richtiges“ Geschäft möchte sie aber nicht eröffnen. Den WhatsApp-Service findet sie gerade passend für sich.


Kreativ-Zeit


Nach dem Abendbrot geht sie in ihre Werkstatt, schaltet das Licht ein und beginnt auf dem großen Holztisch in der Mitte des Raumes mit der Arbeit. Mittlerweile läuft das Geschäft so gut, dass sie häufig den Nebenraum als Lager nutzen muss. „Trotzdem kommen die Familie und der Hof an erster Stelle. Mein Mann arbeitet halbtags auf dem Golfplatz ein paar Kilometer entfernt. Ich muss hier vor Ort flexibel bleiben“, sagt sie.


Besonders wichtig ist der Floristin bei ihrer Arbeit der Bezug zu ihrer Region und den Jahreszeiten. „Natürlich wächst hier nicht alles vor Ort. Ich beziehe meine Pflanzen von einem Händler, der mich meist einmal in der Woche mit frischen Blumen und Pflanzen beliefert. Das Bindegrün schneide ich aber im eigenen Garten, manchmal binde ich auch etwas von unserem Getreide mit ein“, sagt sie. Durch den Blumenhändler bleibt sie dabei flexibel. „Ich habe zwar nur eine kleine Werkstatt, aber ich kann hier fast alle Kundenwünsche umsetzen. Für mich ist das ein wahrer Traum, so flexibel und kreativ arbeiten zu können.“


WhatsApp hat sich bewährt


Die Kunden-Kommunikation per Chat-App hat sie über die Jahre zu schätzen gelernt und deshalb beibehalten. Im Alltag mit drei Kindern und neben der Arbeit im Stall mit 800 Naturland-Mastschweinen kann die Bäuerin tagsüber nicht immer ans Telefon gehen. „Dadurch, dass ich nicht ständig zum Telefon rennen muss, kann ich mir meine Arbeitszeit frei einteilen“, sagt sie. Anrufer bittet sie nach einem Telefonat häufig darum, alle Details noch einmal in einer kurzen Nachricht zusammenzufassen. „Der Chat-Verlauf in der App dient mir als elektronischer Notizzettel. Abholzeit, Sonderwünsche, Stückzahl: Das habe ich dann sofort im Blick“, sagt sie voller Überzeugung.


Ihr Talent hat den Hof noch stimmungsvoller und schöner gemacht. Im Frühjahr reihen sich Setzlinge an der Hauswand. Karin Frey dekoriert für die Sommermonate Töpfe, Schalen und ausrangierte Wannen mit Blumen. „Die Landwirtschaft und die Floristik sind hier eins“, sagt sie.


katharina.meusener@topagrar.com

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