Positiv und zupackend. Eigenständig. So war Camilla, als wir uns kennenlernten. Und so ist sie heute noch. Ihre starke, vielleicht sogar „robuste“ Art hat mich vom ersten Moment an begeistert.

Auch unseren Kindern hat Camilla viel Eigenständigkeit vermittelt. Als Selma, Vera, Jacob und Esther klein waren, gab es oft einen Grund, zu schmunzeln. Sie fielen im Kindergarten und in der Schule auf, weil sie sich ‚ungewöhnlich selbstständig‘ verhielten.

Inzwischen sind die Vier erwachsen. Sie kommen zu Besuch oder wir besuchen sie in Mainz, Frankfurt, Köln. Unser Sohn studiert Landwirtschaft, er wird früher oder später hier einsteigen.

2011 beschlossen wir uns, noch einmal zu vergrößern. Es war unsere gemeinsame Entscheidung, angelegt auf 15 Jahre, unsere aktive Zeit bis zum Rentenalter. Wir lieben beide die Kühe und ich bin froh, dass wir in dieser Industrie-Region Milchviehhalter sein können. Den Stall haben wir aber bewusst so gebaut, dass er später auch anders genutzt werden kann. Unser Sohn und seine Partnerin sollen frei entscheiden.

Der Hofalltag ist heute, da die Kinder aus dem Haus sind, verändert. Camilla ist ehrenamtlich stark engagiert – ich bin es auch. Andere Themen, Impulse, Gespräche: Ich brauche das. Ich möchte meine Kraft und Gedanken auch auf etwas anderes als den Hof lenken.

Seit Langem bieten wir für Kinder, aber auch für Erwachsene, Hofführungen an. In den Begegnungen stelle ich immer wieder fest, dass es Abstand zur eigenen Situation braucht. Jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung. Der Verbraucher versteht im ersten Moment nicht, warum wir das Kalb von der Kuh trennen. Wie auch? Es gilt, seine Sichtweise zu akzeptieren.