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Hofgut Stefansreute: Heimat auf Zeit

Lesezeit: 5 Minuten

Wer für den Grafen arbeitet, wohnt auf dem Gut! Verwalter Hubert Geser kann mit dieser Regel sehr gut leben. Seine Familie und er genießen die Idylle und Alleinlage in Oberschwaben.


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Hubert


Martina


Ich bin ein Bauernsohn aus dem Allgäu. Zweitgeborener! Mein Bruder war zuerst da – und gemäß der Tradition hat er den elterlichen Betrieb in Leutkirch übernommen.


Ich hätte auswandern, weggehen, etwas ganz anderes machen können. Aber… ich wollte es nicht. Ich entschied ich mich für die Lehre zum Landmaschinenmechaniker. Doch der „Heißhunger“ aufs Ackern und das Landleben riss nicht ab. Kurzerhand schloss ich eine landwirtschaftliche Ausbildung an.


Als Martina und ich uns kennenlernten, hatte ich den Meisterbrief bereits in der Tasche und arbeitete für eine Behinderteneinrichtung mit Milchvieh und Ackerbau.


Martina beeindruckte mich mit ihrer Energie und Besonnenheit. Ich brauchte nicht lang, um mir ein Leben mit ihr vorstellen zu können.


Durch meinen beruflichen Neustart klärte sich die Ortsfrage schneller als es uns bewusst war. Aus heutiger Sicht bin ich dankbar dafür. Wir führen hier im Oberschwäbischen, beide jeweils 50 km von unseren Geburtsorten entfernt, ein glückliches Leben – als Landwirte und als Privatleute. Wir sind hier heimisch geworden.


Der Austausch mit dem Erbgrafen zu Königsegg ist offen und fair. Er ist Forstwirt. Einmal im Monat sitzen wir zusammen: Gucken auf die Zahlen, fachsimpeln, denken über Investitionen nach. Zudem halte ich seine Burg, die Forst- und Wohnhäuser in Stand. Das bringt viel Abwechslung in den Alltag.


Der Betrieb ist über die Jahre gewachsen. Aktuell bauen wir neben Getreide und Mais auch Silphie an. Der Anteil an Blühflächen steigt.


Rund um den Hof grasen Galloways, gut 100 Tiere. Ihr Fleisch verkaufen wir alle vier Wochen in unserem Verkaufsraum hier auf dem Hof. Die Kunden können zwischen 10 kg-Fleischpaketen, Wurst in Gläsern, Landjägern und Rindersalami wählen.


Außerdem steht Wein in den Regalen: Der edle Tropfen stammt aus dem Burgenland, wo die gräfliche Familie auf Schloss Halbturn Reben anbaut – mehr als 40 ha. Die Größe ist beeindruckend!


Unsere Kinder sind Frohnaturen, alle vier. Sie machen Sport oder Musik und sind aktive Jungzüchter. Martina umsorgt sie. Die eigene Familie ist ihr heilig. Auch wenn sie selbst dafür oft zurücksteckt. Immer wieder kommen ihr neue Ideen: Entweder plant sie ein großes Picknick am See oder bereitet einen Familien-Cocktail-Abend vor. Dann gibt’s Caipirinha für die Großen, Saft-Cocktails für die Kinder.


In Sachen Pünktlichkeit unterscheiden wir uns: Martina ist sehr strukturiert. Ich selbst bin gut organisiert, aber auch mal unpünktlich.


Mein großes Hobby sind Oldtimer: Autos, Motorräder, Fahrräder. Sonntags hole ich gern den alten Fiat 500 oder meinen Mercedes von 1963 aus der Garage.


Ich war Anfang 20, fast fertig mit der Ausbildung zur Erzieherin, als ich Hubert auf einer Feier kennenlernte. Wir trafen uns ein paar Mal, er umschwärmte mich! Es kommt bestimmt nur selten vor. Aber für mich war es Liebe auf den ersten Blick.


Pläne für unsere Zukunft machten wir sehr schnell. Als ich beruflich für einige Monate in den Schwarzwald ging, schrieb Hubert seine Bewerbung an den Grafen zu Königsegg. „Verwalter für Ländereien und Immobilien gesucht…“ Ich glaube, ich war aufgeregter als er selbst. Denn die Dimension der Entscheidung war groß: Würde es klappen, wäre die Stefansreute unser gemeinsamer Lebensort und unsere Aufgabe.


Es klappte! Im Herbst 1995 fing Hubert an und wir renovierten das große Haus. Wenig später folgten meine Umzugskisten. Felix, unser ältester Sohn, war schon unter-wegs und wir heirateten. Es war eine ganz intensive Zeit.


Heute ist der Betrieb mit großem Garten, Scheunen und Stallungen seit fast 20 Jahren unser Zuhause. Wir wohnen ländlich und abgelegen, aber nicht abgeschieden.


Die Kehrseite: Ich sitze ständig im Auto, fahre den Nachwuchs hin und her. Das ist der Preis für diese Idylle.


Dass die Zeit hier einmal enden wird, mache ich mir oft bewusst. Doch das ist kein negativer Gedanke. Im Gegenteil: Er lässt mich die Ruhe, Natur und Schönheit sogar noch mehr genießen. Ich bin ein Mensch, der gerne draußen und aktiv ist, mit den Händen arbeitet.


Oft binde ich Kränze, dekoriere unseren Verkaufsraum oder richte eine schöne Tafel her, wenn der Graf mit Gästen zu Besuch kommt. Regelmäßig werfe ich in unserem alten Backhaus den Ofen an, backe Brot, Kuchen und typisch schwäbische Dennete.


Wahrscheinlich könnte ich ein neues Standbein für den Hof daraus machen. Wenn wir unser Fleisch verkaufen, berate ich die Kunden gern, gebe Rezepte weiter oder bewirte Gäste mit herzhaften Gerichten und Kuchen.


Doch zuallererst bin ich Mutter! Als der Große zur Welt kam, hörte ich im Kindergarten auf. Für mich ist es richtig so: Ich möchte für meine Kinder da sein, ein offenes Ohr haben. Manchmal sprudeln die Geschichten beim Mittagessen nur so aus ihnen raus. So kenne ich es vom Hof meiner Eltern in Bad Schussenried. So fühlt sich Urvertrauen für mich an.


Dennoch: „Ich geh heut nicht mit“, sagt Felix jetzt immer häufiger. Wir radeln, picknicken oder wandern dann fröhlich zu fünft. Einmal tief durchatmen, das muss ich aber schon. Er wird erwachsen.


Für die Zukunft habe ich nur einen großen Wunsch: Dass wir als Paar zusammen alt werden und gesund bleiben. An Huberts Seite fühle ich mich sicher und geborgen.

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