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Hofübergabe ist…

Lesezeit: 5 Minuten

…NEUORDNUNG


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Wer bekommt wie viel? Bei der Übergabe geht es um Gerechtigkeit, nicht um Gleichheit. Gleichheit ist eine mathematische Fragestellung, zum Beispiel: ein Hof, drei identische Teile. Gerechtigkeit ist aber ein Beziehungsgeschehen. Also: Was braucht der Hof und Hofübernehmer zum Fortbestand, wie viel bekommen die zwei weichenden Erben? Wenn die Beziehungen nach der Übergabe noch produktiv und belastungsfähig sind, war es ein guter Weg.


…ANSTOSS DER SENIOREN


Jung oder Alt – wer hat die Aufgabe, den Prozess der Hofübergabe in Gang zu setzen? Die Senioren! Sie dürfen (und müssen) den ersten Schritt machen und den Prozess gestalten, es ist ihre Verantwortung.


Idealerweise richten sie sich dabei nach den Wechseljahren, also ihrer ganz persönlichen und biologischen Phase der Veränderung. Die Wechseljahre sind ein organischer Zeitpunkt, um zu starten. Denn: Wer rechtzeitig beginnt, hat Zeit für Gespräche, Abstimmungsprozesse und kann ggf. nach Alternativen suchen. Wer zu lange wartet, verspielt diese Chancen. Ein Zeitrahmen von fünf, besser aber zehn Jahren, ist für eine erfolgreiche Übergabe wünschenswert.


Wichtig: Eltern sollten sich, z.B. beim Gang zum Steuerberater oder Notar, der jungen Generation unbedingt mitteilen, ansonsten entsteht „Herrschaftswissen“. Alle wesentlichen Schritte sollten aber für alle Beteiligten durchschaubar und transparent sein.


…KLÄRUNG


Nur wer sich darüber „im Klaren“ ist, was er will, kann klären. Dabei sind – je nach Person – Unterschiede normal und es gilt, die verschiedenen Sichtweisen (z.B. auf die Hofstruktur, das Zusammenleben oder Vermögen) zu respektieren.


Naturgemäß sieht der weichende Erbe die Situation anders als der Altenteiler oder Hofübernehmer (und Unternehmer). Entscheidend ist, dass die gesamte Familie miteinander redet. Alle, die beteiligt sind, sollten möglichst früh ihre Erwartungen aussprechen, und zwar konkret! Viele Übergaben scheitern auf der Zielgeraden, weil einzelne Personen nicht damit rausrücken, was sie wollen und brauchen.


…GLÜCK


Der Familienbetrieb ist ein hohes Gut. Ihn zu besitzen und weitergeben zu können, ist – neben allen Spannungen und Konflikten – auch Glück und Segen. Mein Tipp für Seniorinnen und Senioren: Treten Sie einen Schritt zurück, gewinnen Sie Abstand. Ziehen Sie Bilanz: Sie dürfen dankbar dafür sein, was Sie geleistet und was Sie persönlich an Beistand und Fügung erfahren haben! Sie dürfen dankbar dafür sein, familiäre Bindungen, gute Freundschaften und Hobbys zu haben. So kann Dankbarkeit Ihnen Halt schenken und neue Wege ermöglichen. Wer sich gehalten weiß und sicher fühlt, kann leichter loslassen.


…LERNPROZESS


Entgegen aller Ängste und Sorgen: Sich helfen zu lassen, macht nicht hilflos! Sich helfen zu lassen, macht authentisch und in letzter Konsequenz stark. Egal, auf welchem Gebiet Sie im Zuge der Übergabe stecken bleiben – suchen Sie sich Menschen, die Sie begleiten! Dies können Familien-berater, Coaches, Mediatoren, Seelsorger oder auch Steuerberater, Rechtsanwälte und Notare sein. Legen Sie dort, in diesem geschützten Rahmen, die Karten offen auf den Tisch. Am besten frühzeitig, bevor es zu Hause „kracht“.


…FAMILIEN-DING


Wer einen Besen falsch einstielt, kann nicht gut damit arbeiten. Dieser Vergleich passt auch hier: Überlegen Sie redlich, wann, wie und mit wem Sie in den Prozess einsteigen. In der Regel gehört zunächst die Kernfamilie an einen runden Tisch – ohne PartnerInnen, Ehefrauen und Ehemänner.


Wichtig: Geben Sie sich dabei ein „An-sehen“. Schenken Sie einander Zeit, Wertschätzung, Geduld, Verständnis und echte Zuwendung. Nichts brauchen wir als Menschen mehr. Schwer wird es, wenn Sie zerstritten und unversöhnt zusammenkommen. Wer gekränkt ist, läuft Gefahr, auch zu kränken. Ein böser Teufelskreis.


…GESCHENK


„Bitte sehr, für Dich, mein Sohn/meine Tochter! Wir vertrauen darauf, dass Du den Hof in eine gute Zukunft führst, wie auch immer sie aussieht!“


Wow, was für ein Satz! Was für eine positive innere Haltung! Sie wird das Verhalten von alter und junger Generation prägen.


Zur Verdeutlichung: Die Hofübergabe ist eine Schenkung zu Lebzeiten. Denn: Nur Sterben macht Erben. Wie verhält es sich bei Ihnen? Ist es eine Schenkung ohne Bedingungen, oder ein Kauf/Verkauf zu bestimmten Konditionen? Mit der Hofübergabe entlassen Senioren ihr Vermögen „zur produktiven Aneignung“ an die Übernehmer. Diese Einsicht fällt vor allem vielen Landwirten schwer. Doch man kann diese Haltung der Gelassenheit einüben und sogar „lieben lernen“ – mit Zeit, Geduld und in gutem Austausch mit anderen Menschen.


Die Freiräume, die sich für frischgebackene Altenteiler auftun, sind Chancen, etwas Neues und Anderes zu gestalten. Das Problem: Wer nichts Neues zum Festhalten hat, wird sich am Alten festklammern.


…GESCHÄFT & VERTRAG


Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: das gilt auch für die Hofübergabe. Direkt nach der Übergabe wird der neue Chef vor allem auf die betriebliche Entwicklung achten. Bei guter Liquidität sollte er sich aber auch um die private Altersvorsorge und das Privatvermögen kümmern. Immobilien und andere Vermögenswerte erleichtern die spätere (eigene) Übergabe, vor allem in puncto Abfindung und Altenteil.


Zudem: In Deutschland besteht für die Hofübergabe Vertragsfreiheit. Nutzen Sie diese Chance für Ihre eigenen Interessen und Ziele! Musterverträge sind „Leitplanken“. Das eigene Nachdenken, Abwägen und Gestalten ersetzen sie nicht.


…STRESS-TEST


In der Umbruchsphase ändert sich auf dem Hof vieles. Es ist eine wackelige, zerbrechliche Situation – für alle. Viele Übernehmer erfahren jetzt einen echten Beziehungs-Stress-Test – ggf. sind zeitgleich die Kinder noch klein oder heftig pubertierend.


Nicht selten kommt es aber auch für die Senioren zur Zerreißprobe. Was zu lange nicht ausgesprochen wurde, platzt nun aus ihr oder ihm heraus. Man ist schonungslos mit alten, offenen Fragen und der eigenen Biografie konfrontiert. Die Flucht ins Hofleben (Melken, Füttern, usw.) funktioniert nicht mehr.


Positiv gesehen: Das Senioren-Paar kann und darf sich neu erfinden!

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