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Mut muss man freischaufeln

Lesezeit: 4 Minuten

Frau Körkel, wie wird man zur Mut-Botschafterin?


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Körkel: Mein Weg hat mich dazu gemacht. Nach der Geburt meiner Tochter war mir schnell klar, dass ich nicht alleine zu Hause sitzen, sondern etwas machen wollte. Zuvor war ich Angestellte, aber die Geflügelhaltung hat mich schon immer gereizt. Nur konnte ich mich auf dem Hof nicht wirklich frei und selbstbestimmt verwirklichen. Meine Schwiegereltern sind jung, wir übernehmen den Hof erst in 10 bis 15 Jahren. Ich wollte aber etwas wirklich Eigenes haben. Deshalb sind die Masthähnchen nicht an den Betrieb gekoppelt, sondern ein eigenes Unternehmen. Da redet mir keiner rein. Viele Leute fanden diese Entscheidung besonders mutig. Ich fand es ganz logisch, so zu handeln und wollte wissen, weswegen nur so wenige ihrem inneren Instinkt folgen.


Was haben Sie dabei herausgefunden?


Körkel: Unser Mut entwickelt sich vom ersten Tag im Mutterleib bis ungefähr zum dritten Lebensjahr. Danach lagern sich Erfahrungen, Enttäuschungen und Verluste darüber. Die nehmen uns den Mut. Wir denken zu verkopft daran, was alles schiefgehen kann. Ich will die Menschen ermuntern, nach ihrem kindlichen Mut zu suchen, zu graben. Mein Motto ist immer: ‚Verstand aus, Mut an!‘


Wieso ist Mut so ein wichtiges Thema?


Körkel: Weil all die Work-Life-Balance nichts bringt, wenn man nicht den Mut hat, die eigenen Wünsche anzugehen.


Was ist Ihre Botschaft?


Körkel: Habt den Mut, Euch einzugestehen, was Ihr machen wollt! Wofür schlägt Euer Herz? Und wenn die Antwort ‚Familie und Kinder‘ ist, dann macht das. Wenn die Antwort ‚ins Ausland gehen‘ ist, dann macht das. Gründet Euer eigenes Unternehmen! Seid selbst Chef! Wartet nicht darauf, irgendwann zu erben. Erben kann man auch als erfahrener Unternehmer noch. Lebt Euren Traum jetzt!


Sprechen Sie damit vor allem Frauen an?


Körkel: Nicht nur, aber Frauen haben täglich mehrere Verbesserungsideen für ihr Leben. Ich locke die Frauen aus der Reserve, damit sie sich mit ihrem Potenzial auseinandersetzen. Es ist egal, ob man Fachfrau für etwas ist oder nicht. Es geht darum, zu erkennen, was in einem steckt und das zu machen. Ich alleine kann die Welt nicht verändern. Aber wenn ich ein paar Frauen dazu bringe, das zu tun, was in ihnen brennt, dann habe ich viel erreicht.


Mangelt es auch Männern an Mut?


Körkel: Ja! Auch Männern und überhaupt der gesamten Branche mangelt es an Mut. Viele Betriebe sind so groß gewachsen, dass sie jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen und nicht mehr wissen, wohin. Sie sehen den Raum für Ideen, zum Ausprobieren und für Veränderungen um sich herum nicht mehr. Hätte ich statt meiner Mobilställe einen Maststall auf die Wiese gestellt, wäre ich jetzt 10 bis 15 Jahre lang gebunden. Für mich ist das eine Horrorvorstellung. Für andere vielleicht nicht. Deswegen muss jeder nach seinen eigenen Zielen fahnden.


Und in welchen Situationen fehlt unserer Branche der Mut?


Körkel: Wenn wir mit unseren Kunden sprechen. Wir können nur gewinnen, wenn wir den Verbraucher als Teil unseres Systems sehen. Ich bin überzeugt, würde mein Nachbar morgen genau das Gleiche machen, würde mein Geschäft immer noch brummen. Warum? Weil ich voll und ganz hinter meinem Produkt stehe. Die kaufen ein Stück von mir mit jedem Hähnchen. Mit unserer Echtheit können wir als Landwirte nur gewinnen. Die Kunden merken das sofort, wenn man mit Leidenschaft arbeitet.


Wann mussten Sie selbst ganz mutig sein?


Körkel: Bei der Tiergesundheit. Als ich einmal vor der Entscheidung stand, Antibiotika bei den Hähnchen einzusetzen, habe ich einige Kunden per E-Mail auf den Hof eingeladen, um zu zeigen, wie ein krankes Huhn aussieht. Meinem Schreiben sind 25 Personen gefolgt. Ich habe tief durchgeatmet und sachlich erklärt, dass es wichtig ist, jetzt zu handeln. Am Ende sind wir ohne Medikamente ausgekommen. Ich hätte natürlich auch einfach in den Newsletter schreiben können, dass die Hähnchen krank sind, ohne meine Kunden mit ins Boot zu nehmen. Aber wir müssen mit den Leuten offen umgehen. Am Ende bringt das sogar Spaß! katharina.meusener@topagrar.com

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