Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Reportage

Den Kreislauf geöffnet

Lesezeit: 5 Minuten

Gyso von Bonins Demeter-Betrieb wirtschaftet durchgängig besonders nachhaltig. Über eine Futter-Mist-Kooperation konnte er seine Erträge deutlich steigern, ohne an Nachhaltigkeit einzubüßen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Im Ökolandbau denkt und arbeitet man in Kreisläufen. Das gilt besonders für Demeter-Betriebe. Der Verband schreibt ausdrücklich die Haltung von Nutztieren vor, um einen geschlossenen Nährstoffkreislauf sicherzustellen. Gyso von Bonin lebt diesen Kreislaufgedanken auf seinem Betrieb Gut Körtlinghausen bei Rüthen am Rande des Sauerlands bereits seit über 35 Jahren.


Nur eigener Mist und Kleegras


Den Nährstoffbedarf seiner 217 ha Acker- und Grünlandflächen deckte er lange Zeit nahezu komplett über die Stickstofffixierung verschiedener Leguminosen und den etwa 600 t Stallmist seiner 60 Milchkühe. „Wir haben einen nahezu geschlossenen Stoffkreislauf. Bis auf das Saatgut kommt fast nichts in den Betrieb rein und es geht nur wenig raus, bis auf Milch, etwas Fleisch und das verkaufte Getreide. Das ist unsere Grundidee“, erklärt von Bonin. Aufgrund der selbst für Biobetriebe sehr geringen Tier-Besatzdichte von 0,5 GV/ha ist die verfügbare Düngermenge für die Flächen entsprechend niedrig. Der in der Studie gemessene N-Eintrag von 118 kg/ha liegt deutlich unter dem Durchschnitt der beteiligten Biobetriebe (157 kg/ha).


Das macht das Gut Körtlinghausen in Bezug auf potenzielle N-Verluste absolut vorbildlich. „Von unseren N-Bilanzen träumt die Wasserwirtschaft“, sagt von Bonin. Zudem ist er überzeugt, dass die knappe Nährstoffzufuhr seinen Pflanzenbau extrem effizient macht, da die Kulturen alle verfügbaren Nährstoffe nahezu vollständig nutzen.


Die Kehrseite dieses Low-Input-Ansatzes: Die Gehalte für zentrale Nährstoffe, wie Kalium und vor allem für Phosphor, sind auf vielen Flächen zum Teil deutlich unter dem Soll. Entsprechend niedrig fielen auch die Erträge aus mit knapp 37 dt/ha für Weizen oder 20 dt/ha bei Roggen: „Wir arbeiten hier bei der Nährstoffversorgung im Mangel. Das ist zum Teil auch so gewollt, um eine maximale Verwertung zu haben“, erklärt von Bonin.


Aber rückblickend ist er froh, die Empfehlung der Wissenschaftler für eine zusätzliche Nährstoffzufuhr angenommen zu haben – auch wenn ihm die Öffnung des Betriebskreislaufs nicht leicht gefallen ist: „Ich war da etwas stur und wollte anfangs nicht, dass Nährstoffe von außen reinkommen.“


100 t Hühnerkot kommen von einem Bio-Nachbarn


Da eine Aufstockung der Milchviehherde wegen begrenzter Stallkapazitäten nicht möglich war, setzte von Bonin ab 2014 auf eine Futter-Mist-Kooperation mit einem benachbarten Bio-Geflügelbetrieb. Die zusätzlichen 100 t Hühnertrockenkot bringt er seitdem gezielt auf Flächen mit erhöhtem Nährstoffbedarf aus.


Dieser Schritt machte sich schnell bemerkbar. Die Erträge für Winterweizen und Ackerbohnen stiegen im Schnitt um über 15%. Im Jahr 2018 erzielte von Bonin mit 5,2 t Weizen und 4,4 t Ackerbohnen die höchsten Erträge seit 1980.


Neben zusätzlichem Stickstoff brachte der Hühnertrockenkot vor allem einen Schub für die Phosphatversorgung. Die Gehalte im Boden haben sich bereits auf vielen Flächen spürbar verbessert.


Trotz dieser positiven Entwicklung möchte von Bonin die Mist-Kooperation vorerst nicht ausweiten, obwohl er die vorgeschriebene Begrenzung beim Viehbesatz von 2,0 GV/ha noch nicht erreicht. Von Bonin: „Wir würden mit unserem geringen Besatz auch problemlos 200 t Hühnermist verkraften. Aber wir wollen uns langsam steigern.“ Der Biolandwirt fürchtet vor allem Qualitätseinbußen bei seinen Speisekartoffeln und eine höhere Lagerneigung beim Getreide durch zusätzlichen Stickstoff. „Wir arbeiten mit sehr widerstandsfähigen, langstrohigen Ökosorten, die dafür anfällig sind“, begründet von Bonin seine Vorsicht.


Humusaufbau ist das A und O


Sein zentraler Dünger bleibt deshalb der Stallmist, den er zu Kompost reifen lässt. Der Kompost ist ihm aber nicht nur als Dünger wichtig, sondern dient auch dem gezielten Aufbau von Humus im Boden. Die Humusbilanz des Biobetriebs ist positiv, liegt aber etwas unter dem Schnitt der anderen beteiligten Biobetriebe.


„Der Humusaufbau ist ein zentrales Thema für uns. Da wollen wir jede Gelegenheit nutzen, etwas zu tun“, sagt von Bonin. Dazu gehört für ihn ein hoher Kleegrasanteil von 25 % in der Fruchtfolge, der seiner Erfahrung nach nicht nur die Bodengesundheit fördert, sondern auch den Unkrautdruck verringert.


Der Anbau von Zwischenfrüchten wurde auf Anraten der Forscher ebenfalls weiter forciert. Wicken-Gras-Sonnenblumen-Gemenge baut er – wann immer es möglich ist – nach Getreide und Raps an.


Von Bonin ist überzeugt, dass seine humusfördernde Bewirtschaftung vor allem in Extremjahren Vorteile bietet: „Unsere guten Humuswerte tragen sicherlich dazu bei, mehr Feuchtigkeit im Boden zu halten. So konnten wir im letzten Jahr trotz der Trockenheit für unsere Verhältnisse absolute Top-Erträge erzielen.“


Auch das nach wie vor niedrige Nährstoffniveau bietet dabei aus seiner Sicht Vorteile, da die Pflanzen mehr Wurzeln ausbilden und dadurch die Feuchtigkeit im Boden besser ausnutzen können.


Mehr als reine Betriebswirtschaft


Die wirtschaftliche Situation des Betriebs hat sich durch die deutlichen Ertragszuwächse und einen Sprung in der durchschnittlichen Herdenleistung seiner Milchviehherde von etwa 500 kg/Kuh im Jahr verbessert. Hinzu kommen die derzeit optimalen Rahmenbedingungen für die Vermarktung von Bioprodukten. „Der Biomarkt ist gerade ein Nachfragemarkt“, freut sich von Bonin. „Alles, was wir ausgesät haben, ist schon verkauft. Und das zu sehr guten, festen Preisen.“


Dennoch stellt der Biolandwirt klar, welchen Stellenwert er der Nachhaltigkeit auf seinem Betrieb einräumt: „Für mich geht es bei der Landwirtschaft um mehr als um reine Betriebswirtschaft. Nachhaltig zu wirtschaften, ist Grundvoraussetzung für meine Arbeit als Landwirt. Umso mehr freue ich mich über die Ergebnisse der Studie. Denn die zeigen, dass wir das bisher ganz gut hinbekommen haben.“

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.