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topplus Aus dem Heft

Die Maske und ich

Lesezeit: 2 Minuten

Ich stehe im Bad und schmeiße mir ein großes, weißes, hauchdünnes Tuch auf Wangen, Kinn und Nase. Tuch-Gesichtsmasken sind der neuste Schrei. Seit Kurzem trägt man Gesichtsmasken nicht mehr selber auf – man trägt Tuchmasken. Besonders praktisch: Das Gesicht ist schon ausgeschnitten.


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So sitze ich in meiner Mike-Myers-Erscheinung auf der Badewannenkante und warte. Die Maske hat zehn Minuten Einwirkzeit. Nach drei Minuten betreten zwei Herren den Raum: Mein Mann und mein Sohn. Beide erschrecken sich, wobei einer laut lacht und einer weint. (Ich verrate an dieser Stelle nicht, wer wie reagiert.) Mein Mann erkundigt sich, was das da in meinem Gesicht denn sei und ob das was bringt. Ich versichere ihm, dass es was bringt. Er schaut mich ungläubig an.


„Glaubst du nicht“ erwidere ich. „Diese Maske ist, wenn man so will, wie... (Pause) Beize für‘s Gesicht.“


Beize – Willkommen in seiner Sprachwelt! „Beize wird ja dem Saatgut wie eine Art Mantel zugesetzt, kurz vor der Aussaat.“ Er nickt. „Sie bewirkt so eine Reinigung und Desinfektion der Körner. Sie verhindert, dass Schäden durch Insekten oder Vögel entstehen, oder dass sich Pilze breitmachen. Bei meiner Haut ist es genauso. Ich möcht sie auch vor Krankheiten und Umwelteinflüssen schützen.“ – „Ah okay, so habe ich das noch nie gesehen. Das heißt, wenn du die Maske trägst, ist die Wahrscheinlichkeit niedriger, dass dich Vögel anpicken oder ein Pilz befällt? Dann bin ich ja beruhigt.“ Hah, jetzt scheint er es zu kapieren. „So ähnlich“, sage ich. „Zumindest ist meine Haut gepflegt und gestärkt, sie kann Umweltreize abwehren. Das wollen wir bei den Pflanzen auch.“


Der Wecker klingelt, die zehn Minuten sind rum. Mein Mann lächelt, dann stellt er sich ernst. „Julia, du darfst deine Gesichtsbeize jetzt abnehmen!“

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