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Zu: „Dürre verbrennt die Erträge“, top agrar 8/2018, Seite 66.

Dürre trifft nicht nur die Bauern!

Lesezeit: 4 Minuten

Die Dürre greift massiv um sich. Viele Landwirte sind verständlicherweise sehr angespannt. Aber die Dürre trifft die Lohnunternehmer gleichermaßen. Ich bin Landwirt und Lohnunternehmer, ich kenne also beide Seiten. Auch Lohnunternehmer müssen mit massiven Ausfällen klarkommen. Ich habe in diesem Jahr eine Maisausrüstung für meinen Drescher angeschafft, weil viele Kunden im letzten Jahr die Ernte von Körnermais und CCM angekündigt hatten. Die Ausrüstung wurde gekauft und bezahlt. Wegen der Dürre sind nur keine Kolben da, die man dreschen könnte und damit auch keine Einnahmen. Das größte Problem sind aber die verständlichen Liquiditätsengpässe vieler Landwirte aufgrund der Dürre. Wenn die Rechnungen nur zögerlich beglichen werden, bekomme ich als Lohnunternehmer auch Probleme. Rechnungen, Löhne, Finanzierungskosten muss ich weiterhin begleichen – auch wenn die Einnahmen ausbleiben. Und wenn ich meine Kosten nicht mehr begleichen kann, dann kann ich meine Dienste im nächsten Jahr nicht mehr anbieten. Wer holt dann die hoffentlich bessere Ernte im Folgejahr vom Feld? Ich habe mich immer als Partner der Landwirte gesehen. Ich mache viel möglich. Jeder der meint, wir Lohnunternehmer würden die Bauern übervorteilen, der sollte sich überlegen, ob er mit eigener Mechanisierung weiter käme und ob er selber als Lohnunternehmer tätig sein möchte. Ich bin gerne Lohnunternehmer. Aber das Ganze hat auch massive Schattenseiten und ist ganz sicher kein Zuckerschlecken. Mein Appell: Landwirte und Lohnunternehmer sollten gemeinsam und partnerschaftlich durch diese schwere Krise gehen und Solidarität üben. Wer als Landwirt Solidarität fordert, der sollte sie auch gegenüber seinen Dienstleistern üben. Welcher Betrieb schafft es denn heute noch, ohne Lohnunternehmer seine Arbeit zu bewältigen?


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Lars Henken, 27632 Wurster Nordseeküste, Niedersachsen


DBV muss aus der Deckung kommen


Die Forderung nach differenzierten finanziellen Hilfen für die Landwirtschaft durch Bauernpräsident Rukwied ist sicherlich in der aktuellen Situation vertretbar. Wenn ein großer Teil der Bevölkerung dieses aber zum Anlass nimmt, der Landwirtschaft Ratschläge zu ihrer zukünftigen Ausrichtung zu geben, dann ist das allerdings starker Tobak. Der Berufsstand muss sich fragen, warum das so ist.


Massen an selbsternannten Fachleuten im Internet, fachlich völlig inkompetente Kommentatoren in Rundfunk und Presse sowie ideologisch getriebene Politiker machen gezielt Stimmung gegen die Landwirtschaft. Sie stellen die Bauern immer wieder als profitgierige Subventionsempfänger dar, die als Hauptverursacher des Klimawandels selbst Schuld an ihrer Misere sind. Und wo ist der Bauernverband? Man hat den Eindruck, in der fachlichen Diskussion duckt er sich weg!


Landwirtschaft ist heute ein hochkomplexes System, welches von einer Generation bestens qualifizierter Betriebsleiter betrieben wird. Man sollte versuchen, dies der Bevölkerung darzulegen, ihnen Zusammenhänge zu erklären und sie so mitzunehmen. Genau das halte ich für eine der ureigensten Aufgaben des Bauernverbandes. Wo ist er z.B. auch in der Diskussion um das Insektenverschwinden, in der Glyphosatdiskussion, in der Diskussion um die leidlichen Subventionen (richtiger: Beihilfen) und, und, und? Gerade in Bezug auf das Insektenverschwinden wird der Einfluss des Klimas in der öffentlichen Diskussion überhaupt nicht berücksichtigt. Die seit langem viel zu milden Winter behindern die Entwicklungszyklen der meisten Arten massiv.


Für mich ist völlig unverständlich, wie man behaupten kann, Beihilfen seien an keinerlei Auflagen geknüpft. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade als Ausgleich für die Auflagen werden diese Beihilfen bezahlt. Bei Verstößen droht der Verlust der Beihilfen oder gar hohe Bußgelder.


Landwirtschaft unterliegt einer Vielzahl von ökologischen, ökonomischen und durch den Gesetzgeber auferlegten Zwängen, die alle gleichermaßen zu berücksichtigen sind. Jedes Mal, wenn ich versuche, Verbrauchern landwirtschaftliche Zusammenhänge zu erklären, erlebe ich einen „Aha“-Effekt in Form von „Das habe ich ja gar nicht gewusst“.


Ich jedenfalls wünsche mir eine Versachlichung der Diskussion und ein Erwachen und Umdenken der Berufsstandsvertretung in Richtung Aufklärung. Wenn man nur dann wahrgenommen wird, wenn man in einer Notsituation Forderungen an den Finanzminister stellt, darf man sich über viele Reaktionen nicht wundern. Denn bestimmt 95% des Handelns der Landwirte ist vollkommen sachlogisch und verantwortungsbewusst. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, diese dominieren aber nicht!


Der ausgeschiedene DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer hat einmal von einer „Demokratisierung der Fakten“ gesprochen. Ein absolut treffender Ausdruck. Soweit darf es in unserer Demokratie allerdings nicht kommen! Dr. Bernd Schlüter,


53913 Swisttal, NRW

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