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Einmal Bio und zurück

Lesezeit: 3 Minuten

Nach 16 Jahren Öko-Landbau arbeitet Hermann Schulten-Baumer wieder konventionell. Es rechnete sich nicht mehr.


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Ich bin kein Überzeugungstäter. Für mich muss sich die ökologische Landwirtschaft in erster Linie rechnen.“ Das ist der Maßstab, mit dem Hermann Schulten-Baumer aus Mühlheim an der Ruhr die Umstellung auf den Öko-Landbau für seinen 100 ha großen Ackerbaubetrieb bewertet. Als Mitte der 80er-Jahre das Betriebsergebnis im konventionellen Betrieb stagnierte, dachte er erstmals über den Öko-Landbau nach. 1989 stellte er schließlich um.


Mehr Handarbeit:

In der Folge musste Schulten-Baumer seinen Betrieb vollkommen neu aufstellen. Als erstes schaffte er sich einen Striegel und einen Mulcher an und verkaufte die Pflanzenschutzspritze. Auf dem Acker war jetzt auch Handarbeit angesagt, vor allem, um Disteln und Ampfer zu bekämpfen. Um den Verzicht auf mineralische Düngung zu kompensieren, setzte er auf Kleegras und brachte diese Fläche in das damalige Stilllegungsprogramm ein.


Schulten-Baumer stieg in den ökologischen Kartoffelanbau ein und investierte 1993 stolze 230 000 DM in Lagerung und Technik. Die Sonderkulturen erforderten fortan dauerhaft 2,5 Arbeitskräfte, die in Saisonspitzen durch weitere 2,5 Arbeitskräfte ergänzt wurden.


Absolutes Neuland war die Vermarktung. Weil der Verkauf des Öko-Getreides aus der Ernte heraus meist nur unter massiven Preisnachlässen möglich war, investierte Schulten-Baumer kurzerhand in eine Getreidelagerung und Abpackvorrichtung für Sackware. Damit konnte er durchgängig direkt an Mühlen vermarkten und bessere Preise durchsetzen.


Die Marktschwankungen waren enorm. „Nach guten Ernten war oft so viel Bio-Ware am Markt, dass uns die Abnehmer als Bittsteller abkanzelten.“ Als Konsequenz aus der schlechten Vermarktung und wegen des Wunsches nach mehr Selbstbestimmung wechselte er daher mehrfach den Anbauverband. Zunächst war er bei Naturland, später bei Bioland.


Für „überzogen“ hält Schulten-Baumer auch die bürokratischen Anforderungen an die Öko-Betriebe. „Selbst für meinen viehlosen Betrieb waren dafür schon zwei ganze Arbeitstage im Jahr notwendig“, beklagt Schulten-Baumer. Während die Landwirte beim Anbau bis ins Detail überprüft würden, seien Verarbeiter und Händler von Ökoprodukten aus seiner Sicht jedoch viel anfälliger für Richtlinienverstöße. „Wie kann es sein, dass meine Öko-Kartoffeln in den Geschäften lose neben konventionellen Kartoffeln liegen, wer überprüft hier?“, fragt Schulten-Baumer kritisch.


Öko-Prämie zwingend:

Die wirtschaftliche Situation des Betriebes hat sich mit der Umstellung auf die ökologische Landwirtschaft zwar verbessert. „Ich hätte Dinkel und Kartoffeln alternativ aber auch konventionell in den Anbau nehmen und damit die Wertschöpfung erhöhen können“, ist Schulten-Baumer sicher.


Der Gewinnvorsprung der Öko-Betriebe sei sofort weg, wenn man die Öko-Prämie abziehe. Zudem seien die Betriebsergebnisse im Öko-Landbau mit größerer Unsicherheit behaftet, weil Ertrags- und Preisschwankungen ausgeprägter seien. Seine Bilanz: „In den 32 Jahren als Betriebsleiter hatte ich meinen besten als auch schlechtesten Jahresabschluss in den 16 Jahren Öko-Landbau.“.


Immer kritischer sah Schulten-Baumer auch die praxisfernen Richtlinien. Bestes Beispiel ist der Kartoffelanbau. „Wenn sich die Krautfäule auf dem ganzen Acker ausbreitet und man nur mit Kupfer gegenhalten kann, damit aber den Boden vergiftet, dann kommen Zweifel auf“, so Schulten-Baumer. So verlor er nach und nach die Freude am Öko-Landbau.


Die Rolle rückwärts:

Nach der Ernte 2005 erfolgte schließlich die Rück-umstellung. Er setzt jetzt wieder auf eine klassische Fruchtfolge mit Weizen und Raps. Aber den Dinkel baut er weiter an, jetzt allerdings konventionell. Investieren musste er lediglich in eine neue Pflanzenschutzspritze sowie einen Düngerstreuer. Rückblickend hätte er zwar lieber auf die letzten sechs der insgesamt 16 Öko-Jahre verzichtet, Hermann Schulten-Baumer ist mit sich aber im Reinen. „Wer einmal ökologisch gewirtschaftet hat, ist auch der bessere Konventionelle“, so sein Fazit.M. Steinmann

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