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Garnelenpoker

Lesezeit: 4 Minuten

Mit seiner „Landgarnele“ bringt Sven Damm Aufzucht, Produktion und Vermarktung der Exoten ins tiefste Hessen. Ein Investment mit viel Pioniergeist und Risikobereitschaft – ganz ohne Plan B.


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Früher mästete Sven Damm Schweine. Ob Pietrain oder Duroc, darum macht er sich keine Gedanken mehr. Seine neue Rasse heißt White Tiger. Statt um 800 Schweine kümmert er sich heute um knapp 400000 Garnelen.


Nach Abschluss seines Studiums stand für den 27-Jährigen die Übernahme des elterlichen Betriebes im hessischen Niedenstein an. „Eigentlich ein klassischer landwirtschaftlicher Betrieb mit 120 ha Ackerbau und Schweinemast mit 800 Plätzen“, erzählt er, „aber mit einem auslaufenden Pachtvertrag für den Schweinemaststall.“ Die zusätzliche Unsicherheit in der Schweinezucht und Gegenwind aus der lokalen Bevölkerung machten Damm schnell klar: „Wenn wir den Betrieb weiterentwickeln wollen, dann möglichst emissionsarm und nachhaltig.“ Zudem hatte er noch Wärme durch seine Biogasanlage übrig.


Eher zufällig stieß er auf die Garnelenzucht und sah darin Marktpotenzial: Von den jährlich 50000 t in Deutschland konsumierten Garnelen stammen nur 50 t aus heimischen Indoor-Anlagen.


In einem Schwung 80000 tIERE


Über 1,5 Mio. € hat Damm insgesamt in seine Anlage investiert. Die Produktionshalle umfasst neben neun Aufzuchtbecken und 14 kleineren Vorzucht- und Aufbereitungsbecken auch einen Hofladen. Das Gesamtwasservolumen der Anlage beträgt 1000 m3.


Im vierwöchigen Turnus kommen 80000 Garnelen der Rasse White Tiger auf den Betrieb – die ersten im November 2018. Die Larven aus den USA sind bei der Ankunft zwischen 0,5 und 1 cm groß. Der Junglandwirt hält die Garnelenlarven in einem akklimatisierten Salzwasserbecken bei 28°C für sechs Monate. Er arbeitet mit einem geschlossenen System, dem sogenannten Bioflock-System. Im Laufe des Durchgangs setzt er die Tiere in ein größeres Becken um. Die Gruppe bleibt aber die komplette Zeit zusammen. „Die Garnelen haben naturbedingt eine hohe Sterblichkeitsrate“, schildert er. „Die Mortalität der Tiere beträgt um die 50% – das gilt es zu optimieren.“


Vermarktung auf drei Wegen


Nach über einem halben Jahr kann Damm im Juni 2019 mit der Vermarktung des Erstbesatzes starten. Der Preis für das Produkt liegt bei 50 €/kg und ist damit doppelt so hoch wie im Supermarkt. „Unser Hauptverkaufsargument ist die Frische“, betont er. Die Frische der Garnelen zeigt sich auch im Ernteverfahren: Damm entnimmt die Garnelen nur auf Kundenbestellung. Geerntet werden die Tiere mit einem Gewicht von 20 bis 30 g. Kleinere Mengen entnimmt er mit einem Kescher. Für größere Mengen lässt er über ein spezielles Verfahren das Beckenwasser ab. Die Garnelen werden im Anschluss in einer Box mittels Elektroschocks getötet. Er setzt nach eigenen Angaben keine Medikamente ein.


Der Junglandwirt verkauft seine Garnelen auf drei unterschiedlichen Wegen. Im Hofladen und über seine Website (www.die-landgarnele.de) bietet er die Tiere direkt an. Da die Garnele ein leicht verderbliches Produkt mit einer Haltbarkeit von maximal sechs Tagen ist, können die Kunden die Ware im Hofladen nur auf Vorbestellung abholen. Dies ist an zwei Wochentagen möglich. Der Versand wiederum erfolgt per Express. Zudem plant Damm für seine Garnelen den Absatzweg über die Gastronomie.


Alles auf eine Karte


Bislang bestimmten vor allem das Kennenlernen und die Optimierung des Produktionsablaufes den Alltag. Um die Garnelenzucht erfolgreich zu betreiben, muss Damm nun die Vermarktungsstrukturen etablieren und auf feste Beine stellen.


Das ist auch zwingend erforderlich, damit er in Zukunft die großen Garnelenmengen von monatlich über einer Tonne verkaufen kann. Scheitern ist für den jungen Gründer quasi ausgeschlossen: Seine Anlagentechnik ist nur auf Garnelen ausgelegt. „Falls ich mich verzockt habe, könnte ich höchstens noch Wohnwagen in die Halle stellen“, scherzt er und bringt es auf den Punkt: „Einen Plan B gibt es nicht.“


Henning Dicks, Dr. Marit Schröder


Henning Dicks, Dr. Marit Schröder


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