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topplus Aus dem Heft

Gefährliches Zeitspiel

Lesezeit: 3 Minuten

Fast euphorisch war die Stimmung, als Julia Klöckner im März 2018 ihren ersten offiziellen Auftritt als Landwirtschaftsministerin der Milchbranche widmete. Davon ist nach einem drei Viertel Jahr nur noch we-nig zu spüren. Denn bewegt hat sie für die Milcherzeuger bisher wenig.


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Bei Milchpreisen über 30 ct/kg kümmert sich die Ministerin lieber um publikums- und medienwirksame Themen wie zum Beispiel gesundes Schulessen. Das ist zweifelslos wichtig. Auf der Hand liegt aber, dass Klöckner damit auch ihre eigene Karriere im Blick hat. Sie sammelt Pluspunkte in der Gesellschaft und empfiehlt sich für höhere politische Ämter. Die eher unangenehmen und vor allem unpopulären Milchthemen schiebt Klöckner dabei auf die lange Bank.


Diese Hinhalte-Taktik stößt immer mehr Milcherzeugern sauer auf. Sie fordern klare Positionierungen, damit sie wissen, wo sie dran sind:


  • Marktmacht des Handels: Der Lebensmittelhandel treibt die Milchbranche weiter vor sich her. Die jüngste Preisrunde hat das wieder eindrucksvoll gezeigt: 10 Cent weniger für das Päckchen Butter – aber der Handel hat seine Marge noch erhöht. Die EU will diese unfairen Handelspraktiken unterbinden. Das darf die Ministerin gerne forscher unterstützen und die Position der Landwirte in der Wertschöpfungskette stärken.
  • Lieferbeziehung: Klöckner will erst auf der Agrarministerkonferenz im April 2019 sagen, ob sie Vorgaben zu den Lieferbeziehungen macht oder nicht (Artikel 148). Dann ist sie über ein Jahr im Amt. Bis dahin lässt sie die Branche im Dunst ihrer Nebelkerzen stehen.
  • Sektorstrategie Milch: Die Landwirtschaftsministerin findet ein gemeinsames Positionspapier der Milchbranche gut. Das Erstellen überlässt sie den Verbänden. Diese basteln nun an jeweils eigenen Papieren und wollen daraus Gemeinsamkeiten ableiten. Das können im Ergebnis nur allgemeine Plattitüden sein. Wäre es nicht besser, Klöckner würde als Moderatorin alle Milchverbände an einen Tisch holen und im gemeinsamen Austausch Positionen entwickeln? Die Chancen auf Innovationen ständen besser.
  • Milchgüte-Verordnung: Die Überarbeitung der Milchgüte-Verordnung hat die Ministerin von ihren Vorgängern geerbt. Sie muss das mittlerweile mehrere Jahre alte Projekt jetzt endlich zum Abschluss bringen. Wie nötig das ist, zeigen z.B. die zahlreichen Molkereien, die ihren Umrechnungsfaktor schon jetzt auf 1,03 umstellen.


Klar ist, dass sich mit keinem der vier Punkte Marktmechanismen aushebeln sowie Milchpreisabstürze verhindern lassen. Aber Julia Klöckner sollte ihr Zeitspiel schnell beenden und die Rolle der Spielführerin annehmen. Zum einen, um die Milcherzeuger zumindest ein Stück weit zu stärken. Und zum anderen, damit diese den Glauben und den Mut an die Milchzukunft nicht verlieren. Sonst scheiden genau die Familienbetriebe aus, die die Ministerin selbst nur allzu gerne lobend erwähnt.


Frau Klöckner, beweisen Sie, dass die Anfangseuphorie berechtigt war. Packen Sie die Themen an – für die Milcherzeuger.

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