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Höfesterben ist kein Naturgesetz

Lesezeit: 3 Minuten

An das lautlose Verschwinden der Bauern hat sich die Landwirtschaft gewöhnt. „Wachse oder Weiche“ gilt als Naturgesetz. 1960 gab es in Deutschland noch 1,5 Mio. Betriebe, heute sind es knapp 268000. Für das Jahr 2040 prophezeit eine Studie der DZ-Bank noch 100000 Resthöfe und langfristig „die Abkehr vom jahrhundertealten Modell des bäuerlichen Familienbetriebs.“ Und was kommt dann? Gibt es bald nur noch Agrardienstleistungsunternehmen, deren Konzentration jener der Hersteller und Händler folgt?


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Möglicherweise ist ja das Bild einer Moderne, die nur Größe und Technik kennt, genauso denkfaul und falsch wie die angebliche Bullerbü-Romantik der Städter. Dem Schmerz jener Bauernfamilien, die aufgeben müssen, werden jedenfalls beide Klischees nicht gerecht. Sie bagatellisieren den Verlust lokalen Wissens und sozialen Zusammenhalts in den Dörfern ebenso wie die Ursachen der Betriebsaufgaben.


Da kommt einiges zusammen: Nachfolgeprobleme. Niedrige Erzeugerpreise. Finanzstarke Konkurrenten bei Landkauf oder Pacht. Europäische Agrarhilfen im Interesse der Bodenbesitzer. Inflationäre Qualitäts- und Mengenanforderungen der Handelsketten. Eine kapital- und wissensintensive Digitalisierung, die bäuerliche Betriebe überfordert.


Strukturwandel und „Konsolidierung“ treffe schließlich alle Industriezweige, heißt es lapidar. Aber selbst wenn es keinen Unterschied gäbe zwischen den Herstellern von Autos oder Zahnbürsten und jenen von Lebensmitteln und Kulturlandschaften: Andere Branchen beklagen ebenfalls zu Recht, dass mit kleinen und mittelständischen Unternehmern zugleich Fähigkeiten verschwinden, Kreativität, Flexibilität, Einbindung in die Region, Beschäftigung.


Auch in anderen Branchen bedingt Konzentration zugleich Macht – und das Risiko, dass sich Fehlentscheidungen breitflächig auswirken. Deshalb ist Vielfalt auch in der Landwirtschaft ein Wert an sich.


Sicher ist klein nicht automatisch gut und groß böse. Und doch sind Betriebe, die vor allem auf Größenvorteile setzen, seltener Pioniere ökologischer und sozialer Innovationen als kleinere Familienhöfe. Schon deshalb sollten Politiker deren Entfaltungsräume mit Priorität verteidigen.


Für die EU-Agrarreform hieße das, deutlich mehr Geld für die ersten Hektare und für ökologische Leistungen auszugeben. Das Kartellrecht sollte um soziale und ökologische Kriterien erweitert werden. Umwelt- und Tierschutzgesetze müssten Landwirten verlässliche Perspektiven für ihre Investitionen bieten. Förderprogramme für Hofnachfolger und junge Gründer bräuchten einen längeren Atem, regionale Interessenten Vorrang bei der Bodenvergabe. Die Forschung müsste stärker die ökologisch wirtschaftenden Familienbetriebe im Blick haben, außerdem Ideen für Betriebsformen, die bäuerliche Werte neu leben, entwickeln.


Alles gemäß dem neuen Leitbild: Vielfalt for future!

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